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Bischof Samuel J. Quire Jr.

Afrikanische Bischöfe uneinig über die Zukunft der Kirche

23. April 2021

Verschiedene methodistische Bischöfe aus Afrika haben sich jüngst dazu geäussert, wie sie ihre eigene Zukunft innerhalb der weltweiten Methodistenkirche sehen. Sie vertreten durchaus unterschiedliche Ansichten über die Zukunft der Kirche und ihren Platz darin.

Aktuell gibt es zwölf methodistische Bischöfe in Afrika. Drei von ihnen haben unlängst in Stellungnahmen zum Ausdruck gebracht, dass sie und ihre Bischofsgebiete die weltweite Methodistenkirche (United Methodist Church) verlassen und sich mit anderen konservativen Methodist/innen zusammenschliessen werden, wenn die United Methodist Church sich darüber spaltet, ob sie das Verbot von gleichgeschlechtlichen Ehen und der Ordination von offen homosexuell lebenden Pfarrpersonen aufheben soll (s. Infobox).

Optionen prüfen

Langjähriger Konflikt

Seit mehre­ren Jahr­zehn­ten wer­den in der welt­weiten Metho­disten­kirche, der United Metho­dist Church, Fra­gen zur mensch­lichen Sexuali­tät, be­sonders zum Um­gang mit Homo­sexu­ali­tät kon­tro­vers dis­ku­tiert. An­fang 2019 war des­halb eine ausser­ordent­liche General­kon­ferenz zu dieser Frage ein­be­rufen wor­den.

Mit einer knap­pen Mehr­heit nah­men die De­le­gier­ten da­mals den «Tradi­tional Plan» an, der das Ver­bot von gleich­ge­schlecht­lichen Ehen und das Ver­bot der Or­di­nation von offen homo­sexuell le­ben­den Pfarr­per­sonen be­kräftigt. Der Ent­scheid lös­te in der Metho­disten­kirche welt­weit hef­tige Re­ak­tionen und Dis­kus­sionen aus.

Im Som­mer 2019 er­griff in dieser an­gespann­ten Si­tua­tion Bischof John Yambasu aus Sierra Leone die Ini­tiative. Er stellte eine Grup­pe zusammen, in der kirch­liche Lei­tungs­per­sonen aus allen Kon­flikt­parteien ver­treten waren. Unter Lei­tung des Me­diators Kenneth Fein­berg hat diese Gruppe das Pro­tokoll «Ver­söhnung und Gnade durch Tren­nung» er­arbeitet. Dies würde es kon­serva­tiven Krei­sen er­möglichen, die United Metho­dist Church zu ver­lassen und eine ei­gene Kirche zu gründen.

End­gültig ent­scheiden muss über das Pro­tokoll eine weitere General­konferenz. Aller­dings musste die General­konferenz 2020 auf­grund der Co­rona-Pan­demie be­reits zwei­mal ver­scho­ben werden. Sie ist nun für An­fang Sep­tem­ber 2022 ge­plant.

Andere afrikanische bischöfliche Leiter haben sich solchen Erklärungen nicht angeschlossen. Sie scheinen offen dafür zu sein, Optionen für den Verbleib in der United Methodist Church zu prüfen.

Mehrheit für Verbleib?

«Wir respektieren uns gegenseitig, auch in unseren Unterschieden», sagte Eben K. Nhiwatiwa, Interimspräsident des Gremiums der afrikanischen Bischöfe, in einer Erklärung, nachdem sich die Gruppe letzten Monat getroffen hatte. «So wie es aussieht, zieht die Mehrheit von uns (afrikanischen) Bischöfen nicht in Erwägung, die United Methodist Church zu verlassen.»

Bischof Quire für einen Austritt

Mitte März hatte Bischof Samuel J. Quire Jr. aus Liberia in einer öffentlichen Ansprache angekündigt, dass die Methodistenkirche dort aus der United Methodist Church austreten werde. «Wenn es zu einer Spaltung kommt, wird sich die Liberia Conference darauf freuen, mit anderen konservativen Methodist/innen auf der ganzen Welt zusammenzuarbeiten», sagte er.

In ähnlicher Weise äusserten sich auch die Bischöfe Owan Tshibang Kasap aus dem Südkongo und Bischof John Wesley Yohanna aus Nigeria.

Widerspruch wird laut

Gegen diese Äusserungen der Bischöfe wurde unter afrikanischen Methodist/innen jedoch auch Widerspruch laut. Eine Gruppe von nigerianischen methodistischen Pfarrpersonen und Laien veröffentlichte eine Erklärung, in der sie sich mit Yohannas Bemerkungen auseinandersetzten und sich gegen eine Spaltung der United Methodist Church aussprachen.

Gerechtigkeit statt Spaltung

«Die Welt braucht nicht noch mehr neue Kirchen, sondern die Herzen von Christ/innen, die voller Mitgefühl, Wahrheit, Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit und Barmherzigkeit sind, wie es Gott in Micha 6,8 gefordert hat», heisst es in der Erklärung.

Auch Jefferson Knight, Delegierter der Liberia Conference für die Generalkonferenz 2022 und Mitglied von Africa Voice of Unity, äusserte sich in diesem Sinne: «Wir wollen nicht, dass die United Methodist Church gespalten wird, besonders nicht in Afrika.»

Afrikanische Mega-Metho­disten­kirche?

Eben K. Nhiwatiwa sagte in einer, wie er betonte, persönlichen Stellungnahme, dass Afrikaner/innen, die darauf bestehen, nicht in der United Methodist Church bleiben zu können, in Erwägung ziehen sollten, ihre eigene Denomination zu gründen, anstatt sich einer anderen anzuschliessen, die ihren Sitz ausserhalb des Kontinents hat.

«Warum nicht eine Mega-Denomination mit afrikanischer Basis gründen und andere einladen, sich anzuschliessen», schrieb er in einer Botschaft. «Warum sollten die Afrikaner immer nur Einladungen von anderen annehmen?»

Die Delegierten entscheiden

Dass die afrikanischen Bischöfe starke Führungspersönlichkeiten in ihren Gebieten sind, ist unbestritten. An der Generalkonferenz sind die methodistischen Bischöf/innen allerdings nicht stimmberechtigt.

Daniel Wandabula, Bischof für die Region Ostafrika, betonte in einer E-Mail gegenüber dem methodistischen Nachrichtenportal UM-News, er achte daher sehr darauf, «die Delegierten aus meinem bischöflichen Gebiet nicht zu lenken oder zu beeinflussen, wofür sie stimmen sollen oder wie sie stimmen sollen.»

S.F. / Sam Hodges, UM-News
Beitragsbild: Bischof Samuel J. Quire Jr. spricht bei der Jahreskonferenz von Liberia in Gbarnga, Liberia, im März. (Foto von E. Julu Swen, UM News).

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Generalkonferenz

Die Generalkonferenz ist das oberste Leitungsgremium der weltweiten Methodistenkirche (United Methodist Church). Die Konferenz kann das Kirchenrecht revidieren und Resolutionen zu aktuellen moralischen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Fragen verabschieden. Sie genehmigt auch Programme und Budgets für kirchenweite Aktivitäten. Die für 2020 vorgesehene Tagung in Minneapolis (USA) ist inzwischen auf den 29. August bis 6. September 2022 verschoben worden.

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