«Ehe für alle»? – Gesellschaftlicher Trend, aber nicht biblisch
11. Februar 2019
Weltweit und auch in der Schweiz gibt es unter Methodist/innen unterschiedliche Positionen, wie Homosexualität zu beurteilen und wie mit homosexuellen Personen im Kontext der Kirche umzugehen ist. Werner Eschler sagt, weshalb er die traditionelle Sicht für nach wie vor tragfähig erachtet – und weshalb er dennoch will, dass etwas ganz anderes in der Kirche an erster Stelle steht.
«Alle haben gesündigt, und in ihrem Leben kommt Gottes Herrlichkeit nicht mehr zum Ausdruck, und dass sie für gerecht erklärt werden, beruht auf seiner Gnade. Es ist sein freies Geschenk aufgrund der Erlösung durch Jesus Christus.» (Römer 3,23-24)
Das ist die wunderbare Zusage und das einzigartige Geschenk Gottes an uns alle: Wir sind vom Vater angenommen allein durch den Glauben an Jesus Christus, ohne Unterschied von Herkunft, sozialer Stellung oder sexueller Orientierung. Jede/r hat allein durch Gottes Gnade Zugang zu Gott und dem neuen Leben in Jesus Christus.
Jesus ähnlicher werden
Als Methodist/innen ist uns bewusst, dass die Hinwendung zu Jesus auf den Weg der Heiligung führt. Jede/r hat seine «Baustellen» im Lichte Gottes und wir sind berufen, Jesus immer ähnlicher zu werden, unser Leben ganz auf ihn auszurichten und immer mehr von ihm prägen zu lassen. Das offenbarte Wort Gottes und das Leben von Jesus zeigen uns Gottes Bestimmung für die Welt und die Menschen.
Andere Meinungen respektieren
Wenn ich die Auseinandersetzung betreffend des Umgangs mit Homosexualität beobachte und persönlich mit Menschen unterschiedlicher Herkunft spreche, stelle ich immer wieder fest, dass die Ansichten und Überzeugungen zur Sexualität von der kulturellen Herkunft, dem sozialen und religiösen Umfeld, den persönlichen Erfahrungen wie dem Bibelverständnis geprägt sind. Das macht mir bewusst, dass meine Erkenntnis nur «Stückwerk» ist, ich deshalb umso mehr auf Gottes Offenbarung in seinem Wort durch den Heiligen Geist als Referenz und oberste Autorität meines Denkens und Handelns angewiesen bin. Deshalb ist es mein tiefes Bestreben, mein Leben immer mehr von Jesus und seinem Wort prägen zu lassen und ihm ähnlicher zu werden – und ich gestehe das auch meinen Mitchristen zu, auch wenn sie zu anderen Überzeugungen gelangen als ich.
Der Schöpfungsplan Gottes
In 1. Mose 2,27 steht: «So schuf Gott den Menschen als sein Abbild, ja, als Gottes Ebenbild; und er schuf sie als Mann und Frau. Er segnete sie.» Gott segnete die ersten Menschen als Mann und Frau. Zur geoffenbarten Gottesebenbildlichkeit des Menschen gehört die Polarität von Mann und Frau. So segnete er sie in dieser Verschiedenheit als gegenseitige Ergänzung. In der Bibel wird Ehe allein als Verbindung von Mann und Frau verstanden und der eheliche Segen einzig dieser von Gott gedachten Einheit zugesprochen. Das ist die Gebrauchsanweisung, wie das Leben heil und erfüllt sein kann: eine Frau, ein Mann, ein Bund fürs Leben; die Ehe vom Schöpfer gedacht als lebenslange und ausschliessliche Beziehung von Frau und Mann. Im Alten wie Neuen Testament findet sich keine positive Aussage zur Sexualität ausserhalb der Verbindung von Frau und Mann in der Ehe. So ist «Ehe für alle» zwar im gesellschaftlichen Trend, im göttlichen Design und Schöpfungsplan aber nicht vorgesehen.
Sünde als Vertauschung
Wir alle erfahren täglich die Realität des Lebens, wie unsere Beziehung zu Gott und die Gemeinschaft untereinander alles andere als gut ist. Die ganze Schöpfung seufzt und leidet darunter. Paulus zeigt in Römer 1,18-2,1, dass das Problem der Sünde eine Verwechslung, eine Vertauschung ist: Anstatt den Schöpfer zu lieben und zu ehren und das Geschaffene mit Wertschätzung zu gebrauchen, beten wir das Geschöpf an. Wir beten die Götzen der Geldgier, der Macht, des Egoismus, der Selbstverwirklichung, des Erfolgs an. Paulus zeigt, dass diese Verwechslung bis in die menschliche Sexualität hineinreicht. Michael Herbst sagt es so: «Die Vertauschung der sexuellen Anziehung und Verwechslung der sexuellen Beziehungen ist ein Symptom einer zutiefst zerrissenen Welt. Sie ist nicht das, was Gott wollte. Sie ist ein Zeichen für unser aller Sünde: dass wir uns fortwährend Gott verweigern und vor anderen Altären niederfallen.»(Aufatmen 1/16: Michael Herbst: Jesus und homosexuell Empfindende, S.66) Paulus warnt uns davor, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, weil drei auf uns selbst zeigen. Wir alle sind schuldig geworden vor Gott.
Wozu Jesus uns ruft
Was heisst das nun für mich? Soll die Kirche sich durch den gesellschaftlichen Trend bestimmen lassen oder durch Gottes offenbartes Wort, unter Einbezug von kirchlicher Tradition, sowie Vernunft und Erfahrung? Wozu sind wir berufen? Jesus sagt: «Macht das Reich Gottes zu eurem wichtigsten Anliegen, lebt in Gottes Gerechtigkeit, und er wird euch all das geben, was ihr braucht.» (Matth. 6,33)
Die Nöte und Beziehungsprobleme in den Familien, der Kirche, der Gesellschaft, Kriege, Hunger, dass Menschen zur Flucht getrieben werden, Umweltzerstörung, Machtmissbrauch, Ausbeutung aller Art, … – dies alles sind sehr wohl Folgen der kaputten Beziehung zu Gott, der Menschen untereinander und zu sich selbst. «Macht das Reich Gottes zu eurem wichtigsten Anliegen, lebt in Gottes Gerechtigkeit!» So dass mehr Menschen das ewige Leben und die Freiheit in Christus an Leib und Seele erfahren können. Das ist die einzigartige Berufung aller, die Jesus Christus lieben und ihm nachfolgen, unabhängig davon, ob unsere Sichtweisen über Sexualität oder andere Fragen des Glaubens divergieren oder nicht.
Einander annehmen
Ich wünsche mir, dass wir in unseren Gemeinden einander wie Jesus annehmen und lieben, dass jede/r trotz seiner «Baustellen» Annahme, Wertschätzung und Erbauung zu Jesus hin erfährt. Und allein die Suche nach Gottes Reich und seiner Gerechtigkeit an erster Stelle steht und unser Handeln als Einzelne und als Kirche bestimmt.