Bezirk
Briefumschlag

Es geht um lebenspraktische und existenzielle Fragen

7. Dezember 2020

Zu «Kirche und Welt» 12/2020

«Ich bin bereit, eine kleinere Kirche in Kauf zu nehmen.» Dieser Titel stand im Zusammenhang mit den fünf Thesen zur Solidarität, die der Vorstand den Delegierten an der «Tagung Teil Schweiz» vorlegte. Die Mitglieder der EMK Schweiz und Pfarrpersonen nehmen nicht heute, sondern seit Jahrzehnten eine kleiner werdende Kirche in Kauf.

Auf die Frage «Was war und was bleibt» haben zwölf Personen aus ihrem persönlichen Umfeld aufgrund der neuen Lebenssituation berichtet. Es wäre erwähnenswert gewesen, die Geschichte eines Arbeitslosen, Unternehmers, der den Konkurs anmelden musste oder eines Patienten, der im Spital mit dem Virus infiziert war, zu lesen.

In einer Pandemie geht es um mehr als nur um die Frage: «was war und was bleibt»? Es geht um lebenspraktische und existenzielle Fragen wie z.B.: «Wo und wie schöpfe ich Kraft? Was nehme ich an Wertvollem für die Zukunft mit? Was heisst verzichten? Was mache ich, wenn der Lohn gekürzt wird oder wegfällt? Wo bin ich verwurzelt?» Der Titel hätte auch mehr in die Zukunft weisen können. Was war, was bleibt und was wird anders?

Gerade die Pandemie hat offenbart, wie Pfarrpersonen in einer Krise reagieren. In der Kirche muss der Frage nachgegangen werden: „Welchen Stellenwert hat die Seelsorge in einer Pandemie?“ Eine Pfarrperson hat ihre Kernkompetenz in der Gemeinde und am Ort bei den Menschen einzusetzen und nicht von Sitzung zu Sitzung zu eilen.

Es bleibt im neuen Jahr viel Zeit über unser Wirken und unsere Haltung nachzudenken, denn was wir brauchen ist ein Gefühl, in einer Gemeinschaft aufgehoben zu sein. Es geht um das Gemeinwohl und um eine neue Definition der Normalität zum Schutz des Lebens und des Klimas. Wir brauchen Antworten auf aktuelle Fragen.

Die Kirche steht nicht wegen der Homosexualität an einem Wendepunkt, sondern es ist der gesellschaftliche Wandel und das monetäre Denken, das uns zu schaffen macht und die überspannte Mitarbeit in Gremien in und ausserhalb der EMK. Wir brauchen keine neuen Thesen zur Solidarität, sondern Menschen, die ermutigen, für Menschen Zeit haben und vertrauensvoll neue Wege gehen, weil Gott mit uns ist.

Markus Voegelin, Schwarzenburg

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