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Gibt es bald einen «Garten der Religionen» in Aarburg?

6. Januar 2021

Seit 10 Jahren versucht Markus Bill in Aarburg einen «Bibelgarten» einzurichten. Nun scheint eine mögliche Umsetzung zum Greifen nahe. Was noch fehlt, sind die richtigen Leute, die bei der Umsetzung helfen.

Angefangen hat alles mit einem «Dienstagsmail». Darin las Markus Bill vom «Bibelgarten» in Gossau. Also fuhr er kurzerhand hin, um die Sache mit eigenen Augen zu sehen. «Ich fand: Das ist eine tolle Sache», sagt er rückblickend. Auch die Atmosphäre dort habe ihm gefallen. «Es hatte viele Leute. Aber es hatte keinen Lärm und auch keinen Dreck.»

In der Schweiz einzigartig

Das war die Initialzündung für den selbständigen Unternehmer. Er wollte mehr über diese Idee erfahren. «Ich ging der Sache nach.» Und er machte eine Entdeckung: In der Schweiz gibt es nur in Gossau einen solchen Bibelgarten. In Deutschland hingegen gibt es eine ganze Reihe dieser Anlagen. Zu sehen, riechen, tasten und schmecken gibt es in solchen Bibelgärten zahlreiche der rund 130 in der Bibel erwähnten Pflanzen, Früchte und Getreidesorten.

Bill las Bücher, nahm an Fachtagungen teil und setzte sich intensiv mit der Idee auseinander. Seine Begeisterung wuchs. Und dann war da ja in seiner damaligen Wohngemeinde Aarburg dieser «Alte Friedhof», der einer neuen Nutzung zugeführt werden sollte. «Also bin ich an die Gemeinde herangetreten: ‹Das wäre doch jetzt einmal eine Idee, was man machen könnte. Ihr sucht doch schon länger eine Lösung›», sagte er den Verantwortlichen. «‹Ihr wollt auf dem alten Friedhof keinen Rummelplatz, sondern etwas, das pietätvoll zu Aarburg passt. Das wäre doch jetzt die Idee mit dem Bibelgarten›.»

Nichts zu machen

Wenn er so erzählt, spürt man in seinen Worten die Begeisterung. Allerdings fand die damals bei den Verantwortlichen der politischen Gemeinde nicht das gewünschte Echo: «Ja, Sie müssen noch warten», war die Antwort. «Wir sind dran. Wir suchen ein Konzept.» – Es gingen einige Jahre ins Land. Immer mal wieder hakte Bill nach – und erhielt stets vertröstende Antworten.

Nachdem er seinen Wohnort gewechselt hatte, geriet auch bei ihm selbst das Projekt etwas in Vergessenheit. Bis 2019, als unerwartet wieder Bewegung in die Sache kam: «Plötzlich kommt letztes Jahr ein Schreiben der Gemeinde: Sie hätten jetzt einen Workshop angesetzt, an dem Ideen zur künftigen Nutzung des Alten Friedhofs zusammengetragen werden sollten.»

Die Idee verändert sich

Beim ersten Workshop Ende 2019 wurde rege geplant und kontrovers diskutiert. Das Meinungsspektrum reichte von: Den Alten Friedhof erhalten als Gedenkstätte – bis zu: Die Gräber abräumen und etwas ganz Neues machen. «Doch», sagte Bill, «ich war der einzige der Leute, die da waren, der so etwas wie ein Konzept hatte.» Die anderen konnten sagen, was sie nicht wollten oder was sie in etwa wollten. «Ich konnte sagen: Ich habe einen konkreten Vorschlag.»

In der Diskussion kamen kritische Stimmen: «Ja, die Bibel», hätten einige gesagt, «ist das passend heute? Die Bibel wollen wir nicht!» Mühe hätten manche auch mit dem Namen «Alter Friedhof» gehabt, erzählt Bill. «Aber das ist eben der alte Friedhof – seit Generationen!»
Bill versuchte die Bedenken aufzunehmen. «Das sind ja Pflanzen, die sind im Judentum, im Christentum und im Islam dieselben», sagte er. Im Mitteleuropa seien dies die drei bestimmenden Weltreligionen. «Die akzeptiere und respektiere ich!» Er könne sich auch vorstellen, dass statt eines «Bibelgartens» ein «Garten der Religionen» eingerichtet würde. «Es kann ja sein, dass man dann die eine Pflanze beschreibt mit einem Vers aus der Bibel oder mit jüdischen oder islamischen Texten.» – Dieser Vorschlag fand so weit Zustimmung, dass er weiter ausgearbeitet werden kann.

Das Projekt auf die Beine stellen

Die Corona-Pandemie brachte dann freilich eine weitere Verzögerung. Inzwischen liegt ein erster grober Plan auf dem Tisch. Markus Bill seinerseits ist nun auf der Suche nach Personen, die ihn unterstützen. Mit jüdischen und muslimischen Gemeinden hat er erste Kontakte aufgenommen. Bislang leider ohne Erfolg.

Gesucht sind Personen mit Kenntnis der Hebräischen Bibel und der jüdischen Tradition, Personen mit Kenntnissen der christlichen Bibel und Theologie oder mit Kenntnissen zum Koran und der muslimischen Tradition. Ausserdem brauche es Fachleute mit botanischen Kenntnissen, Leute, die fit seien in Marketing oder Buchhaltung. «Zuerst brauche ich jetzt Leute, die helfen, das ganze auf die Beine zu stellen», sagt Bill. Später brauche es dann Leute, die auch zupacken und schaufeln und graben.

Wird er die Leute finden? – «Doch doch» sagt er. «Ich bin zuversichtlich. Das ist doch eine gute Sache!»

S.F.
Beitragsbild: Ölbaum im Bibelgarten Flottbek, Ktiv, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

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Update (26. Januar 2021): Am 23. Januar sprach Markus Bill auch bei Radio SRF 1 im Regionaljournal Aargau-Solothurn über seine Idee eines Religionsgartens in Aarburg.


Zur Person

Bild: zVg

Markus Bill, selbständiger Unternehmer in der Möbelbranche, inzwischen im «Unruhestand», gehört zu den Methodist/innen in Rothrist – und ist auch mit den anderen Kirchen in seiner Region gut vernetzt.
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