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Methodistin als Präsidentin der Waldenserkirche in Italien gewählt

26. November 2019

Ende August tagte die Synode der Waldenserkirche in Italien. Erstmals wurde dabei eine Methodistin zur «Moderatora» gewählt.

Mit der Sizilianerin Alessandra Trotta übernimmt zum zweiten Mal eine Frau die Leitung der Evangelischen Waldenserkirche in Italien. Mit Trotta steht erstmals eine Methodistin an der Spitze der Waldenser. Die 51-jährige hat bis 2001 als Zivilanwältin gearbeitet. 2003 wurde sie zur Diakonin ordiniert. Sie leitete von 2002 bis 2010 das Diakonienzentrum «La Noce» in Palermo und war von 2009 bis 2016 Präsidentin der Evangelisch-methodistischen Kirche in Italien (OPCEMI), die mit der Waldenserkirche eine Union bildet.

Talente kreativ einsetzen

In ihrer Ansprache nach ihrer Wahl zur Moderatora sagte Trotta, dass sie zwar im Blick auf  eigene Grenzen mit grossem Respekt auf ihre neue Aufgabe schaue, zugleich aber auch zuversichtlich sei, weil im Kirchenverständnis der Waldenser dem synodalen Austausch «als Mittel der Unterscheidung und Entscheidung» ein hoher Stellenwert zugemessen werde. Im Blick auf die gesellschaftlichen und kirchlichen Herausforderungen sagte sie: «Wir würden den Generationen vor uns keine Ehre erweisen, wenn wir uns der Verantwortung entziehen würden, die Zeichen unserer Zeit zu lesen und die Herausforderungen der Gegenwart zu interpretieren. Wir sind dafür verantwortlich, das Beste aus den Talenten zu machen, die wir in einer mehr als 800-jährigen Geschichte erhalten haben und die wir auf eine erneuerte und kreative Weise einsetzen müssen.» Zugleich wies sie auf die «Inkonsistenz einiger der falschen Alternativen» hin, «in denen wir uns manchmal wiederfinden», nämlich jener Alternative zwischen «drinnen» und «draussen» sowie zwischen «Evangelisation» und «Diakonie». Dabei ging sie auf die Fragen des sozialen Engagements, der Ökumene, des Schutzes der Menschenrechte und der Einheit ein.

Klimaschutz und religiöse Gastfreundschaft

An der Synode der Waldenserkirche in Italien wurde unter anderem auch beschlossen, dass an der Synode 2020 an einem öffentlichen Abend das Thema der Bewahrung der Schöpfung und Fragen der Klimamigration thematisiert werden solle. Die Kirchgemeinden wurden aufgefordert, Massnahmen zu fördern, die den Schutz der Umwelt und der Artenvielfalt unterstützen. Dazu soll es auch innerkirchliche Beratungs- und Schulungsangebote geben. Ausserdem forderte die Synode die Ortskirchen im Rahmen des interreligiösen Dialogs auf, die Möglichkeit zu prüfen, ihre Räume den islamischen Gemeinschaften und anderen religiösen Konfessionen zur Verfügung zu stellen, die in vielen Regionen Italiens noch immer kein Recht auf Gebet in angemessenen Räumlichkeiten haben.

S.F. / Quellen: ref.ch, Chiesa Evangelica Valdese
Beitragsbild: Chiesa Evangelica Valdese

Die Waldenserkirche in Italien

Die italienischen Methodisten und Waldenser haben sich 1979 zu einer Union zusammengeschlossen. Als christliche Minderheit stösst sie in Italien immer wieder wichtige Themen an und trägt sie weiter. National und international bekannt wurde die Waldenserkirche unter anderem dadurch, dass sie die ihr zufliessenden Mittel aus der staatlich erhobenen Kultussteuer («Otto per Mille») nicht zur Bezahlung der Pfarrpersonen verwendet, sondern für sozialdiakonische und kulturelle Projekte einsetzt. Im September war die Kirche mit dem «Nansen-Flüchtlingspreis» der UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR ausgezeichnet worden.

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