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Bild: Chang Duong, unsplash.com

Die menschliche Lebensgemeinschaft

Die Gemeinschaft bietet Menschen die Möglichkeit, zur Fülle ihres Menschseins zu finden. Es ist daher unsere Verantwortung, neue Formen von Gemeinschaft, die der vollen Entfaltung jeder Einzelnen und jedes Einzelnen dienen, zu entwickeln, zu stärken und zu prüfen. Nach unserem Verständnis des Evangeliums sind alle Menschen vor allem deshalb wertvoll, weil sie von Gott geschaffen und in Jesus Christus geliebt sind, und nicht erst dann, wenn sie Bedeutendes geleistet haben. Wir mühen uns daher um ein soziales Klima, in dem menschliche Gemeinschaften gedeihen und sich zum Wohl aller entwickeln können. Außerdem ermutigen wir jede und jeden, gegenüber Anderen sensibel zu sein und eine angemessene Sprache zu verwenden. Abschätziges Reden (bezogen auf Rasse, Nationalität, ethnischen Hintergrund, Geschlecht, sexuelle Orientierung und körperliche Unterschiede) drückt keine gegenseitige Wertschätzung aus und widerspricht dem Evangelium von Jesus Christus.

A - Kultur und Identität

Wir glauben, dass unsere grundlegende Identität die von Kindern Gottes ist. Damit einher gehen gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen mit sowohl positiven wie negativen Auswirkungen auf die Menschheit und Kirche. Kulturelle Identität bildet sich heraus durch Geschichte, Tradition und Erfahrungen. Die Kirche sieht es als ihren Auftrag, sich der kulturellen Prägung und Kompetenz umfassend anzunehmen und diese zu pflegen im Sinne eines Ganzen, das sich auf verschiedene Weise ausdrückt. Jede und jeder von uns hat mehrere gleichwertige Identitäten, die uns erst zusammengeführt vollständig ausmachen. Wir bejahen, dass keine Identität oder Kultur über eine größere Legitimität verfügt als andere. Wir rufen die Kirche dazu auf, jede Rangordnung von Kulturen und Identitäten abzulehnen. Durch Beziehungen zwischen und innerhalb von Kulturen sind wir aufgefordert, ja geradezu verantwortlich, in gegenseitigem Respekt vor den Unterschieden und Gemeinsamkeiten voneinander zu lernen, während wir verschiedenen Perspektiven und Wahrnehmungen begegnen.

B - Die Familie

Wir glauben, dass die Familie die grundlegende Lebensgemeinschaft darstellt, durch die Menschen in gegenseitiger Liebe, Verantwortung, Respekt und Treue gefördert und getragen werden. Wir unterstreichen die Bedeutung liebevoller Eltern für alle Kinder. Wir verstehen die Familie so, dass sie eine größere Bandbreite an möglichen Formen einschließt als die Zwei-Generationen-Einheit von Eltern und Kindern (die Kernfamilie). Wo es in der Familie zwei Elternteile gibt, sind nach unserer Überzeugung beide gleichermaßen für die Erziehung der Kinder und für den Zusammenhalt der Familie verantwortlich. Wir unterstützen alle sozialen, wirtschaftlichen und religiösen Bemühungen, familiäre Beziehungen zu erhalten und zu stärken, damit jedes Familienglied Hilfe erfährt bei der umfassenden Entwicklung seiner Persönlichkeit.

C - Ehe

Wir bekräftigen die Heiligkeit der Ehe, die ihren Ausdruck in Liebe, gegenseitiger Unterstützung, persönlicher Hingabe und beidseitiger Treue zwischen Mann und Frau findet. Wir glauben, dass auf einer solchen Ehe der Segen Gottes ruht, auch wenn sie kinderlos bleibt. Wir lehnen gesellschaftliche Normen ab, die Frauen in der Ehe einen anderen Rang zuweisen als Männern. Wir unterstützen Gesetze in der bürgerlichen Gesellschaft, in denen die Ehe als Verbindung eines Mannes mit einer Frau definiert wird.

