
«Beim Betrachten der Bilder kommen wir einander näher»
14. Dezember 2020
Ein Ort der Begegnung, mit berührenden Erlebnissen. Nicht einfach Kirche mit aufgewärmten Geschichten aus vergangenen Zeiten und viel Symbolik zu Weihnachten. Die offene Kirche der Methodist/innen in Burgdorf ist ein Ort, an dem sich Menschen treffen.
Bilha und ihre Söhne Ali und Ahmed kommen gerne in das «Samschtig Zmorge» der Methodist/innen in Burgdorf. Die Mitarbeiter/innen helfen den Söhnen bei ihren Aufgaben. Die Mutter lernt Deutsch bei der pensionierten Pfarrerin Annemarie Studer.
Mit ihrem Mann war Bilha von Afghanistan nach Pakistan geflohen. Dort lebten sie unter erbärmlichen Bedingungen in einem Flüchtlingslager. Auch ihre Kinder wurden dort geboren. Jetzt lebt die Familie in der Nähe von Burgdorf. Entwurzelte Menschen, die eine Heimat suchen.
Entdeckungen an der Krippe
Bei einem Besuch am «Samschtig Zmorge» zeigten die Leute der Methodistenkirche Bilha und ihren Söhnen die grosse Installation mir Krippenfiguren. «Ziegen, Schafe, bei uns auch», sagte die Mutter und strahlte. Erinnerungen an ihre Heimat wurden wach. «Wir erzählten ihnen von unserer Tradition und was uns Weihnachten bedeutet» erzählt Stefan Hess aus Burgdorf. «Miteinander entdeckten wir, was uns Christen und Muslime verbindet: wir haben den gleichen Stammvater.» Das sei ein berührender Moment gewesen. «Plötzlich wurde uns bewusst: Zusammen mit diesen Fremden, die unsere Gäste sind, stehen wir bei der Krippe wie einst die verachteten Hirten.»
Das Projekt der offnen Kirche mit der Krippeninstallation in Burgdorf will genau das erreichen: Weihnachten wird Wirklichkeit, wird erlebbar. «Wir spürten etwas wie ‹Segen›», sagt Hess.
Gottes Wohnzimmer
Die Kirche in Burgdorf ist jeden Samstagmorgen offen für Menschen, die das «Samschtig Zmorge» besuchen. In der Advents- und Weihnachtszeit ist sie zusätzlich jeden Mittwoch von 18.30 bis 19.00 Uhr geöffnet. Die offene Kirche im Advent fügt sich ein in das Motto, unter dem die Methodist/innen in Burgdorf ihr Angebot sehen: «Gottes offenes Wohnzimmer». Hier wird Symbolik lebendig, greifbar, spürbar. Ein Stück Himmel auf Erden.
Den Menschen zugewandt
Wie ist die Idee mit dem Krippenbild und der offenen Kirche im Dezember entstanden? – «Durch die Folgen der Corona-Pandemie öffnete uns Gott die Augen für Neues», erzählt Hess. Einige Frauen der Methodistengemeinde hätten die Initiative ergriffen. Sie wollten nicht nur mit Online Gottesdiensten und ähnlichen Möglichkeiten Kirche sein. «Sie wollten den ‹Menschen zugewandt sein›, wie wir das als Methodistenkirche in der Schweiz wollen.» An einem Sonntag, an dem kein Gottesdienst in der Kirche stattfand, entstand das eindrückliche Krippenbild.
Oase mit Begegnungsmöglichkeiten
«Es ist das erste Mal, dass wir im Advent Menschen so einladen», sagt Hess. «Beim Betrachten der Bilder kommen wir einander näher. Es ist eine Oase zum Innehalten, Stillwerden, Auftanken und um Menschen bei der Krippe zu begegnen.» Menschen zum Beispiel wie Bilha und ihre Söhne.