
Afrikanische Bischöfe uneinig über die Zukunft der Kirche
23. April 2021
Verschiedene methodistische Bischöfe aus Afrika haben sich jüngst dazu geäussert, wie sie ihre eigene Zukunft innerhalb der weltweiten Methodistenkirche sehen. Sie vertreten durchaus unterschiedliche Ansichten über die Zukunft der Kirche und ihren Platz darin.
Aktuell gibt es zwölf methodistische Bischöfe in Afrika. Drei von ihnen haben unlängst in Stellungnahmen zum Ausdruck gebracht, dass sie und ihre Bischofsgebiete die weltweite Methodistenkirche (United Methodist Church) verlassen und sich mit anderen konservativen Methodist/innen zusammenschliessen werden, wenn die United Methodist Church sich darüber spaltet, ob sie das Verbot von gleichgeschlechtlichen Ehen und der Ordination von offen homosexuell lebenden Pfarrpersonen aufheben soll (s. Infobox).
Optionen prüfen
Langjähriger Konflikt
Seit mehreren Jahrzehnten werden in der weltweiten Methodistenkirche, der United Methodist Church, Fragen zur menschlichen Sexualität, besonders zum Umgang mit Homosexualität kontrovers diskutiert. Anfang 2019 war deshalb eine ausserordentliche Generalkonferenz zu dieser Frage einberufen worden.
Mit einer knappen Mehrheit nahmen die Delegierten damals den «Traditional Plan» an, der das Verbot von gleichgeschlechtlichen Ehen und das Verbot der Ordination von offen homosexuell lebenden Pfarrpersonen bekräftigt. Der Entscheid löste in der Methodistenkirche weltweit heftige Reaktionen und Diskussionen aus.
Im Sommer 2019 ergriff in dieser angespannten Situation Bischof John Yambasu aus Sierra Leone die Initiative. Er stellte eine Gruppe zusammen, in der kirchliche Leitungspersonen aus allen Konfliktparteien vertreten waren. Unter Leitung des Mediators Kenneth Feinberg hat diese Gruppe das Protokoll «Versöhnung und Gnade durch Trennung» erarbeitet. Dies würde es konservativen Kreisen ermöglichen, die United Methodist Church zu verlassen und eine eigene Kirche zu gründen.
Endgültig entscheiden muss über das Protokoll eine weitere Generalkonferenz. Allerdings musste die Generalkonferenz 2020 aufgrund der Corona-Pandemie bereits zweimal verschoben werden. Sie ist nun für Anfang September 2022 geplant.
Andere afrikanische bischöfliche Leiter haben sich solchen Erklärungen nicht angeschlossen. Sie scheinen offen dafür zu sein, Optionen für den Verbleib in der United Methodist Church zu prüfen.
Mehrheit für Verbleib?
«Wir respektieren uns gegenseitig, auch in unseren Unterschieden», sagte Eben K. Nhiwatiwa, Interimspräsident des Gremiums der afrikanischen Bischöfe, in einer Erklärung, nachdem sich die Gruppe letzten Monat getroffen hatte. «So wie es aussieht, zieht die Mehrheit von uns (afrikanischen) Bischöfen nicht in Erwägung, die United Methodist Church zu verlassen.»
Bischof Quire für einen Austritt
Mitte März hatte Bischof Samuel J. Quire Jr. aus Liberia in einer öffentlichen Ansprache angekündigt, dass die Methodistenkirche dort aus der United Methodist Church austreten werde. «Wenn es zu einer Spaltung kommt, wird sich die Liberia Conference darauf freuen, mit anderen konservativen Methodist/innen auf der ganzen Welt zusammenzuarbeiten», sagte er.
In ähnlicher Weise äusserten sich auch die Bischöfe Owan Tshibang Kasap aus dem Südkongo und Bischof John Wesley Yohanna aus Nigeria.
Widerspruch wird laut
Gegen diese Äusserungen der Bischöfe wurde unter afrikanischen Methodist/innen jedoch auch Widerspruch laut. Eine Gruppe von nigerianischen methodistischen Pfarrpersonen und Laien veröffentlichte eine Erklärung, in der sie sich mit Yohannas Bemerkungen auseinandersetzten und sich gegen eine Spaltung der United Methodist Church aussprachen.
Gerechtigkeit statt Spaltung
«Die Welt braucht nicht noch mehr neue Kirchen, sondern die Herzen von Christ/innen, die voller Mitgefühl, Wahrheit, Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit und Barmherzigkeit sind, wie es Gott in Micha 6,8 gefordert hat», heisst es in der Erklärung.
Auch Jefferson Knight, Delegierter der Liberia Conference für die Generalkonferenz 2022 und Mitglied von Africa Voice of Unity, äusserte sich in diesem Sinne: «Wir wollen nicht, dass die United Methodist Church gespalten wird, besonders nicht in Afrika.»
Afrikanische Mega-Methodistenkirche?
Eben K. Nhiwatiwa sagte in einer, wie er betonte, persönlichen Stellungnahme, dass Afrikaner/innen, die darauf bestehen, nicht in der United Methodist Church bleiben zu können, in Erwägung ziehen sollten, ihre eigene Denomination zu gründen, anstatt sich einer anderen anzuschliessen, die ihren Sitz ausserhalb des Kontinents hat.
«Warum nicht eine Mega-Denomination mit afrikanischer Basis gründen und andere einladen, sich anzuschliessen», schrieb er in einer Botschaft. «Warum sollten die Afrikaner immer nur Einladungen von anderen annehmen?»
Die Delegierten entscheiden
Dass die afrikanischen Bischöfe starke Führungspersönlichkeiten in ihren Gebieten sind, ist unbestritten. An der Generalkonferenz sind die methodistischen Bischöf/innen allerdings nicht stimmberechtigt.
Daniel Wandabula, Bischof für die Region Ostafrika, betonte in einer E-Mail gegenüber dem methodistischen Nachrichtenportal UM-News, er achte daher sehr darauf, «die Delegierten aus meinem bischöflichen Gebiet nicht zu lenken oder zu beeinflussen, wofür sie stimmen sollen oder wie sie stimmen sollen.»
S.F. / Sam Hodges, UM-News
Beitragsbild: Bischof Samuel J. Quire Jr. spricht bei der Jahreskonferenz von Liberia in Gbarnga, Liberia, im März. (Foto von E. Julu Swen, UM News).
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Generalkonferenz
Die Generalkonferenz ist das oberste Leitungsgremium der weltweiten Methodistenkirche (United Methodist Church). Die Konferenz kann das Kirchenrecht revidieren und Resolutionen zu aktuellen moralischen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Fragen verabschieden. Sie genehmigt auch Programme und Budgets für kirchenweite Aktivitäten. Die für 2020 vorgesehene Tagung in Minneapolis (USA) ist inzwischen auf den 29. August bis 6. September 2022 verschoben worden.