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Ehe für alle: «Ungleichbehandlung aufheben»

16. August 2021

Am 26. September stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung über die «Ehe für alle ab». In kurzen persönlichen Beiträgen befürworten Personen aus dem Ausschuss für Kirche und Gesellschaft der Schweizer Methodist:innen die Gesetzesvorlage.

Auf dem 🔗Blog des Ausschusses für Kirche und Gesellschaft der Methodist:innen in der Schweiz nehmen einige Ausschussmitglieder Stellung zur Abstimmung über die «Ehe für alle». Alle Schreiber:innen sprechen sich für die «Ehe für alle» aus. In ihren Beiträgen werden Argumente, persönliche Erfahrungen und Wünsche vorgebracht.

Gerechtigkeit wagen

«Für mich ist es Zeit, die Ungleichbehandlung von gleichgeschlechtlichen gegenüber verschiedengeschlechtlichen Paaren aufzuheben», schreibt etwa Markus Nagel. Die Ungleichbehandlung sei sachlich nicht begründbar und verstosse gegen das Diskriminierungsverbot. Weniger pointiert, aber mit ähnlicher Stossrichtung spricht auch Pfarrerin Marietjie Odendaal, die Vorsitzende des Ausschusses, davon, dass sich mit der «Ehe für alle» das «Wagnis von mehr Gerechtigkeit» verbinde.

Das richtige Heilmittel

Der methodistische Theologe David Field greift in seinem längeren Beitrag persönliche Erfahrungen auf, die seinen Glauben und sein Gottesbild tiefgreifend verändert haben. «Im Laufe der Jahre wurde mir klar, dass die zentrale Botschaft des Evangeliums eine Botschaft der Gerechtigkeit und der Inklusion ist», schreibt Field. Er skizziert Grundlagen für ein an der Bibel orientiertes Verständnis von Ehe. Grundlegend sei dafür eine Bibelstelle fast am Anfang der Bibel in 🔗1. Mose / Genesis 2,18. Dort wird erzählt, Gott habe bei der Erschaffung des Menschen festgehalten: «Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist.» Darum habe er dem Menschen «eine Hilfe» erschaffen, «die ihn anspricht». Für eine schwule oder lesbische Person sei eine Person des anderen Geschlechts niemand, der «ihn anspricht». Eine Person des anderen Geschlechts sei nicht das Heilmittel für das Alleinsein für schwule oder lesbische Menschen.

Menschenfeindliche Sexualpolitik

«Dass Liebe in irgendeiner Form als Sünde betrachtet werden kann, ist mir unverständlich», schreibt Marcel Schmidt in seinem Beitrag. Es sei höchste Zeit, dass die Kirche ihrer menschenfeindlichen Geschlechter- und Sexualpolitik ein Ende setze. Dem Argument, dass nur aus einer heterosexuellen Beziehung Kinder hervorgingen, diese Form der Ehe daher «Keimzelle der Gesellschaft» sei, widerspricht er. Es gebe «auch Ehepaare, die keine Kinder zeugen können oder gar nicht erst welche wollen.» Dennoch käme niemand auf den Gedanken, solchen Paaren die Ehe zu verweigern. Diese Paare könnten vielmehr «staatlich und in praktisch allen christlichen Konfessionen heiraten, während für homosexuelle Paare oftmals nicht einmal eine Segnungsfeier möglich ist.»

Eine Collage zum Thema

Im Sinne der Vorsitzenden des Ausschusses für Kirche und Gesellschaft sind die Beiträge der Ausschussmitglieder eine «Collage zum Thema». Entsprechend verzichten die klar befürwortenden Äusserungen zum Teil auf eine argumentative Auseinandersetzung mit den Einwänden der Gegner:innen der Vorlage. An der Tagung der Jährlichen Konferenz im Juni in Thun waren am Rande von Diskussionen dagegen bereits kritische Stimmen zur «Ehe für alle» zu hören.

Weiter diskutieren

Im Ergebnis gegensätzliche Stellungnahmen hatten bereits die 🔗EKS und der 🔗Freikirchenverband veröffentlicht. Die Methodistenkirche in der Schweiz gehört zu beiden Vereinigungen. Die EKS plant im September in Genf (2. September), Bern (9. September) und Basel (17. September) 🔗Podien zur Stellungnahme und zur Abstimmung. In der 🔗NZZ am Sonntag wurde ausserdem in einem Beitrag Ende Juli auf ein Rechtsgutachten hingewiesen, das mögliche rechtliche Folgen für Pfarrer:innen der Landeskirchen für wahrscheinlich hält, die nach einer Annahme die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare verweigern.

S.F.
Beitragsbild: Alvin Mahmudov, Unsplash

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