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Garlinda Burton

Rassismus zu einer Sache der Vergangenheit machen

14. April 2021

Über Rassismus in der Kirche und das Potential, ein Vorbild für Veränderung zu sein, sprach die Methodistin Garlinda Burton in einem Interview zum Tag des Rassismus.

«Ich glaube, dass unsere Kirche und ihre Mitglieder die Kraft des Heiligen Geistes haben, um Rassismus zu einer Sache der Vergangenheit zu machen», sagte Garlinda Burton in einem Interview anlässlich des Internationalen Tages des Rassismus im März.

Vom Versagen der Kirche

Burton ist Methodistin und seit dem vergangenen September die Interimsvorsitzende der Kommission für Glaube und ethnische Vielfalt der weltweiten Methodistenkirche. In dem für die «Evangelische Mission Weltweit» geführten Drei-Fragen-Interview beschrieb Burton das Versagen der Kirchen im Blick auf Rassismus.

Idol des weissen Christus

Der christliche Glaube, so Burton, sei «um das Idol einer weissen, westlichen Vorstellung von Jesus Christus» herum gebaut worden. Dadurch seien «drei Viertel der Weltbevölkerung als minderwertig» ausgegrenzt worden.

Evangelium legitimierte Landraub

Ausserdem sei die Botschaft des Evangeliums missbraucht worden, «um Land zu stehlen, nicht-weisse Menschen zu versklaven und zu unterdrücken und sogar Götzenbilder von Jesus als weissem ‹Herrn› zu schaffen».

Beispiel von Wiedergutmachung

Am Beispiel einer Universität in den Vereinigten Staaten beschreibt Burton im Interview, wie Wiedergutmachung und Veränderung geschehen könne. Die in dem Interview nicht konkret benannte Universität habe einer Organisation, die sich um schwarze Jugendliche kümmere, zehn Millionen US-Dollar übergeben. Diese Summe sei, so Burton, eine «kleine Rückzahlung an die Erben ehemals versklavter Schwarzer, die die meisten der historischen Gebäude ohne Bezahlung gebaut hatten».

Ein Anfang

Sie ist der Meinung, dass noch viele solcher Anstrengungen nötig seien, «um das zurückzugeben, was im Namen des Rassismus gestohlen wurde, und um Busse zu tun und öffentlich zu erklären, dass wir Gottes Ruf folgen werden: ‹Geht hin und sündigt nicht mehr›».

Gemeinden mit Potential

Gemeinden könnten in dieser Hinsicht in ihrer Umgebung viel bewirken, wenn sie «jenseits der Kirchenmauer das ganze Viertel, in dem ihre Kirche steht, als ihre Gemeinde betrachten». Dort könnten sie sich «für das Wohl der Gemeinschaft engagieren», indem sie «ethnische und kulturelle Barrieren durchbrechen und Partnerschaften bilden».

Gemeinden mit Wirkung

Burton ist überzeugt, «dass es dann im Umkreis von zwei Kilometern um eine methodistische Kirche kein einziges hungerndes Kind mehr geben würde, weil wir uns darauf konzentrieren würden, das auszurotten, was das ganze Volk Gottes umbringt».

Klaus Ulrich Ruof, emk.de
Beitragsbild: privat, via gcorr

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Das ganze Interview

Das Kurzinterview führte Matt Barlow aus Hamburg, der zurzeit im Pressereferat der EMW arbeitet. Der volle Wortlaut des Interviews ist auf der EMW-Website nachzulesen.

Zur Person

Garlinda Burton ist Interimsvorsitzende der Kommission für Glaube und ethnische Vielfalt (General Commission on Religion and Race) der weltweiten Methodistenkirche (UMC). Als Diakonin der United Methodist Church verfügt sie über mehr als 30 Jahre Erfahrung als Autorin, Redakteurin, Produzentin und Trainerin zu Themen wie interkulturelle Kompetenz, Rassen- und Geschlechtergerechtigkeit. Sie engagiert sich auch dafür, der Kirche zu helfen, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene als positive und kraftvolle Multiplikatoren für die Sache Jesu Christi zu gewinnen und zu erziehen.

General Commission on Religion and Race

Die Kommission für Glaube und ethnische Vielfalt (General Commission on Religion and Race, GCORR) der weltweiten Methodistenkirche wurde 1968 gebildet. Damit dokumentierte die damals neu konstituierte United Methodist Church ihre Verpflichtung, die Sünde des Rassismus abzulehnen, und ihre Bereitschaft, in allen Bereichen des kirchlichen Lebens, Rechenschaft darüber abzulegen.

Im Fokus der Arbeit Kommission sind weiterhin die Erscheinungsformen und Auswirkungen des Rassismus. Darüber hinaus nimmt sie auch grössere Zusammenhänge und Themen wie Armut, Nationalismus, Stammeskonflikte, Geschlechterdiskriminierung, Homophobie, Behinderung und generationenbezogene Vorurteile in den Blick. Alle Formen der Unterdrückung seien miteinander verbunden und können nicht isoliert angegangen werden, heisst es auf der Website der Kommission.