D - Ehescheidung

Gottes Plan ist der einer lebenslangen, treuen Ehe. Die Kirche hat eine besondere Verpflichtung in der Beratung vor der Eheschließung und in der Begleitung des Paares, um gesunde Beziehungen zu schaffen und zu bewahren. Wenn jedoch Eheleute einander so stark entfremdet sind, dass auch nach gründlichem Abwägen und Beraten alle Versuche der Versöhnung scheitern, ist die Scheidung eine – wenn auch bedauerliche – Alternative in einem zerrütteten Verhältnis. Wir leiden mit an den verheerenden emotionalen, geistlichen und wirtschaftlichen Folgen einer Scheidung für alle Beteiligten – in dem Wissen, dass Frauen und insbesondere Kinder in unverhältnismäßigem Ausmaß von solchen Belastungen betroffen sind. Als Kirche sind wir über die hohen Scheidungsraten sehr besorgt. Wir empfehlen den Beteiligten, Formen der Vermittlung zu suchen, durch die Streit und Schuldzuweisungen, wie sie in Scheidungsverfahren oft vorkommen, möglichst vermieden werden.

Auch wenn durch eine Scheidung öffentlich verkündet wird, dass eine Ehe nicht mehr besteht, bleiben doch andere Beziehungen aus der Ehe bestehen, wie etwa die Unterstützung von Kindern und weitere familiäre Bindungen. Wir fordern gegenseitigen Respekt in den Verhandlungen über das Sorgerecht für minderjährige Kinder und bestärken die Bereitschaft eines oder beider Elternteile, dafür die Verantwortung zu übernehmen. Die elterliche Fürsorge darf sich nicht auf finanzielle Unterstützung beschränken oder gar in Versuchen der Kontrolle, Manipulation oder Vergeltung bestehen. Das Wohl jedes Kindes muss vielmehr der entscheidende Gesichtspunkt sein.

Eine Scheidung schließt eine neue Ehe nicht aus. Wir ermutigen die Kirche und die Gesellschaft, denen, die sich im Prozess der Scheidung befinden, wie auch den Familienangehörigen aus geschiedenen und neu geschlossenen Ehen, gezielt Hilfestellung zu geben und mit ihnen in der Gemeinschaft der Glaubenden, Gottes Güte zu erfahren.

E - Alleinstehende

Wir bestätigen die Integrität allein lebender Personen, und wir lehnen alle diskriminierenden gesellschaftlichen Praktiken ab, wie auch ebenso gesellschaftliche Ansichten, die Menschen aufgrund ihres Alleinlebens mit Vorurteilen belasten. Zu dieser Gruppe gehören auch Alleinerziehende, und wir erkennen die zusätzliche Verantwortung, die ihnen daraus erwächst.

F - Frauen und Männer

Mit der Heiligen Schrift bezeugen wir, dass Männer und Frauen vor Gott den gleichen Wert haben. Wir verwerfen die irrige Auffassung, dass ein Geschlecht dem anderen überlegen sei, dass ein Geschlecht gegen das andere kämpfen müsse, und dass Personen des einen Geschlechts Liebe, Macht und Anerkennung nur auf Kosten des anderen erhielten. Insbesondere weisen wir die Vorstellung zurück, Gott habe die einzelnen Menschen als unvollständige Wesen geschaffen, die erst in der Einheit mit einem anderen ganz werden. Wir rufen sowohl Frauen als auch Männer dazu auf, Macht und Führung zu teilen. Sie dürfen lernen, frei zu geben und zu empfangen, ganz zu sein und die Ganzheit anderer zu respektieren. Wir streben für jede und jeden nach der Möglichkeit und nach der Freiheit zu lieben und geliebt zu werden, Gerechtigkeit zu suchen und zu erfahren und selbständig ethische Entscheidungen zu treffen. Wir verstehen die Verschiedenheit der Geschlechter als Gottes Geschenk mit dem Ziel, zur Vielfalt menschlicher Erfahrungen und Perspektiven beizutragen. Wir verwahren uns gegen Haltungen und Traditionen, die diese gute Gabe missbrauchen, um die Menschen des einen Geschlechts verletzlicher zu machen als die des anderen.

