Bezirk

«Ausrasten und Emotionen gehören genauso dazu.»

14. November 2020

An der Tagung der Jährlichen Konferenz (Synode) der Methodist/innen in Basel führte Serge Frutiger durch den Bericht der Distriktsvorsteherin und Distriktsvorsteher. Der Bericht stand im Zeichen der Konfliktkultur und -bewältigung.

Schon die Überschrift des Berichtes machte deutlich, dass es nicht einfach darum gehen kann, Konflikte zu vermeiden: «Mit Christus unterwegs – Streiten und Konflikte haben ihre Zeit». Dies umso mehr, als die Methodistenkirche mitten in einem Konflikt über den Einbezug der LGBTQ-Community steht, ein Konflikt, der die weltweite United Methodist Church vermutlich spalten wird.

Nach einer kurzen Einführung durch Serge Frutiger diskutierten die Delegierten den Bericht in virtuellen Kleingruppen. Anschliessend gaben die Gruppen eine kurze Rückmeldung ins Plenum. Mehrere Sprecher/innen dankten der Distriksvorsteherin und den Distriktsvorstehern dafür, dass und wie die Thematik in ihrem Bericht aufgenommen wurde.

Konflikte heilsam transformieren

Ausgehend von der kirchlichen Grosswetterlage ging der Bericht auf Strategien zur Konfliktvermeidung ein. In der Nachfolge Christi, so die Distriktsvorsteherin und Distriktsvorsteher, bestehe «einerseits der Anspruch in den Fussstapfen von Jesus Friedensstifterinnen und Friedensstifter zu sein – und andererseits die Zusage der Gegenwart Christi, die uns verändern und unsere Konflikte heilsam transformieren kann.»

Wie dies konkret geschehen kann, führte der Bericht anhand von drei biblischen Geschichten aus. Zusammenfassend heisst es: «Ein hilfreicher Umgang mit Konflikten bedeutet: Konflikten weder ausweichen, noch beschönigen, noch sofort lösen – sondern mit gesunder Distanz, einem friedvollen Herz, gelassen und demütig angehen und im Blick auf Kirche die eigenen Vorstellungen zu Gunsten von Gottes Mission/Ziel zurücknehmen.»

«Ausrasten» gehört dazu

In den Rückmeldung aus den Gruppen ins Plenum kam lediglich aus einer Gruppe aus dem frankofonen Raum der Konflikt zur menschlichen Sexualität der weltweiten Methodistenkirche zur Sprache. Die Reaktionen aus dem deutschsprachigen Raum drehten sich weitgehend um Konflikterfahrungen in den Ortsgemeinden und im privaten Bereich.

Konflikte könnten nicht einfach auf der sachlichen Ebene bleiben, gab eine Person als Rückmeldung aus ihrer Gruppe zurück: «Ausrasten und Emotionen gehören genauso dazu.» Überhaupt tue es gut, so Andreas Steiner, wenn in Gemeinden Konflikte zugelassen würden. Barbara Lüscher stellte fest, dass Menschen immer wieder wegen Konflikten aus der Kirche ausscheiden. Auch das könne, so Christian Minder, eine hilfreiche Lösung im Konflikt sein.

Gesunde und ungesunde Konflikte

Grundsätzlicheres kam von Bernhard Tuccella. Er fragte, welche Autorität massgeblich sei in einem Konflikt: das Wort der Menschen oder das Wort Gottes. Andrea Brunner ihrerseits betonte, dass das Schrumpfen der Kirche zu ungesunden Konflikten führe. Gruppen würden sich gegenseitig beschuldigen, dafür verantwortlich zu sein. Christine Preis trug aus ihrer Gruppe eine ganze Palette an Gedanken zusammen. Streit könne ein Grundkonzept sein, um das Zusammenleben zu ordnen, brauche jedoch Regeln. Die Psychologie könne dabei helfen, etwa durch gewaltfreie Kommunikation. Zuletzt brauche es den Schritt zur Versöhnung.

In seinem Schlusswort griff Serge Frutiger die ebenfalls in den Rückmeldungen geäusserte Anregung auf, Schulungen zu dieser Thematik anzubieten. Dies Anliegen müsse in und mit den Leitungsgremien des Bezirks aufgenommen werden. Angedacht sei zudem eine Pfarrweiterbildung zum Thema. An der Tagung der Jährlichen Konferenz im Sommer 2021 bestehe überdies die Möglichkeit, die gewaltfreie Kommunikation bei der Diskussion über den Umgang mit menschlichen Formen der Sexualität zu praktizieren.

Jörg Niederer
Bild: EMK Schweiz / S.F.

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