Bezirk

Was die Demenz «lehren» kann

19. März 2019

«Jajajajajaja», murmelte der ältere Herr oft vor sich hin, der durch die Gänge der Pflegestation schlurfte, auf der ich nach meiner Schulzeit ein soziales Jahr absolvierte. Wir hatten immer ein Auge auf ihn, damit er nicht durch die Tür «huschte». Seine Tochter besuchte ihn sehr oft und regelmässig. Aber auch ihr sagte er nur sein: «Jajajajajaja». Es hat sich viel verändert seither. In dem Pflegeheim damals gab es noch keine gesonderte Station für Demenzkranke. Die mussten irgendwie «spuren» im normalen Pflegealltag – was nicht selten zu Konflikten und Ärger führte.

Ganz anders nehme ich das heute wahr: Sowohl bei den Angehörigen wie bei der Pflegeperson, mit der ich für diese Ausgabe zum Thema Demenz sprechen durfte, habe ich eine bemerkenswert hohes Mass an Achtsamkeit wahrgenommen: eine Aufmerksamkeit für das, wie es der dementen Person je und je geht; eine Bereitschaft, sich auf das einzulassen, was jetzt gerade möglich ist; ein behutsamer Umgang. Eigentlich das, was überhaupt im zwischenmenschlichen Umgang wichtig ist – nur eben bewusster, klarer, stärker.

Eine gute Portion von dieser Achtsamkeit würde uns vermutlich helfen auch im Umgang miteinander und auf der Suche nach einem Weg in die Zukunft – nach den Entscheiden der Generalkonferenz. Die methodistische Einrichtung, in der ich damals arbeitete, war noch nicht so weit. Sind wir es heute?

S.F.

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