G - Menschliche Sexualität

Wir bejahen die Sexualität als gute Gabe Gottes für alle Menschen. Wir rufen jede einzelne Person zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit dieser geheiligten Gabe auf.
Obwohl Sexualität zu jedem Menschen gehört, ob verheiratet oder nicht, finden sexuelle Beziehungen nur innerhalb des Bundes einer monogamen, heterosexuellen Ehe volle Zustimmung.
Wir missbilligen alle Formen der Kommerzialisierung und Ausbeutung der Sexualität. Wir rufen nach einer strengen weltweiten Durchsetzung von Gesetzen, die die sexuelle Ausbeutung von Kindern verbieten, wie auch nach angemessenem Schutz, Beratung und Behandlung missbrauchter Kinder. Alle Menschen haben ungeachtet ihres Alters, ihres Geschlechts, ihres Zivilstandes oder ihrer sexuellen Orientierung das Recht auf die Gewährleistung ihrer Menschen- und Bürgerrechte und auf Schutz vor Gewalt. Die Kirche sollte die Familie mit altersgemäßen Bildungsangeboten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zum Thema Sexualität unterstützen.

Wir bejahen, dass alle Menschen von heiligem Wert und nach dem Bilde Gottes geschaffen sind. Alle benötigen den Dienst der Kirche in ihrem Ringen um menschliche Erfüllung wie auch die geistliche und emotionale Fürsorge einer Gemeinschaft, die versöhnende Beziehungen zu Gott, zu Anderen und zu sich selbst ermöglicht. Die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche kann die praktizierte Homosexualität nicht gutheißen und betrachtet diese Handlungsweise als unvereinbar mit der christlichen Lehre. Wir bekräftigen, dass Gottes Gnade allen Menschen gilt. Wir wollen darum in christlicher Gemeinschaft zusammenleben und einander willkommen heißen, vergeben und lieben, so wie auch Christus uns geliebt und angenommen hat. Wir flehen Familien und Gemeinden an, lesbische und schwule Kirchenglieder und Kirchenzugehörige/Personen aus dem Freundeskreis nicht abzulehnen oder zu verurteilen. Wir verpflichten uns zum Dienst an und mit allen Menschen.

H - Gewalt und Missbrauch in der Familie

Jede Art von Gewalt und Missbrauch innerhalb der Familie – verbal, psychisch, körperlich oder sexuell – schädigt die menschliche Gemeinschaft. Wir ermutigen die Kirche dazu, dem Opfer ein schützendes Umfeld, Beratung und Unterstützung bereitzustellen, sowie mit dem Täter oder der Täterin darauf hin zu arbeiten, dass er oder sie die Ursachen und Verhaltensweisen des Missbrauchs erkennt, und solches Verhalten zu überwinden lernt. Ungeachtet der Gründe des Missbrauchs bedürfen beide, Opfer und Täter, der liebevollen Zuwendung der Kirche. Während wir den Missbrauch verurteilen, sehen wir auch im Täter oder der Täterin jemanden, der Gottes befreiender Liebe bedarf.

I - Sexueller Missbrauch

Gewalttätige, respektlose oder missbrauchende sexuelle Verhaltensweisen entsprechen nicht dem Verständnis der Sexualität als Gottes guter Gabe. Wir lehnen alle sexuellen Verhaltensweisen ab, welche die Menschenwürde verletzen, die Gott uns von Geburt an verliehen hat und wir bejahen nur solche, die die Menschenwürde zur Geltung bringen. Wir halten sexuelle Beziehungen, in denen Partner andere ausnutzen, missbrauchen oder in denen die Partner häufig wechseln, für unvereinbar mit christlichem Verhalten. Sie wirken letztendlich zerstörend auf Einzelne, Familien, und auf das Miteinander in der Gesellschaft. Wir missbilligen alle Formen der Kommerzialisierung und Ausbeutung der Sexualität mit der daraus folgenden Abwertung und Degradierung der menschlichen Persönlichkeit. Zu sexuellen Zwecken die eigene Freiheit zu verlieren und von anderen Menschen verkauft zu werden, ist eine Form der Sklaverei; wir prangern diesen Menschenhandel an. Wir unterstützen Menschen, die missbraucht worden sind, und deren Recht auf Freiheit.

