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Kirche geschlossen Pandemie

Kirche sein in einer Pandemie

13. April 2021

Mit einer Broschüre der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) und den Ergebnissen einer Untersuchung, die ein internationales, ökumenisches Forschungsprojekt durchführte, sind in den letzten Wochen von zwei unterschiedlichen Seiten neue Impulse vorgelegt worden, kirchliche Praxis während der Corona-Pandemie zu überdenken.

Die von der GEKE veröffentlichte Broschüre «Gemeinsam Kirche sein in einer Pandemie» versteht sich «als Zwischenreflexion inmitten der fortwährenden Pandemie». Erstellt wurde sie vom Fachbeirat Ethik der GEKE. «Gerade da das Ende der Pandemie noch nicht abzusehen ist, scheint es an der Zeit, sich der gemeinsamen Grundlagen zu vergewissern, von denen aus die Kirchen auf die Pandemie reagieren.» Dieser Frage geht die Broschüre in vier Kapiteln nach. die jeweils einen von vier Aspekte der kirchlichen Praxis näher beleuchten.

Kirchliches Leben

Das erste Kapitel fragt unter dem Fokus gottesdienstlichen Feierns: Welche Rolle spielen Kirchen in einer durch eine Pandemie bestimmten Gesellschaft? Was heisst das für die Gottesdienste? Wie verändert sich das pastorale Handeln?

Kirchliches Zeugnis

Mit dem zweiten Kapitel rückt «das öffentliche Zeugnis der Kirchen» in den Fokus: Kirche muss ihre Stimme erheben für die, die am stärksten von der Pandemie betroffen sind. Wie stellen Kirchen sich zur Einschränkung der Freiheitsrechte? Wie ist es um die gleichen Bildungschancen bestellt?

Diakonisches Handeln

Der weit gefasste diakonische Auftrag der Kirche wird als drittes unter dem Vorzeichen der Corona-Pandemie näher beleuchtet: Soziale, ökologische und ökonomische Herausforderungen kommen zur Sprache, ebenso die Gesundheitsfürsorge – und ethische Dilemmata wie Triagesituationen. In vielen diakonischen Einrichtungen sind die Kirchen von diesen Fragen selbst ganz unmittelbar betroffen.

In einer Gemeinschaft verbunden

Schliesslich kommt mit der Gemeinschaft von Christ/innen über Grenzen hinweg ein vierter Aspekt von Kirche zur Sprache. Unter anderem werden hier auch die Fragen häuslicher Gewalt, aber auch einer über die Grenzen der Europäischen Union hinausgehenden Solidarität angesprochen.

Beispiele aus der Praxis

Kurze Beispiele verweisen – eingestreut in den Text – auf konkrete Erfahrungen einzelner Kirchen in unterschiedlichen Ländern und ihr Engagement. Am Ende der Broschüre gibt es Anregungen zum Weiterdenken und zum Gespräch.

Kompakte Übersicht

Die Broschüre führt verschiedene Überlegungen zusammen. Entsprechend bringt sie nicht neue Einsichten, sondern bietet kompakt eine Übersicht zu einzelnen Themenfeldern, ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen.

Kirchliche Online-Angebote untersucht

«Churches Online in Times of Corona», kurz CONTOC, ist der Titel einer Studie, die zwischen Mai und Juli 2020 durchgeführt wurde. Die international und ökumenisch angelegte Studie untersuchte insbesondere digitale kirchliche Angebote «unter den Bedingungen der COVID-19-bedingten Kontakt- und Versammlungsbeschränkungen» während der Zeit des ersten Lockdown im Frühjahr 2020.

Alle Handlungsfelder einbezogen

Im Fokus der Befragung standen die Erfahrungen mit der digitalen Mediennutzungen, die evangelische und katholische Kirchen im Zuge der Pandemie gemacht haben. Es ging um alle pastoralen Handlungsprozesse – von Gottesdiensten über Seelsorge und Bildung bis zur Diakonie.

Aufbruch und blinde Flecken

Die Studie spiegelt einen Aufbruch vieler Kirchgemeinden in eine neue digitale Präsenz. Die meisten der Teilnehmenden rechnen damit, dass das auch nach der Pandemie so bleiben wird. Grösste Schwierigkeiten gab es dagegen bei der Durchführung von Bildungsveranstaltungen im Kinder- und Jugendbereich, etwa dem kirchlichen Unterricht.

Vor allem Selbstwahrnehmung

Die Stärke der Studie liegt in ihrer breiten Abstützung. 6500 hauptamtliche kirchliche Mitarbeiter/innen vorwiegend aus der Deutschland, Österreich und der Schweiz, aber auch aus den Niederlanden, Schweden, England, Malta und aussereuropäischen Ländern haben geantwortet. Allerdings spiegelt die Studie vor allem die kirchliche Selbstwahrnehmung unter denen, die online präsent waren und sind.

S.F.
Beitragsbild: Queven, pixabay

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«Gemeinsam Kirche sein in einer Pandemie»

Website CONTOC-Studie (mit Hinweisen zu Meldungen in verschiedenen Medien)

Unterlagen zu Forschungsergebnissen und Perspektiven der CONTOC-Studie für die Kirchen in der Schweiz