
Eine kollektive Fastenzeit
1. April 2020
Mit dem Coronavirus, das sich von China aus verbreitet hat – von vielen wird das Land zum Christenverfolger Nummer 1 gestempelt –, wird der ganzen Welt ein Fasten verordnet. Ja, ein Fasten, du hast es richtig gelesen, und das noch zur richtigen (Fasten)Zeit. Ist es dir bewusst, dass wir Christ/innen uns mitten in der Fastenzeit befinden? Die Fastenzeit, gänzlich vergessen ob all den Corona-Meldungen! Das Fasten, welches uns Methodist/innen doch eigentlich so wertvoll sein sollte.
Hand aufs Herz, haben Sie es gewusst, dass John Wesley das Fasten als eines der Gnadenmittel proklamierte, neben den anderen Gnadenmittel? Mir war es nicht bewusst.
Nun sind wir herausgefordert, wir werden kollektiv zum Fasten genötigt, vielleicht zu echtem Fasten.
Es mutet schon eigenartig an, auf so vieles zu verzichten.
Ich
• darf mich nicht mehr mit Freunden im Café treffen,
• darf nicht mehr in die Ferien,
• muss auf Shopping verzichten,
• kann keine Feste mehr feiern,
• darf nicht heiraten,
• darf mich nicht mehr frei bewegen,
• darf plötzlich nicht mehr kaufen, was ich will,
• soll nicht mehr für andere da sein,
• darf nicht mehr in den Gottesdienst,
• darf keine Kollekte mehr geben,
und vieles mehr.
Plötzlich merke ich was echtes Fasten bedeutet. Oft hörten wir im Alltag wie alles viel zu hektisch sei und man sich nach etwas Ruhe, nach «etwas weniger schnell» sehne.
Und jetzt, was bekommen wir?
• Viel Ruhe,
• Zeit zum Träumen,
• Zeit zum Sparen und Spenden,
• Zeit zum Lesen,
• Zeit zum Aufräumen,
• Zeit zum Planen,
• Zeit zum Schreiben,
• Zeit zum Überlegen,
• Zeit einen Lebenslauf zu schreiben,
• Zeit ein Testament zu machen,
• Zeit Gutes zu tun,
• Zeit zu Helfen, und Hilfe haben wir alle nötig. Helfen ist zudem etwas göttliches. John Wesley sagte: «Gott hilft dem der andern hilft».
So wollen wir doch diesem Kollektiv-Fasten das Gute abgewinnen, in der Hoffnung, dass es nach dem Fasten vielleicht doch ein wenig besser wird. Ob wir etwas daraus lernen werden? Oder ist nach der Coronazeit vor der Coronazeit?
Handeln wir Methodist/innen so, damit es dann ein wenig anders wird, wenn nicht in der Gesellschaft, so wenigstens für uns. So dass wir sagen dürfen, das Fasten hat sich gelohnt!
In allem wollen wir aber auch an die Menschen denken welche durch die Krankheit direkt betroffen sind, und sie, so gut es geht, begleiten.
Dass Gott uns in dieser (Fasten)Zeit begleitet, das wissen wir alle. Gespannt bin ich was du in dieser Zeit für handfeste diakonische Erlebnisse machst. Wir haben uns nach dieser Zeit sicher einiges zu Erzählen. Damit wir nicht alles Schöne und Gute vergessen, könntest du doch ein «Corona-Fasten-Tagebuch» führen.
In diesem Sinne wünsche ich dir/euch eine frohe, spannende, bereichernde, ermutigende und erfolgreiche Fastenzeit.
In Christus verbunden Grüsse ich euch
Stefan Hess, EMK Burgdorf
Beitragsbild: Rebecca Holm, Pixabay.com
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Die Gnadenmittel gemäss John Wesley
Der öffentliche Gottesdienst.
Das Hören des Wortes Gottes, es werde solches gelesen oder ausgelegt.
Das Abendmahl des Herrn.
Das Beten mit der Familie und im Verborgenen.
Das Forschen in der Schrift.
Fasten und Enthaltsamkeit.