
«Nicht die Umrisse der Kirche zeichnen, sondern mit Christus verbinden»
18. Juni 2021
In den Beratungen an der Jährlichen Konferenz (Synode) der Methodistenkirche in der Schweiz, Frankreich und Nordafrika stand am Freitagvormittag der Bericht der Distriktsvorsteherin und der Distriktsvorsteher im Mittelpunkt.
Der diesjährige Bericht der Distriktsvorsteherin und der Distriktsvorsteher beschäftigte sich einmal mehr mit der aktuellen Frage, was die Methodistenkirche eint und wie es möglich werden könnte, trotz unterschiedlicher Auffassungen gemeinsam weiterzugehen.
Leidenschaftlich und fundiert
Hauptverfasser des französischen Originaltexts war Etienne Rudolph, der in dreimal sieben Punkten ein leidenschaftliches und theologisch fundiertes Plädoyer für eine offene Kirche vorlegte, die sich auf das «Einssein mit Christus» konzentriert.
Zusammengerufen
Ausgangspunkt des Berichtes ist das biblische Zeugnis. Wenn Jesus betet, dass «alle eins seien» (Joh. 17, 21), dann sei damit nicht eine uniforme Institution Kirche gemeint, sondern die Gemeinschaft derjenigen, die Jesus in seine Nachfolge beruft. Die Jünger:innen hätten sich nicht gegenseitig ausgewählt. Es seien äusserst unterschiedliche Charaktere gewesen, vereint allein durch ihre «starke Bindung an Christus».
Was die Kirche ausmacht
Auch die Methodistenkirche habe sich immer durch die Verbundenheit mit Christus definiert und «nicht durch die Definition der Ränder und Grenzen der Kirche». Insofern seien es nicht einheitliche Lehrmeinungen, die die Kirche zusammenhalten. Diese könnten und müssten sich gelegentlich ändern.
Die Aufgabe der Kirche
Es sei Aufgabe der Glaubenden, Menschen mit Christus in Verbindung zu bringen, nicht aber, sie von der Art und Weise zu überzeugen, wie sie von Christus sprechen und Nachfolge leben. «Die Evangelisch-methodistische Kirche versucht nicht, Menschen, die zu Christus kommen, zu verändern, das ist nicht ihre Berufung», heisst es im Bericht. «Im Gegenteil, ihre Mission ist es, Menschen zu Christus zu bringen, der allein verändern kann.»
Uneinigkeit ist normal
Daraus folgt, dass die Kirche nicht «Hüterin der geistigen Ordnung» oder gar «Bollwerk einer Wahrheit» gegen Veränderungen sei. Meinungsverschiedenheiten oder Uneinigkeit innerhalb der Kirche seien normal. Und selbst wenn es geschieht, dass es nicht mehr möglich sei, die Position des bzw. der anderen zu akzeptieren, dürfe niemand verurteilt oder gar seine oder ihre Bindung an Christus infrage gestellt werden.
Für den Dialog offen
Die Identität der Methodistenkirche bestehe unter anderem darin, dass sie als eine für den Dialog offene Kirche lebt. Sie sollte sich vor einfachen Antworten und Schwarz-Weiss-Denken hüten. Mit Christus im Zentrum und in der Konzentration auf ihren Auftrag könne sie neue Wege erkunden. Es gebe keinen Anlass zur Angst, dass dabei ihre Eigenart und Tradition verlieren könnte.
Stefan Weller
Beitragsbild: Distriktsvorsteher Etienne Rudolph (Foto: EMK Schweiz, S.F.)
Livestream «Jährliche Konferenz»