Digitale Abendmahlsfeier?
12. Juni 2020
«Am kommenden Sonntag, um 11 Uhr sind alle zu einem Abendmahl zuhause oder unterwegs eingeladen. Brot und Wein oder Traubensaft bereitstellen. Mehr braucht es nicht. Herzlich willkommen dazu», schreibt der methodistische Pfarrer Jörg Niederer auf Facebook. «Digital» Abendmahl feiern – und das geht?
Während des Lockdown hat Jörg Niederer, Pfarrer der Methodist/innen in St.Gallen und Teufen, schon mehrmals einen solchen Abendmahlsgottesdienst angeboten. Für den kommenden Sonntag hat er das entsprechende Video vorproduziert. Andere Male hat er die Abendmahlsfeier auch schon live zelebriert.
Gut vorbereitet
Doch nicht nur der Pfarrer muss sich vorbereiten. Auch die Teilnehmer/innen bereiten sich vor. Dazu verschickt Jörg Niederer jeweils ein Schreiben mit einigen Hinweisen. Wer mitfeiert, braucht etwas Brot und Traubensaft oder Wein zuhause. Die übertragene Feier wird nur die Elemente der Abendmahlsfeier beinhalten. Deshalb lädt Pfarrer Niederer dazu ein, vorab einen anderen Gottesdienst per Livestream, im Fernsehen oder Radio anzuschauen. Für die Feier des Abendmahls selbst gibt es eine kleine Liturgie, die auf der Website der Methodist/innen in St. Gallen zu finden ist.
Den Pausenknopf drücken
Die digitale Form bringt Einschränkungen mit sich: Die Gemeinschaft mit anderen fehlt. In der Anleitung, die Jörg Niederer verschickt, gibt es auch da eine Hilfestellung: «Ich mache einen Stuhlkreis, auch wenn ich alleine in meiner Wohnung bin», heisst es da. Auf den Stühlen könnten imaginär unterschiedliche «Leute» Platz nehmen. – Andererseits ermöglicht das digitale Format auch, dass jede/r das Abendmahl im eigenen Tempo feiern kann. «Wenn es mir zu schnell geht, drücke ich den Pausenknopf», ermutigt der Pfarrer in seiner Anleitung.
Nur wenige der Gemeindeglieder seien bei der Abendmahlsfeier mit dabei, sagt Jörg Niederer. «Die Rückmeldungen aber sind durchwegs positiv.» Die, die dabei sind, nähmen denn auch meist an der ganzen halbstündigen Ausstrahlung teil.
Pfarrer und Techniker
Die Produktion der Videos sei aufwendig, sagt Jörg Niederer. Er arbeitet allein, muss also die Feier gestalten und parallel dazu die Technik im Blick behalten. «Diese Doppelfunktion hat schon mehrfach dazu geführt, dass ich den Ton einzustellen vergessen habe», erzählt er. «Via Chat in Youtube teilen mir das die Beteiligten in der Regel mit.»
Tägliche Impulse
Neben den Gottesdiensten hat Jörg Niederer während des Lockdown auch damit begonnen, täglich ein Bild, einen kurzen Gedanken und eine Anregung per E-Mail zu verschicken. Rund 75 Personen erhalten dieses E-Mail mittlerweile. Ausserdem werden diese Beiträge auch auf einem Blog aufgeschaltet und auf Facebook geteilt. «So rechne ich mit etwa 100- 150 Personen, die diese lesen oder nutzen.» Auch hierzu erhält er immer wieder positive Rückmeldungen.
Wann die Methodist/innen der deutschsprachigen Gemeinde in St. Gallen wieder gemeinsam vor Ort feiern werden, ist noch nicht entschieden. Die Predigt werde aber auf jeden Fall weiterhin gestreamt, sagt Jörg Niederer. Er hatte damit bereits vor der Corona-Pandemie begonnen.
S.F.
Beitragsbild: Screenshot YouTube
