
Die Pandemie zwingt die Kirche, überfällige Veränderungen vorzunehmen
29. Januar 2021
Zahlreiche virtuelle Angebote sind aufgrund der Corona-Pandemie entstanden. Wie werden sie wahrgenommen? Werden sie die kirchliche Arbeit nachhaltig verändern?
Der Nachrichtendienst der us-amerikanischen Methodist/innen, UM-News, hat in verschiedenen Methodistenkirchen in den USA, der Schweiz und Afrika nachgefragt, wie die Pandemie die kirchliche Arbeit verändert hat. Die Antworten fallen überraschend ähnlich aus.
Ungeahnt kreativ
Für die Kirche habe die Coronapandemie die Zukunft an ihre Türschwelle gebracht und die Kirchen gezwungen, Veränderungen vorzunehmen, die sie schon langem angehen wollten, sagte Pfarrer Mark Nakagawa. Er ist Superintendent im Westen der USA und gleichzeitig als Interimspfarrer der Centenary United Methodist Church in Los Angeles tätig. «Die Pandemie hat den Kirchen die Möglichkeit eröffnet, auf eine Art und Weise kreativ zu sein, von der wir nie dachten, dass wir das sein müssten», sagte er gegenüber UM-News.
Offenheit ist gefragt
Pfarrer Matthias Fankhauser, der den Bereich Gemeindeentwicklung der Methodistenkirche in der Schweiz und Frankreich leitet, sagte, dass die durch die Pandemie erforderlichen Einschränkungen die Gemeinden dazu genötigt habe, ihre Online-Präsenz zu verstärken. Das sei ein wichtiger Aspekt der Krise. Das Motto der Methodistenkiche heisse doch «Open Hearts, Open Minds, Open Doors», sagte Fankhauser. «Also lasst uns versuchen, einen neuen Weg zu finden, das Evangelium zu leben.»
Eine steile Lernkurve
Die Umfrage von UN-News zeigt auch: Die Online-Präsenz hat die Arbeitsbelastung der Pfarrpersonen und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen erhöht. «Ich musste lernen, Videos auf Facebook hochzuladen und Beiträge zu planen», sagte Pfarrer Jeff Vanderhoff von der Trinity United Methodist Church in McMurray, Pennsylvania. «Es ist toll, einen neuen Weg zu finden, um das Evangelium weiterzugeben.» Genau diese Entdeckung habe die Pandemie ermöglicht.
Weltweit zugeschaltet
Die Online-Gottesdienste in Trinity hätten ehemalige Mitglieder erreicht, die weggezogen sind, sowie die erweiterte Familie der Gemeindemitglieder und Mitarbeiter, sagte Vanderhoff. Ähnliches berichtet Kudzai Chingwe. Er ist Kommunikator für die Zimbabwe East Conference der United Methodist Church in Africa. «Die Simbabwer sind weltweit unterwegs, und sie besuchen virtuelle Gottesdienste», sagte Chingwe. «Sie lassen ihre Erinnerungen wieder aufleben. Im Livestream sehen sie auch ihre Verwandten wieder.»
Wirksamkeit messen
Lernen mussten die methodistischen Gemeinden auch, wie sie beurteilen können, ob sie mit ihren virtuellen Formaten die Menschen auch ansprechen und erreichen. In den Social Media etwa sei aussagekräftiger, auf die Interaktionen statt auf die Betrachtungen zu achten, sagte Vanderhoff. Eine Interaktion bedeute, dass jemand einen Beitrag geliked, geteilt oder kommentiert habe.
Es gibt kein Zurück
Die Frage, ob die kirchliche Gemeinschaft von Methodist/innen sich ganz in Online-Formate hinein verlagern kann, ist noch nicht geklärt. «Indiskutabel» sei es jedoch, die Online-Bemühungen einzustellen, nachdem die Pandemie vorüber ist, sagte Fankhauser. «Doch es ist auch klar, dass wir beide Formate brauchen, online und vor Ort.» Die Methodist/innen in der Schweiz seien darum daran, die Online-Formate auszubauen und mehr Ressourcen in digitale Formate zu stecken. «Wir sind bestrebt, das voranzutreiben, was wir eine ‹hybride Kirche› nennen: Kirche vor Ort und digitale Kirche.»