Die Generalkonferenz online durchführen?
28. Oktober 2020
Ein Ende der Corona-Pandemie ist nicht in Sicht. Daher drängen einige führende Vertreter der weltweiten Methodistenkirche darauf, die Generalkonferenz virtuell abzuhalten. Die Herausforderungen wären freilich immens.
Die Generalkonferenz, das oberste Leitungsgremium der weltweiten Methodistenkirche, war für Mai dieses Jahres angesetzt. Die Ausbreitung des Coronavirus führte jedoch dazu, dass die Tagung in Minneapolis (USA) abgesagt werden musste. Die Organisatoren haben die Tagung auf den 29. August bis 7. September 2021 verschoben.
Selbst diese Verschiebung könnte angesichts der aktuellen Entwicklung der Pandemie nicht ausreichen. Die Zahl der Coronavirus-Fälle in den USA steigt landesweit an. Mehrere US-Bundesstaaten melden neue Höchstzahlen von COVID-19-Erkrankungen.
Virtuelle Generalkonferenz?
Nun schlagen verschiedene Personen aus der Methodistenkirche in den USA vor, die Tagung virtuell abzuhalten. Virtuelle Plattformen seien Teil des kirchlichen Alltags geworden, sagte etwa Bischöfin Cynthia Fierro Harvey gegenüber dem methodistischen Nachrichtenportal UM News. Sie ist zur Zeit Vorsitzende des Bischofsrates der weltweiten Methodistenkirche. «Mit der richtigen Vorbereitung und Schulung könnte meiner Meinung nach eine Generalkonferenz virtuell abgehalten werden.»
Andere befürchten, eine solche Option sei nicht praktikabel und möglicherweise ungerecht. Denn die rund 900 Delegierten des internationalen Treffens, das normalerweise 10 Tage dauert, kommen aus vier Kontinenten und 13 Zeitzonen.
Stabile Internetverbindungen garantieren
Viele Fragen der Gleichberechtigung und Zugänglichkeit stellen sich insbesondere in Afrika. Die Methodistenkirche wächst dort sehr stark. «Für uns ist der Zugang zum Internet ein zentrales Thema», sagte der Leiter der Delegation der Liberia-Konferenz, Pfarrer Jerry Kulah. Die Fragestellungen, die auf der Generalkonferenz diskutiert würden, seien seiner Meinung nach zu heikel für ein virtuelles Treffen. Kulah und andere afrikanische Delegierte schlagen deshalb vor, dass die Generalkonferenz ausserhalb der USA abgehalten würde. Allerdings haben weltweit zahlreiche Länder aufgrund von COVID-19 sehr restriktive Reise- und Quarantänebestimmungen.
Einige afrikanische Delegierte halten indes ein virtuelles Treffen für möglich. Die Delegierten jedes Landes könnten sich an einem einzigen Ort treffen, an dem einerseits genügend Abstand möglich und andererseits die nötige Infrastruktur und Untersützung vorhanden wäre.
Entscheidung über Trennung der Kirche
Die kommende Generalkonferenz muss Entscheidungen von grosser Tragweite fällen. Den Delegierten werden unterschiedliche Vorschläge vorgelegt, die zu einer Trennung der weltweiten Methodistenkirche führen. Der Grund sind langwierige Debatten über die Beurteilung praktizierter Homosexualität.
Zu den Trennungsvorschlägen gehört das Protokoll für «Versöhnung und Gnade durch Trennung». Mit diesem würde der Weg geebnet, damit eine neue, traditionalistische Konfession sich von der United Methodist Church lösen könnte. Die konservative Vereinigung «Wesleyan Covenant Association» (WCA) hat weiter an der Bildung einer solchen neuen Konfession gearbeitet. «Die WCA hofft, dass die Generalkonferenz 2021 wie geplant persönlich in Minneapolis stattfindet», sagte der Präsident der Gruppe, Pfarrer Keith Boyette. «Wenn jedoch eine persönliche Zusammenkunft nicht möglich ist, ist die WCA der Meinung, dass jede Alternative geprüft werden sollte.»
Arbeitsgruppe nimmt Abklärungen vor
Letztendlich entscheidet die Kommission für die Generalkonferenz darüber, wann, wo und wie die Tagung stattfindet. Am 27. Oktober hat diese Kommission bekannt gegeben, dass sie eine Arbeitsgruppe eingesetzt hat, die nach Wegen suchen soll, wie die volle Teilnahme aller Delegierten weltweit gewährleistet werden kann. Sollte die Tagung online durchgeführt werden, drängen Bischöfe und andere auf eine Verkürzung der Tagesordnung. Einige Entscheidungen sollten auf eine künftige Generalkonferenz verschoben werden.
Das nächste Treffen der Kommission für die Generalkonferenz ist im Dezember als Online-Meeting geplant. Grundsätzliche Entscheidungen werden nicht vor Frühjahr 2021 erwartet.
S.F. / Heather Hahn, UM News | Beitrag bearbeitet am 30.Okt. 2020: Die Informationen zur Arbeitsgruppe und zur weltweiten Verteilung der Delegierten wurden eingefügt. (Quelle: H.Hahn, UM News)
Beitragsbild: Chris Montgomery on Unsplash
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Generalkonferenz
Die Generalkonferenz ist das oberste Leitungsgremium der United Methodist Church. Die Konferenz kann das Kirchenrecht revidieren und Resolutionen zu aktuellen moralischen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Fragen verabschieden. Sie genehmigt auch Programme und Budgets für kirchenweite Aktivitäten.
Von den 862 Delegierten, die für die Generalkonferenz 2020 gewählt wurden, kommen 55,9% aus den USA, 32% aus Afrika, 6% aus den Philippinen, 4,6% aus Europa und der Rest aus Konkordatskirchen, die enge Verbindungen zur United MEthodist Church haben.