Wir fordern die weltweite Durchsetzung strenger Gesetze, welche die sexuelle Ausbeutung und den Missbrauch von Kindern durch Erwachsene verbieten, und wir fördern Bemühungen, um die Täter rechtlich und finanziell zur Verantwortung zu ziehen. Wir fordern die Einrichtung angemessener Schutzmaßnahmen und Möglichkeiten zur Beratung und Behandlung von Kindern, die missbraucht worden sind.

J - Sexuelle Belästigung

Wir glauben, dass die menschliche Sexualität ein Geschenk Gottes ist. Sexuelle Belästigung stellt einen Missbrauch dieser guten Gabe dar. Unter sexueller Belästigung verstehen wir jede unerwünschte – verbale oder physische – sexuelle Anspielung, Annäherung oder Forderung, die von der betroffenen Person berechtigterweise als erniedrigend, einschüchternd oder nötigend wahrgenommen wird. Sexuelle Belästigung missbraucht eine Machtposition und hat keineswegs nur mit Sexualität zu tun. Sie schafft durch die Diskriminierung des anderen Geschlechts eine feindselige und belastende Atmosphäre – wie etwa am Arbeitsplatz.

Im Gegensatz zu der Entwicklung einer stärkenden Gemeinschaft entstehen durch sexuelle Belästigungen unangemessene, einengende und verletzende Lebensbedingungen, wo immer sie in der Gesellschaft auftauchen. Sexuelle Belästigung untergräbt das gesellschaftliche Ziel der Chancengleichheit und das Klima des gegenseitigen Respekts zwischen Männern und Frauen. Unerwünschte sexuelle Annäherung ist falsch und diskriminierend. Sexuelle Belästigung steht dem Auftrag der Kirche entgegen.

K - Schwangerschaftsabbruch

Anfang und Ende des Lebens sind von Gott gegebene Grenzen menschlicher Existenz. Während der einzelne Mensch schon immer bis zu einem gewissen Grad den Zeitpunkt des Sterbens beeinflussen konnte, besitzen Menschen nun auch die Macht zu bestimmen, wann und sogar ob neue Menschen geboren werden. Unser Glaube an die Unantastbarkeit des ungeborenen Lebens lässt uns zögern, einer Abtreibung zuzustimmen.

Wir sind in gleicher Weise dazu verpflichtet, die Heiligkeit des Lebens und das Wohlergehen der Mutter wie des ungeborenen Kindes zu respektieren.

Wir kennen tragische Konflikte, wo Leben gegen Leben steht, und wo ein Schwangerschaftsabbruch gerechtfertigt sein kann. In solchen Fällen unterstützen wir die Möglichkeit eines legalen Abbruchs in einem fachgerechten medizinischen Verfahren durch anerkannte medizinische Einrichtungen. Wir halten es für nötig, dass bei Minderjährigen vor einer Abtreibung die Eltern bzw. die Erziehungsberechtigten informiert werden und deren Zustimmung eingeholt wird.

