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Einen Gesprächsprozess ermöglichen: Methodisten beraten über die Beschlüsse der Generalkonferenz

14. Juni 2019

Vergangenen Februar hat die weltweite methodistischen Kirche beschlossen, am traditionellen Verständnis von Homosexualität festzuhalten und dieses neu mit Disziplinarmassnahmen gegenüber Pfarrpersonen konsequent durchzusetzen. An diesem Freitag hat die Jährliche Konferenz (Synode) der Methodisten aus der Schweiz, Frankreich und Nordafrika in einem ersten Schwerpunktteil begonnen einen Weg des Umganges mit diesem Beschluss zu suchen.

Das oberste legislative Gremium der weltweiten methodistischen Kirche hatte in einer ausserordentlichen Tagung Ende Februar mit knapper Mehrheit bestätigt, dass praktizierende, homosexuelle Pfarrpersonen weiterhin nicht ordiniert und gleichgeschlechtlich lebende Paare nicht getraut werden dürfen. Auch erhalten solche Paare keinen Segen. Neu werden zusätzlich Sanktionen für Pfarrpersonen gegen davon abweichendes Verhalten eingeführt.

An der Tagung in Wettingen nun setzten sich die Delegierten in einem ersten thematischen Block mit diesen als «Traditional Plan» bezeichneten Beschlüssen auseinander. Sechs Personen aus der Methodistenkirche waren gefragt worden, wie es ihnen nach den Beschlüssen der Generalkonferenz gehe und was sich seither bei ihnen persönlich verändert habe. Vier der sechs Personen waren in Wettingen auf der Bühne präsent. Zwei Statements wurden aus persönlichen Gründen von den Moderatorinnen verlesen. Diese Statements stammen von einer lesbischen Frau sowie von einer Mutter dreier Kinder, von denen zwei LGBTQ-Personen sind. Beide auch emotionalen Statements hinterliessen im Plenum Betroffenheit. Die vier anderen Statements stammten von jeweils zwei Personen, die dem Beschluss der Generalkonferenz grundsätzlich positiv gegenüberstehen, und zwei Personen, die den Traditional Plan, besonders die vorgesehen Sanktionen, ablehnen. Danach war es an den Delegierten, darüber in Gruppen zu diskutieren.

«America first» – auch in der Kirche!?

Bischof Patrick Streiff gab anschliessend einen kurzen Überblick über die Entwicklungen in der weltweiten Methodistenkirche nach dem Entscheid vom Februar. Dabei dominiere, so Bischof Streiff, vor allem die us-amerikanische Perspektive. Für die Bischöfe in Europa sei es dagegen sehr wichtig, dass, selbst wenn es zu einer kirchlichen Spaltung käme, an der methodistischen Verbundenheit über Länder- und dann auch Kirchengrenzen festgehalten werden könne.

Gesprächsbereitschaft fördern

Die am Vortag angekündigte Stellungnahme des Vorstands las Co-Präsident Roland Affolter an der Tagung vor. Der Vorstand legt darin die besondere Situation im Bischofsgebiet von Patrick Streiff dar, zu dem neben der Schweiz, Frankreich und Nordafrika auch 16 weitere Länder in Mittel- und Südeuropa gehören. «Die Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa, zu der unsere Jährliche Konferenz gehört, besteht aus einer Vielzahl von Ländern mit je eigenem Kontext», heisst es in der Stellungnahme. In mehreren dieser Länder, einschliesslich Frankreich und ebenso in Nordafrika, verträten Methodist/innen eher eine traditionelle Haltung, während in der Schweiz und in Österreich eine starke Tendenz zur Ablehnung des Traditional Plan wahrnehmbar sei.
In dieser Situation sei ein Gesprächs- und Klärungsprozess notwendig: «Als Vorstand möchten wir zum jetzigen Zeitpunkt Gesprächsbereitschaft und Meinungsbildung fördern», heisst es in der Stellungnahme. Ähnlich wie auf der Ebene der Zentralkonferenz wurde auch auf der Ebene der Jährlichen Konferenz eine Gruppe von Personen eingesetzt, die mögliche Szenarien für eine weitere Entwicklung prüfen soll.

Ein Stimmungsbild

Grundlage für die Arbeit dieser Spurgruppe ist eine elektronische Umfrage, an der teilzunehmen die Delegierten aufgefordert wurden. Sie können dabei ihre eigene persönliche Meinung und eine Einschätzung der Stimmung in ihren Gemeindebezirken zum Ausdruck bringen. Mit den Ergebnissen der Umfrage wird im Verlauf des morgigen Tages gerechnet.

Damaris Raymann / ES / SF
Beitragsbild: EMK Schweiz

Stellungnahme des Vorstands zum Download

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