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Bild: Markus Da Rugna

«Hier werden christliche Werte konkret»

16. April 2019

Fussball fasziniert. Ein armenischer Junge hat mich schon in jungen Jahren dafür begeistert. Heute spiele ich zusammen mit Asylsuchenden Fussball – und entdecke so andere Lebenswelten.

Im örtlichen Fussballverein war ich eine zeitlang Fussballtrainer. Dann wuchs oin mir der Wunsch, wieder selber gegen den Ball treten zu können. Durch Kontakte zu Asylbewerbern entstand ein multikulturelles Fussball-Angebot. Zu Beginn noch mit der Unterstützung des örtlichen FC-Präsidenten kam das «Kicken für jedermann» in Fahrt. Zuerst gut 10 und später bis zu 30 Fussballbegeisterte aus Afghanistan, Syrien, afrikanischen Ländern und wenigen Einheimischen beteiligen sich. So wurde daraus ein Integrationsprojekt.

Fairness hochhalten

Fussball kann verbinden, auch wenn der Ehrgeiz manchmal überschwappt. Oder Vorbehalte gegenüber andern Nationalitäten auftauchen. Oder die alte Frage nach der Gerechtigkeit. So spielte eine Zeitlang ein Schiedsrichter mit, der sich irgendwann ungerecht behandelt fühlte: «Das war ein klares Foul!» Er verschwand von der Bildfläche. Andere wollen nur mit ihren Freunden in der Mannschaft mitspielen. Immer wieder braucht es jemand, der die Fairness hochhält oder die Überzeugung, dass alle mittun dürfen, egal wie gut sie spielen.
Da werden christliche Werte konkret. Über alle Unterschiedlichkeiten hinweg habe ich immer wieder beobachtet, wie Freundschaften entstanden sind. Die Alltagserfahrungen der Kicker kommen ins Spiel, wenn wir danach zusammenstehen und über Arbeit, Wohnen, Lehrstellen oder Herkunftsländer reden.

Lebenswelten erleben

Alljährlich nehmen wir am örtlichen Wurst-Turnier (Grümpi) teil. Da geht es verbissen bis «bier-selig» zu und her. Das mit der Wurst ist nicht so einfach. Als das Turnier auf den Ramadan fiel, konnten wir erst spätabends etwas essen. Und welche Wurst kann ein Muslim überhaupt essen? Einer der Afghanen wurde in der Schweiz Christ und sass bei Wurst und Bier am Tisch, während seine Landsleute und Freunde bei Poulet und Mineralwasser blieben. Eine eigenartige Situation.

Erfahrungen teilen

Für einen Gottesdienst habe ich auch schon einen gut deutschsprechenden Kicker eingeladen. Er berichtete von seinen Flucht-Erfahrungen und seinen Schritten, mit seiner Familie in der Schweiz Fuss(ball) zu fassen.
Über diese Fussball-Erfahrungen entdecke ich so andere menschliche Realitäten, die wiederum in mein Denken, Predigten und Leben einfliessen. Das ist beglückend und herausfordernd wie das Leben und der Glaube. Und zum Glück gehört das alles schon seit Kindsbeinen zu meinem Leben.

Markus Da Rugna

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