Wir können Abtreibungen nicht als akzeptable Form der Geburtenkontrolle bejahen, und wir lehnen sie als Mittel der Geschlechtswahl oder aus eugenischen Gründen (Anm. 6: Siehe Resolution 3184) bedingungslos ab. (Anm. 7: „Dilation and Extraction“: Künstliche Erweiterung (Dilation) des Gebärmutterhalses unter gleichzeitiger instrumenteller Säuberung der Gebärmutter von einem auf natürliche Weise gestorbenen oder für eine Spätabtreibung getöteten Fötus, wobei der Fötus als ganzes entnommen wird. Die Frau befindet sich bei dieser Behandlung unter Narkose.) (partial-birth abortion (Anm. 8: „partial-birth abortion“ ist eine weitere, euphemistische Bezeichnung für die Spätabtreibung.)) bekannt sind, und setzen uns für der Beendigung solcher Abtreibungen ein es sei denn, das Leben der Mutter steht auf dem Spiel und kein anderes medizinisches Verfahren ist verfügbar, oder im Falle schwerer Anomalien des Fötus, die für diesen ein Leben unmöglich machen. Ein solches Verfahren soll nur von anerkannten medizinischen Einrichtungen durchgeführt werden. Einrichtungen, die Abtreibungen durchführen, sollten dazu verpflichtet werden, den Frauen die Möglichkeit einer Anästhesie anzubieten, bevor sie ihre Dienste leisten.

 

Wir rufen alle Christinnen und Christen dazu auf, die Umstände, unter denen sie einen Schwangerschaftsabbruch in Erwägung ziehen könnten, gründlich und im Gebet zu erfragen. Wir vertrauen darauf, dass Gott diejenigen, die ungewollt schwanger werden, auf ihrem Weg leitet und ihnen Weisheit und Urteilskraft schenkt.

Die Kirche soll ihren Dienst anbieten, um die Zahl ungewollter Schwangerschaften zu reduzieren. Wir verpflichten uns als Kirche, auch in Zukunft denjenigen Hilfe und Beratung zu gewähren, die eine Schwangerschaft beenden, sich in einem Schwangerschaftskonflikt befinden und auch denen, die ihr Kind zur Welt bringen.

Wir beklagen die hohe Zahl von Abtreibungen und setzen uns dafür ein, diese zu verringern. Die Kirche soll Beratungs- und Hilfsangebote fördern, um die Zahl ungewollter Schwangerschaften zu reduzieren, wie zum Beispiel eine umfassende, altersgerechte Sexualerziehung, die Befürwortung von Empfängnisverhütung und die Unterstützung für Initiativen, welche die Lebensqualität von Frauen und Mädchen weltweit verbessern.

Unverhältnismäßig viele junge erwachsene Frauen halten ihre Lage für ausweglos, weil ihnen Existenzsorgen, Erziehungs- und Beziehungsprobleme oder andere Gegebenheiten über den Kopf wachsen. Die Kirche, ihre Gemeinden und Seelsorgeeinrichtungen sollten vorangehen bei der Unterstützung bestehender Angebote sowie neue Angebote entwickeln, die betroffenen Frauen in ihrem Lebensumfeld helfen. Sie sollten auch diejenigen Beratungsstellen für Frauen in Schwangerschaftskonflikten und Hilfseinrichtungen für Schwangere unterstützen, die auf einfühlsame Weise Frauen helfen, alle Wahlmöglichkeiten bei ungeplanter Schwangerschaft zu bedenken. Insbesondere ermutigen wir die Kirche, Regierungen und Sozialdienste, Adoptionen zu fördern und zu unterstützen. (Anm. 9: Siehe Abs. 161.L.) Wir ermutigen die Kirche, Beratungsstellen zu unterstützen, die Frauen einfühlsam helfen, gangbare Alternativen zur Abtreibung zu finden.

Staatliche Gesetze und Verordnungen können das christliche Gewissen, das mit guten Gründen entscheiden will, nicht ausreichend anleiten. Deshalb sollte über einen Schwangerschaftsabbruch nur nach sorgfältiger Erwägung und Gebet aller Betroffenen, sowie nach medizinischer, sozialer, pastoraler und weiterer angemessener Beratung entschieden werden.

L - Der Dienst mit denjenigen, die einen Schwangerschaftsabbruch erlebt haben

Gemeindepastorinnen und -pastoren sollten sich über die Symptome und Verhaltensweisen informieren, die mit psychischen Problemen nach einer Abtreibung (Post-Abortion-Stress) zusammenhängen. Weiterhin ermutigen wir die Ortsgemeinden dazu, für alle Hilfesuchenden Informationen über Beratungsdienste zugänglich zu machen, die Programme für den Umgang mit Post-Abortion-Stress anbieten.

