
Reaktionen zur vorgeschlagenen Trennung der Methodistenkirche
20. Januar 2020
In die Diskussionen um die Zukunft der weltweiten United Methodist Church (UMC ) angesichts der grossen Differenzen in der Beurteilung praktizierter Homosexualität ist wieder Bewegung gekommen. Ein Anfang des Jahres vorgestellter Vorschlag wird weltweit diskutiert. Inzwischen liegt auch eine informelle deutsche Übersetzung vor.
Anfang Januar hatte eine 16-köpfige Gruppe von Bischöfen und anderen führenden Kirchenpersönlichkeiten der UMC den Vorschlag «Versöhnung und Gnade durch Trennung» vorgelegt. Damit soll der jahrzehntelange Streit über Homosexualität und den Umgang mit praktizierenden Homosexuellen in der Methodistenkirche versöhnlich und achtungsvoll beigelegt werden.
Entscheidung steht aus
Die Delegierten der Generalkonferenz, des höchsten legislativen Gremiums der weltweiten UMC, werden an ihrer Tagung im Mai 2020 in Minneapolis (USA) über diesen Vorschlag und eine allfällige Umsetzung zu entscheiden haben. Innerhalb der UMC weltweit wird der Vorschlag aktuell diskutiert. Zustimmung, Kritik oder Bedauern kennzeichnen die Reaktionen. Verschiedentlich wird auch kritisiert, wer am Verhandlungstisch vertreten war – und vor allem wer nicht.
Inklusion ermöglichen
Bischöfin Elaine Stanovsky aus den USA, die nicht zu der Gruppe gehörte, nannte den Vorschlag einen «bestmöglichen nächsten Schritt». Der Plan garantiere zwar kein bestimmtes Ergebnis. «Aber er scheint den Methodisten in den USA die Möglichkeit zu bieten, eine Zukunft zu wählen, die die volle Inklusion von LGBTQ-Personen ermöglicht», schrieb sie in einem Brief an die Methodist/innen in ihrem Bischofsgebiet. Kritische Stimmen kamen sowohl von progressiver wie von traditioneller Seite her. Kritisiert werden zum einen inhaltlich Teile des Plans, aber auch die Zusammensetzung der Gruppe.
Geregelte Trennung
Der inzwischen von der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland zur Information ins Deutsche übersetzte Vorschlag sieht angesichts der verfahrenen Situation die Trennung «als bestes Mittel, um unsere Differenzen zu überwinden» vor. Für eine neu zu bildende traditionalistische Denomination werden 25 Millionen US-Dollar bereit gestellt. Weitere 2 Millionen US-Dollar sollen für allfällige weitere Denominationen bereitgestellt werden. Bischofsgebiete («Zentralkonferenzen»), Synoden («Jährliche Konferenzen») und Kirchgemeinden sollen die Möglichkeit haben zu entscheiden, ob sie sich einer neuen Denomination anschliessen wollen. Sie müssen sich allerdings nicht entscheiden. Wo keine explizite Entscheidung gefällt wird, gilt das als Votum, in der UMC zu verbleiben.
Weshalb gehen die «Traditionalisten»?
Dass Methodist/innen, die eine traditionelle Sicht vertreten, nun eine neue Kirche gründen sollen, stösst in diesen Kreisen auf Kritik. Keith Boyette, der selbst Teil der 16-köpfigen Gruppe war und verschiedene traditionalistische Gruppierungen dort vertrat, begründet diesen Schritt auf der Webseite der Wesleyan Covenant Association (WCA). Er schreibt, dass die anderen Konfliktparteien die UMC nicht freiwillig verlassen würden. Sie zum Austritt zu zwingen, würde zahlreiche kostenintensive und den Ruf der Kirche ruinierende Verfahren nötig machen. «Das würde nur einen Kampf weiterführen, der jetzt schon Wohl und Lebendigkeit der Ortskirchen und die Existenz der Kirche bedroht. Wenn wir Traditionalisten also wirklich wollen, dass dieser Konflikt endet, dann sind wir diejenigen, die sich trennen müssen.»
Herausforderungen bleiben
Als grosse Herausforderung bewerten Beobachter die Aufgabe, bis zur Tagung der Generalkonferenz im Mai 2020 Kirchenordnungstexte zu erstellen, die bei der Durchführung des Vorschlags zur Anwendung kommen sollen. Jim Allen, Schatzmeister der Konferenz in Tennessee (USA) und Laiendelegierter an die Generalkonferenz 2020, sagte gegenüber UMNews: «Noch gibt es keine Texte in der Kirchenordnung, die die Umsetzung regeln – und der Teufel steckt bekanntlich immer im Detail.» Offen ist darüber hinaus auch die Frage, wie die Methodist/innen der UMC auf den Philippinen und in Afrika, die ebenfalls eine traditionelle Sicht vertreten, sich zu dem Vorschlag stellen.
Europäische Stimmen
Offene Aufnahme findet der Vorschlag in vielen europäischen Ländern. «Ich habe mehr Vertrauen in diese Lösung als in andere Vorschläge, die wir auf dem Tisch hatten», sagt etwas Knud Refsdal aus Norwegen. «Diesen hat unter anderem eine breit gefächerte Arbeitsgruppe ausgearbeitet, die viele Gruppierungen in der Kirche vertritt.» Ähnlich zeigt sich auch Bischof Harald Rückert von der EMK in Deutschland in einer Stellungnahme «dankbar für den mit Hilfe eines Mediators erarbeiteten Vorschlag».
S.F. / Quellen: emk.de, UMNS, Metodistkirken i Norge, wesleyancovenant.org
Beitragsbild: Jens Lelie, Unsplash.com
Protocol of Reconciliation & Grace Through Separation:
Original | informelle dt. Übersetzung
FAQs zum Protokoll
Original | informelle dt. Übersetzung