
Biblische Wahrheit bedingt eine persönliche Entscheidung
10. November 2020
Zu Kirche und Welt 11/2020, Seite 4: Lesermeinung
Herr Walther beurteilt in seinem Leserbrief die zentralen Aussagen von Christoph Schluep im Essay «was ist schon Wahrheit» als unwahr. Seine Argumente gegen Schlueps Aussagen sind jedoch meines Erachtens nun aber eigentlich gerade der Beweis für dessen Richtigkeit. Herr Walther weist in seinem Appell für eine interdisziplinäre statt personelle Wahrheitsbetrachtung auf mehrere Bibelstellen hin, in denen Menschen Gottes Wirken oder die Begegnung mit ihm direkt sichtbar und physisch erlebten. Das ist für Herr Walther der Beweis, dass die biblische Wahrheit unpersönlich und überprüfbar ist. Mich überzeugt das nicht wirklich. Denn damit ist nämlich einzig allgemeingültig und überprüfbar wahr, dass diese Erzählungen in der Bibel stehen – was sich mit einem Griff zum Buch der Bücher auch sofort beweisen lässt. Dass wir die Erzählungen und die Wunder in den Erzählungen jedoch als Wahrheit anerkennen, ist nun aber eine rein persönliche Entscheidung der Christen, die so nicht allgemeingültig von allen Menschen geteilt wird. Die biblische Wahrheit bedingt deshalb zwingend eine persönliche Entscheidung und ist deshalb – wie von Schluep richtig dargestellt – immer auch an den Menschen gebunden. Und das ist doch eigentlich gerade das Ziel der Bibel: dass wir unseren Gott ganz persönlich und damit auch individuell mit dem Herzen wahrnehmen.