M - Adoption

Kinder sind eine Gabe Gottes, die wir willkommen heißen und annehmen sollen. Wir erkennen an, dass manche Umstände einer Geburt es schwierig machen, ein Kind großzuziehen. Wir bejahen und unterstützen solche Mütter bzw. Eltern, die sich entschieden haben, ein Kind zur Adoption freizugeben. Wir achten Qualen, Stärke und Mut der Kindesmutter (beziehungsweise der Eltern), die sich in Hoffnung, Liebe und Gebet dafür entscheiden, ihr Kind anderen Eltern zu überlassen. Ebenso achten wir auch die Angst, die Stärke und den Mut derjenigen, die sich dazu entschließen, in Hoffnung, Liebe und Gebet für ein Kind zu sorgen. Wir bejahen und unterstützen den Wunsch der Adoptiveltern, ein adoptiertes Kind wie ein leibliches Kind großzuziehen. Ist eine Adoption geplant, so legen wir Wert auf Einhaltung des gesetzlich vorgeschriebenen Adoptionsverfahrens. Wenn angemessen und möglich, fördern wir transparente Adoptionsverfahren, damit ein Kind alle Informationen und Menschen kennen lernen kann, die mit ihm sowohl biologisch als auch verwandtschaftlich in Beziehung stehen. Wir fördern und unterstützen Bewusstseinsbildung, um für möglichst viele Kinder eine Adoption zu ermöglichen, zum Beispiel durch die Unterbringung in Pflegefamilien, sowie Adoption im In- und Ausland. Die Kirche hat die Aufgabe, sich um leibliche Eltern, Adoptiveltern und Kinder zu kümmern, so dass Kummer geteilt und Freude gefeiert werden kann und dem Kind ermöglicht wird, in einer Gemeinschaft christlicher Liebe aufzuwachsen.

N - Menschenwürdiges Sterben und Sterbebegleitung

Wir begrüßen alle Bemühungen der Medizin, Krankheiten zu verhindern, und allen Fortschritt bei Behandlungsmethoden, die das würdevolle Leben von Menschen verlängern. Wir wissen aber auch, dass jedes Leben letztlich mit dem Tod endet. Der Tod ist nie ein Zeichen dafür, dass Gott uns verlassen hätte, was auch immer die Umstände des Todes sein mögen. Als Christinnen und Christen müssen wir immer darauf vorbereitet sein, das endliche Leben aufzugeben und durch Tod und Auferstehung Jesu Christi die Gabe des ewigen Lebens zu empfangen. Wo Heilung nicht mehr möglich ist, gehört die Pflege Sterbender zum Dienst an dem von Gott geschenkten Leben. Medizintechnik kann am Ende des Lebens palliative Pflege unterstützen, wenn lebenserhaltende Maßnahmen an ihre Grenzen gestoßen sind. Es gibt aber keine moralische oder religiöse Verpflichtung für ihren Einsatz, wenn sie eine unangemessene Belastung darstellen oder lediglich den Sterbeprozess verlängern. Sterbende Personen und deren Familien besitzen die Freiheit, eine Behandlung abzubrechen, wenn diese dem Patienten nicht länger von Nutzen ist.

