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«Das Band der Gemeinschaft droht in der Mitte zu reissen»

11. Juli 2020

«Eine Trennung scheint … unausweichlich», schreibt der methodistische Bischof Patrick Streiff in einem Beitrag in der Schweizerischen Kirchenzeitung. Er skizziert darin den eskalierenden Konflikt um gleichgeschlechtliche Sexualität in der weltweiten Methodistenkirche.

Die aktuelle Ausgabe der katholischen Schweizerischen Kirchenzeitung befasst sich mit der «Ehe für alle». Neben Positionen aus der katholischen Kirche wurden auch Personen aus anderen Kirchen angefragt, die Einblicke in die Entwicklungen in ihren Kirchen geben. Stimmen aus der methodistischen, der reformierten und der altkatholischen Kirche kommen zu Wort.

Entscheidung steht noch aus

Bischof Patrick Streiff, zuständig unter anderem für die Methodist/innen in der Schweiz, skizziert in einem kurzen Statement die Geschichte und den aktuellen Stand der Diskussionen rund um die Fragen der Homosexualität in der Methodistenkirche. Ursprünglich sollte in den Beitrag auch einfliessen, wie die Generalkonferenz, das oberste Leitungsgremium der weltweiten Methodistenkirche, in diesem Jahr entschieden hat. Die Tagung musste freilich aufgrund der Corona-Pandemie auf 2021 verschoben werden.

Kirchenrecht wurde sukzessive verschärft

Länger als in den meisten anderen Kirchen schwele der Konflikt um gleichgeschlechtliche Sexualität in der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche, schreibt Bischof Streiff. Sein kurzer geschichtlicher Abriss benennt die Generalkonferenz 1972 als Einsatzpunkt der Diskussionen. In der Schlussdebatte zu den damals erstmals verabschiedeten «Sozialen Grundsätzen» wurde eine Ergänzung in den Abschnitt über die menschliche Sexualität eingefügt. Dieser besagt: «homosexuelle Praxis ist mit der christlichen Lehre unvereinbar».

Als weitere Marksteine der geschichtlichen Entwicklung nennt Bischof Streiff das Verbot, Personen, die gleichgeschlechtliche Sexualität leben, zu ordinieren (1984). Später folgte das Verbot, gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen.

Die Trennung zeichnet sich ab

Ausführlicher beschreibt Bischof Streiff die jüngsten Entwicklungen: Bei der Tagung der Generalkonferenz 2016 drohte die Spaltung der Kirche. An einer ausserordentlichen Generalkonferenz 2019, die sich allein mit dieser Thematik befasste,  wurde dann mit knapper Mehrheit der «traditionelle Plan» in Kraft gesetzt. Das führte zu einer weiteren Eskalation des Konflikts. Bischöfe ausserhalb der USA haben daraufhin einen Mediationsprozess angestossen, bei dem ein Vorschlag für eine gütliche Trennung ausgearbeitet worden war. Über diesen und andere Vorschläge muss die Generalkonferenz bei ihrer auf 2021 verschobenen Tagung beraten und entscheiden.

«Wie in jedem eskalierenden Konflikt ziehen die Exponenten auf den äusseren Flügeln in je ihre Richtung und das Band der Gemeinschaft droht in der Mitte zu reissen», fasst Bischof Streiff die unheilvolle Konfliktdynamik zusammen. Eine Trennung der weltweiten EMK sei daher wohl unausweichlich.

S.F.
Beitragsbild: Clker-Free-Vector-Images, Pixabay.com
Quelle: Schweizerische Kirchenzeitung (SKZ) 13.2020

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Generalkonferenz

Die Generalkonferenz ist das oberste Leitungsgremium der United Methodist Church. Die Konferenz kann das Kirchenrecht revidieren und Resolutionen zu aktuellen moralischen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Fragen verabschieden. Sie genehmigt auch Programme und Budgets für kirchenweite Aktivitäten.