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Briefumschlag

Was für eine Kirche wollen wir sein?

2. Juli 2019

Zu «Kirche und Welt» 7-8/2019

Ich kann verstehen, dass der Entscheid der Generalkonferenz (GK) Menschen beschäftigt und sogar Unverständnis bereitet. Es soll deshalb für die jährliche Konferenz (JK) und die Zentralkonferenz (ZK) je eine Spur- bzw. Studiengruppe eingesetzt werden, die Szenarien erarbeitet. Dabei ist es wichtig, neben theologischen Überlegungen die Sicht und Lebenserfahrung der Laien genügend zu berücksichtigen.

Nachdem sich die GK seit mehreren Jahren mit Fragen zur Homosexualität beschäftigt, wird der Aufwand für die Klärung dieser Fragen noch auf die JK und ZK verlagert. Ohne diese Fragen könnten die Ressourcen der Kirche für wichtige Herausforderungen unserer Zeit aufgenommen werden.

Zudem wurde von Laien und Pfarrpersonen eine Petition eingereicht, welche den Vorstand der EMK Schweiz auffordert, klar Stellung zum Entscheid der GK zu beziehen. Es wäre wünschenswert gewesen, die Kirchenleitung hätte wenigstens ihr Bedauern oder ihre Zustimmung zum Entscheid der GK ausgedrückt. Das Ringen um Einheit bringt eher die Angst vor einer Spaltung der Kirche zum Ausdruck, als dass die Einheit der Kirche Antworten zum Leben mit der Homosexualität geben kann.

Was wäre wohl anders, wenn die Evangelisch methodistische Kirche in der Schweiz, — wie die Methodist Church in England–, unabhängig von der Generalkonferenz ihre Kirchenordnung und die Ausgestaltung der Kirche prägen könnte? Dass die Generalkonferenz für jede Kultur weltweit Bestimmungen beschliessen kann, ist im 21. Jahrhundert fragwürdig.

Der Vorstand sollte nicht nur von einer zukünftigen Kirche träumen, sondern mutig einen Weg aufzeigen, der eine christliche und praktische Lebensgestaltung und Lebenshaltung zur Frage der Homosexualität aufzeigt. Die christliche Gemeinschaft könnte vielfältiger und weitherziger das Leben der Menschen im Alltag beeinflussen.

Bei all den erwähnten Fragen ist zu bedenken, dass wir nach dem Gebot „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst und in Demut achte einer den andern höher als sich selbst“ leben können. Auf diese Weise kann die Kirche ihren Glauben ausstrahlen und die Kirche bekommt Wirkungskraft.

Markus Voegelin

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