Wir anerkennen die quälenden persönlichen und moralischen Entscheidungen, vor denen die Sterbenden, ihre Ärzte, ihre Familien, ihre Freunde und ihre Glaubensgemeinschaft stehen. Wir drängen darauf, dass Entscheidungen, vor denen Sterbende stehen, nach gründlichen und von Gebet begleiteten Überlegungen der Betroffenen und mit medizinischer, pastoraler und anderer angemessener Beratung getroffen werden. Wir drängen weiterhin darauf, dass alle Personen mit ihren Familien, Ärzten und pastoralen Vertrauenspersonen ihre Wünsche bezüglich der Pflege an ihrem Lebensende besprechen und im Voraus Anweisungen für den Fall geben, dass sie selbst diese Entscheidungen nicht mehr treffen können. Auch wo ein Mensch mit seinem Leben abgeschlossen hat, hört die Verpflichtung von Kirche und Gesellschaft nicht auf, der sterbenden Person bei der schweren Vorbereitung kontinuierliche Pflege, Schmerzlinderung, menschliche Gesellschaft, Unterstützung und geistlichen Beistand zu geben. Wir fördern und unterstützen – wann immer möglich – das Konzept der Hospizpflege am Ende des Lebens. Gewissenhafte Begleitung endet allerdings nicht mit dem Tod, sondern führt weiter durch die Trauerzeit, während der wir für die Trauerfamilien sorgen. Wir lehnen Euthanasie und jeglichen Druck auf Sterbende ab, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Gott gibt jedem Menschen – unabhängig von seinem Gesundheitszustand – sein Leben lang Liebe und Sinn. Wir bejahen Gesetze und praktische Verfahrensweisen, die die Rechte und Würde Sterbender schützen.

O - Suizid

Wir glauben, dass Selbsttötung nicht die Art und Weise ist, auf die das Leben eines Menschen enden sollte. Suizid ist oft die Folge einer unbehandelten Depression oder von unbehandeltem Schmerz und Leid. Die Kirche ist verpflichtet darauf zu achten, dass alle Menschen in solchen Umständen, die zum Verlust des Selbstwertgefühls, zu Verzweiflung und Suizidgedanken und/oder zu dem Wunsch nach ärztlich assistiertem Suizid führen, Zugang zur nötigen pastoralen und medizinischen Betreuung und Therapie haben. Wir ermutigen die Kirche, die erforderliche Bildung anzubieten, um auf die biblischen, theologischen, gesellschaftlichen und ethischen Themen eingehen zu können, die mit Tod und Sterben und auch mit Selbsttötung zusammenhängen. Diese Themen, die Tod und Sterben und auch Suizid betreffen, sollten auch Teil des Lehrplans in den theologischen Ausbildungsstätten der Evangelisch-methodistischen Kirche sein.

Ein christlicher Standpunkt bezüglich des Suizids setzt bei der Glaubenszusage an, dass nichts – auch nicht der selbst zugefügte Tod – uns von der Liebe Gottes zu trennen vermag (Römer 8,38-39). Folglich missbilligen wir die Verurteilung von Menschen, die sich das Leben genommen haben, und wir betrachten das Stigma, das so oft der hinterbliebenen Familie und den Freunden anhaftet, als ungerecht.
Wir ermutigen die Pastorinnen und Pastoren und Gemeinden dazu, in Predigt und Lehre dieses Thema anzusprechen. Wir drängen die Pastorinnen und Pastoren und Glaubensgemeinschaften, den gefährdeten Personen, den Überlebenden, und den Familien, die ein Mitglied durch Selbsttötung verloren haben, pastorale Hilfe anzubieten und jeder Stigmatisierung entgegen zu wirken. Die Kirche lehnt die Beihilfe zum Suizid wie auch die Euthanasie ab.

P - Sexuelle Übergriffe

Sexuelle Übergriffe sind Unrecht. Jeder Mensch soll vor sexuellen Übergriffen geschützt werden. Wir fördern Bestrebungen, jegliche Übergriffe dieser Art strafrechtlich zu ahnden und verurteilen Vergewaltigung in jeder Form. Es ist nicht von Belang, wo sich eine Person befindet, wie sie gekleidet ist, ob sie unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen steht, ob sie flirtet, welchen Geschlechts das Opfer ist oder ob irgendein anderer Umstand geltend gemacht wird.

Q - Pornograhie

Die Bibel vermittelt uns ein Bild vom Menschen, der als Ebenbild Gottes geschaffen wurde und der durch gelingende Beziehung seiner Verantwortung gegenüber Gott nachkommt. Erotische Bilder können durch eine positive Darstellung in Kunst, Literatur und Bildung die umfassende Schönheit menschlicher Sexualität würdigen. Dennoch beklagen wir Darstellungen, die diese Schönheit entstellen und gelingende sexuelle Beziehungen beschädigen.

