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Methodistische Kirche in den USA provoziert mit ihren Krippenfiguren

17. Dezember 2019

Die Claremont United Methodist Church greift in ihren Inszenierungen der Weihnachtsszene seit vielen Jahren brisante soziale und gesellschaftliche  Themen auf. Die diesjährige Installation zeigt die Krippenfiguren hinter Stacheldraht in Käfigen – und hat in den USA heftige Reaktionen und kontroverse Diskussionen ausgelöst.

Die Inszenierung der Krippenfiguren der Claremont United Methodist Church im Süden Kaliforniens, wenige hundert Kilometer von der US-Grenze zu Mexiko entfernt, zeigt Josef, Maria und Jesus jeweils in einzelne Käfige gesperrt und voneinander getrennt. Die Szene erinnert an die Not der Einwanderer und Asylbewerber, deren Familien an der Südgrenze der USA getrennt wurden. Das Jesuskind in der Szene ist in eine silberne Decke gehüllt, wie Bilder von Gefangenen in solchen Einrichtungen sie oft bei Schlafenden zeigen.

Jesus im Ghetto

Nicht zum ersten Mal greift die Methodistenkirche mit ihrer Inszenierung kontroverse soziale Themen auf. In früheren Darstellungen wurden Josef und Maria  einmal als ein obdachloses Paar im Ghetto dargestellt, als Kriegsflüchtlinge im zerbombten Irak oder als afro-amerikanische Frau, die allein mit ihrem Kind in einer Gefängniszelle eingesperrt war. Auch kontroverse Themen wie homosexuelle Partnerschaften oder Rassismus wurden mit Krippenintallationen bereits thematisiert.

Die bekannteste Flüchtlingsfamilie

All diese Inszenierungen hatten in keiner Weise Reaktion ausgelöst, die mit den aktuellen vergleichbar wären. Pfarrerin Karen Ristine teilte ein Bild der Krippenfiguren auf Facebook. «In einer Zeit, in der Flüchtlingsfamilien an unseren Grenzen Asyl suchen und gegen ihren Willen voneinander getrennt werden, betrachten wir die bekannteste Flüchtlingsfamilie der Welt: Jesus, Maria und Josef, die Heilige Familie», schrieb sie dazu und fragte: «Was wäre, wenn diese Familie heute in unserem Land Zuflucht suchen würde? Stellen Sie sich vor, Josef und Maria wurden an der Grenze getrennt und Jesus, der nicht älter als zwei Jahre ist, wird seiner von seiner Mutter weggenommen und hinter die Zäune einer Grenzschutzhaftanstalt verbracht, so wie es mehr als 5’500 Kinder in den letzten drei Jahre erging.»

Politisch missbraucht?

Über 24’000 Mal wurde der Facebook-Post der Pfarrerin geteilt. Über 15’000 Kommentare sind darunter zu lesen – solche, die zustimmen und die Aussage unterstützen, und andere, die über die Inszenierung empört sind. Die Weihnachtsgeschichte politisch zu missbrauchen, wird der Kirche vorgeworfen, während die Befürworter darin eine zutreffende Aktualisierung der Geschichte und Botschaft Jesu sehen. Grosse Medien in den ganzen USA haben über die Krippenfiguren berichtet – und so die Diskussion weiter angeheizt. Der ätzende Grundton der Kommentare spiegle den Zustand des Landes wieder, schreibt die Los Angeles Times, ein Land das entstellt sei durch politische Spaltungen, gespickt mit unnützen Beleidigungen und sabotiert durch Selbstgerechtigkeit.

Christsein in Aktion

Die Kirche hat auf ihrer Webseite in einem kurzen Statement auf die Debatte reagiert: «Wir hören die Leidenschaft in den Reaktionen der Menschen auf unsere Krippe. Wir hören beides, die Gebete und die Kritik. Das ist gelebtes Christsein! Unsere Krippe hat ein wichtiges Gespräch ausgelöst, und wir bitten Sie, die Leidenschaft zu hören – in den Stimmen anderer und auch in Ihrer eigenen. Wenn sich Leidenschaft in Mitgefühl verwandelt, inspiriert der Geist uns alle.»

 

S.F.
Quellen: Karen Ristine (Facebook), Clarmont United Methodist Church, Los Angeles Times, The Guardian
Beitragsbild: Clarmont United Methodist Church

 

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