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Der Brexit ist da - was machen die Kirchen?

Trotz Brexit bleiben die Kirchen Europas verbunden

3. Februar 2020

Anlässlich des Brexits schreiben vier britische Kirchen einen Offenen Brief an die anderen Kirchen Europas. Zusammen mit fünf weiteren Kirchen nehmen sie ausserdem Stellung zu gesellschaftlichen Herausforderungen in Grossbritannien.

Am 31. Januar um 23.59 Uhr hat das Vereinigte Königreich die Europäische Union verlassen. Aus diesem Anlass schickten vier Kirchen in Grossbritannien «den Kirchen in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union» einen Offenen Brief. Er trägt den gemeinsamen Absender der britischen Baptisten und Methodisten sowie der Kirche von Schottland und der Vereinigten reformierten Kirche (United Reformed Church). Darin betonen die vier protestantischen Kirchen, dass Grossbritannien zwar die Europäische Union verlasse, «aber wir verlassen nicht Europa». Sie weisen darauf hin, dass ihre Kirchen «jahrhundertelang zur christlichen Tradition in Europa beigetragen» hätten und selbst davon bereichert worden seien.

Kirchen Europas teilen gleiche Werte

Der Ausstieg Grossbritanniens aus der Europäischen Union werde «unser Engagement weder beeinträchtigen noch verhindern», zeigen sich die Kirchenverantwortlichen überzeugt. Sie versichern den Kirchen auf dem europäischen Festland, dass ihre Kirchen fortfahren werden, «die Werte, die wir mit euch teilen, wie Frieden und Schutz der Menschenrechte und Würde zu fördern». Auch «an den grossen Herausforderungen unserer Zeit» würden sie weiter gemeinsam mit den anderen Kirchen arbeiten. Dazu gehörten besonders der Umgang mit der erzwungenen Migration und mit der Klimakrise.

Ein Land auf Entdeckungsreise braucht Begleitung

In besonderer Weise danken die Kirchenverantwortlichen für «Unterstützung und Interesse an unserer Situation in den vergangenen Jahren» und bitten die Geschwister der Festlandskirchen, «bei uns zu bleiben, während wir entdecken, was unsere Zukunft für uns bereithält und wie wir zusammenarbeiten können, um Hoffnung und Versöhnung für alle unsere Gemeinschaften zu ermöglichen, während wir versuchen, Jesus in unserem Alltagsleben zu folgen».

Brexit spaltet die Nation, nicht die Kirchen

Zeitgleich nahmen die Verantwortlichen dieser und weiterer britischen Kirchen mit einem Schreiben Stellung zum Brexit. Darin wird der Riss angesprochen, der durch die britische Gesellschaft geht und Brexit-Befürworter und Brexit-Gegner trennt. «Die Mitglieder der Kirche vertreten mit gutem Gewissen weiterhin ein breites Spektrum von Ansichten über den Brexit», heisst es in dem Schreiben. Nun gehe es darum, miteinander die wichtige Frage zu klären, welche Werte das Zusammenleben im Vereinigten Königreich bestimmen sollen.

Eckpunkte kirchlichen Engagements

Die unterzeichnenden Kirchen wollten sich betend und handelnd einsetzen für
• «eine Gesellschaft, in der die Ärmsten und die am meisten Ausgegrenzten im Mittelpunkt stehen;
• eine Gesellschaft, die Fremde willkommen heisst;
• eine gerechte Wirtschaft, die das Gedeihen allen Lebens ermöglicht;
• einen Planeten, auf dem die Umwelt erneuert wird;
• eine Welt, die sich aktiv für den Frieden einsetzt;
• eine Politik, die sich durch Zuhören, Freundlichkeit und Wahrhaftigkeit auszeichnet.»

Klaus Ulrich Ruof, emk.de / S.F.
Beitragsbild: kalhh, Pixabay

Die beiden Schreiben im englischen Original

Brief an die Kirchen in der Europäischen Union in dt. Übersetzung

 

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