Wir lehnen jegliche Form von Pornografie ab und erachten deren Gebrauch als sexuelles Fehlverhalten. Unter Pornografie verstehen wir eindeutig sexuelles Material, das Gewalt, Misshandlung, Nötigung, Überlegenheit, Demütigung oder Erniedrigung zum Zweck der sexuellen Erregung darstellt. Pornografie beutet sowohl Frauen wie auch Männer sexuell aus und macht sie zum bloßen Objekt. Jegliches eindeutig sexuelles Material, das die Darstellung von Kindern beinhaltet, macht diese zu Opfern und ist verabscheuungswürdig. Pornografie kann Leben, Karrieren und Beziehungen ruinieren.

Wir beklagen die weite Verbreitung der Pornografie im Internet, auch unter Christen, und im Besonderen deren Einfluss auf junge Menschen und Ehen.

Die Kirche ist dazu berufen alle Menschen, die durch Pornografie nachteilig beeinflusst sind, bei ihrer persönlichen Veränderung und Heilung zu unterstützen. Die Gemeinden sollen der Pornografie deutlich widersprechen und sich für ein sicheres Umfeld für alle einsetzen. Wir ermutigen dazu Strategien zu ergreifen, die der Abschaffung von Pornografie und der Unterstützung von Geschädigten dienen, und dazu offene und transparente Gesprächsangebote und Bildungsprogramme rund um die Themen Sexualität und Sexualethik zu gestalten. Darüber hinaus glauben wir daran, dass alle Menschen rehabilitiert werden können und dazu auch die Möglichkeit der Behandlung bekommen sollten. Aus diesem Grund sollte die Kirche Wege zur Unterstützung finden und die Themen der Sucht angehen. Zudem sind alle Gemeinden dazu aufgerufen, geeignete Kinder-, Jugend- und Erwachsenenschutzpläne zu sichten und gegebenenfalls zu überarbeiten, damit sie die Position der Evangelisch-methodistischen Kirche reflektieren, dass Pornografie eine Form von sexuellem Fehlverhalten darstellt. Unsere Unterstützung in Form von Bildung, Prävention und Programmen für Betroffene von Pornografie fußt auf unserem wesleyanischen Verständnis von Gnade und Heilung.

R - Mobbing

Mobbing stellt auch in einigen Bereichen der Kirche ein zunehmendes Problem dar. Derzeit ist das Phänomen maßgeblicher Auslöser für Suizid und in manchen Kulturen verantwortlich für das Auftreten von Gewalt.

Wir bekräftigen das Recht aller Menschen, ungeachtet von Geschlecht, sozio-ökonomischem Status, Rasse, Religion, Behinderung, Alter, äußerer Erscheinung, sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität, frei von unerwünschtem aggressivem Verhalten und schädlichen Kontrollmethoden zu leben.

Als Kirche können wir entschieden dazu beitragen, diesem Problem zu begegnen. Wir rufen die Gemeinden auf, Weiterbildungsangebote wahrzunehmen, um drei Gruppierungen unterstützend zur Seite zu stehen: denjenigen, die sich Mobbing ausgesetzt sehen, denjenigen, die Mobbing betreiben und denjenigen, die Leitungsverantwortung haben und dabei entweder Zeuge von Mobbing werden oder von einem Mobbingopfer um Hilfe gebeten werden. Die Gemeinden werden in dieser Angelegenheit dringend aufgefordert, die Zusammenarbeit mit regionalen Verbänden und Schulen zu suchen.

Wir ermutigen die Gemeinden in ihren Einflussbereichen eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Mobbing und Cyber-Mobbing zu verfolgen, Menschen, die sich Mobbing ausgesetzt sehen, zu begleiten sowie eine Führungsrolle in der Zusammenarbeit mit den Schulen und der Gesellschaft zur Verhinderung von Mobbing einzunehmen.