Bezirk
(Bild: THR)

Übernehmen Alexa, Siri und Google Home das Ruder?

16. Mai 2019

Welche Veränderungen entstehen für den Menschen durch die fortschreitende Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI)? Werden beispielsweise Intelligente Assistenten (wie Alexa, Siri und Google Home) immer mehr die Steuerung unseres Alltags übernehmen?

Diese und weitere Fragen diskutierte Prof. Stephan von Twardowski von der Theologischen Hochschule Reutlingen in seinem Vortrag zum Thema «Und was wird aus uns? – Künstliche Intelligenz und das Selbstverständnis des Menschen».

Bereits im Alltag

Die Künstliche Intelligenz ist bereits in vielen Lebensbereichen des Menschen integriert. Dabei soll sie nicht nur in Unternehmen Arbeits- und Produktionsprozesse optimieren, sondern auch das Leben von Menschen vereinfachen. Durch die Nutzung von sogenannten schwachen KI’s wie Smartphones, intelligenten Assistenzsystemen und Uhren wirken die Optimierungsprozesse direkt auf den Menschen. Darüber hinaus schreitet die technologische Entwicklung so rasant und in teilweise unabsehbarem Ausmass voran, dass die Erwartung zunehme, die KI könne in Zukunft auch existenzielle und soziale Probleme lösen.

Zwischen Euphorie und Apokalyptik

Stephan von Twardowski plädierte dafür, die Entwicklung der KI und die damit einhergehenden Veränderungen für den Menschen nüchtern zu betrachten. Aktuelle Diskussionen bewegten sich derzeit zwischen Euphorie und Apokalyptik. Dabei könnten durch eine sachliche und intensive Auseinandersetzung eher sinnvolle Grenzen und Kontrollen gesetzt werden.

Selbst lernende Maschinen

Aber was genau ist Künstliche Intelligenz und wie wird sie definiert? Im Vergleich zu Geräten ohne KI, etwa einem Taschenrechner, gleichen KI’s aktuelle Daten mit alten ab: «Die Maschine trainiert sich selbst und verknüpft anschliessend diese Daten miteinander.» Dadurch entstehe ein neuronales System, welches die Grundlage für das so genannte «deep learning» bilde – «deep», weil dies unterhalb der Wahrnehmung des Menschen stattfinde. Prof. von Twardowski warnte vor einem blinden Vertrauen in Algorithmen, denn die neuronalen Netze seien so komplex, dass sie kaum vom Menschen zu erfassen seien.

Ideologische Überhöhung

Die technische Entwicklung verändere die unterschiedlichsten Lebensbereiche des Menschen. Auch zwischenmenschliche Beziehungen und die Beziehung zu Gott seien da nicht ausgeschlossen. Viele Menschen hätten blindes Vertrauen in neue Technologien und gäben der KI eine nahezu gottähnliche, mächtige Funktion. Über diese veränderten Ideologien, blinden Technikglauben, aber auch überzogene Ängste vor der KI sollte nüchtern diskutiert werden. Nur dann könne der Einfluss der Künstlichen Intelligenz auf unseren Alltag realistisch eingeschätzt werden.

Christoph Grohsmann, Presseabteilung der Hochschule Reutlingen
Bild: Theologische Hochschule Reutlingen

Weitere Newsmeldungen