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«In Partnerschaft mit anderen verkünden wir das Reich Gottes»

18. August 2021

Die methodistische Kirchgemeinde in Ełk hat einen guten Ruf als offene und kooperative Kirche. In enger Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Organisationen und städtischen Einrichtungen unterstützt sie mit ihrem sozialen Engagement Menschen in ihrem Umfeld. Das war nicht immer so.

Als das methodistische Pastoren-Ehepaar Dariusz und Monika Zuber im Juli 2012  🔗nach Ełk im Nordosten Polens kamen, hatten sie viele Träume. Aber sie hatten auch Augen, die die Wirklichkeit sahen.

Start mit Hindernissen

Der Start an ihrem neuen Dienstort hätte für Dariusz und Monika Zuber einfacher sein können. Definitiv. Es war nicht nur so, dass die kirchlichen Räume in Ełk über Jahre hinweg vernachlässigt worden waren und nach einer Erneuerung schrien. Auch die Gemeinde sehnte sich nach neuem Leben. Abgesehen von den Gottesdiensten hatten zuletzt kaum noch Aktivitäten stattgefunden.

Renovationen und Reparaturen

Das Pastoren-Ehepaar war vom Wunsch beseelt, die Aussage von John Wesley, dem Gründer der methodistischen Bewegung, umzusetzen: «Es gibt kein anderes Evangelium als das soziale Evangelium!» Doch die ersten Jahre waren vor allem geprägt von Renovationen, Reparaturen und Gesprächen mit Menschen, die nicht mehr in die Kirche gingen. «Das war eine sehr schwierige Zeit für mich und meine Familie», sagt Dariusz Zuber rückblickend.

Kirche mit offenen Herzen

Der junge Pastor hatte die Vision einer Kirche mit offenen Türen, offenen Herzen und einem offenen Geist. Er sah eine Gemeinschaft, die sich nicht nur für eine positive geistliche Entwicklung der Menschen einsetzt, sondern die sich auch sozial und kulturell engagiert. Eine Kirche, die die Gesellschaft mitprägt und ein Stück Welt verändert.

Von Jesus lernen

«Meine Träume wurden von den Aktivitäten Jesu inspiriert, der sich jenen zuwandte, die von der Gesellschaft und den religiösen Normen abgelehnt wurden. Dank ihm können wir lernen, dass es keine Bereiche des menschlichen Lebens gibt, die Gottes Fürsorge und Liebe nicht erreichen könnten.» Im Leben Jesu sah Dariusz Zuber den Anbruch einer neuen religiösen und sozialen Wirklichkeit. Daraus schöpfte er Hoffnung und Kraft zum Handeln.

Partnerschaften aufbauen

Aber was tun, wenn man zwar eine Vision hat und konkrete Ideen zum Handeln, wenn aber viele Hände zum Arbeiten aus Altersgründen zu schwach sind – oder sogar gänzlich fehlen? «Sich für andere öffnen!», so bringt es Dariusz Zuber auf den Punkt. Das Pastoren-Ehepaar lud zur Umsetzung der Ideen nicht nur Gemeindemitglieder ein, sondern vor allem auch gemeinnützige Organisationen sowie städtische Einrichtungen (Bibliothek, Historisches Museum, Rathaus).

Eine wichtige Lernerfahrung

«In Partnerschaft mit anderen haben wir ‹das Reich Gottes verkündet›, indem wir zum Beispiel Wohltätigkeitskonzerte, Kurse der Universität des Dritten Lebensalters, Film-Diskussions-Clubs oder Programme für Kinder und Jugendliche organisierten.» Damit verbunden war eine wichtige Lernerfahrung: «Die Offenheit gegenüber anderen Gruppen und Vereinen hat uns gelehrt, Gutes und Spuren von Gottes Wirken auch in der Tätigkeit sozialer Aktivisten und ihrer Organisationen zu sehen.»

Zusammenarbeit fördern

Dariusz Zuber (43) lebt mit seiner Frau Monika (42) und drei Kindern in Ełk. Die beiden sind verantwortlich für die Arbeit der EMK in Ełk, Pietky und Stare Juchy.

Mit einer Spende für die Gehälter von methodistischen Pastor:innen in Mittel- und Südeuropa unterstützen Sie den vielfältigen und weit in die Gesellschaft hineinreichenden Dienst dieser Personen.

Vermerk: Projekt-Nr.: 20012

Spen­den kön­nen auch ein­bezahlt wer­den auf:
EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich, PC 87-537056-9, IBAN CH52 0900 0000 8753 7056, Vermerk: «Projekt-Nr.: 20012»

Die Veränderungen greifen

Die EMK in Ełk wurde allmählich zu einem Ort für ganz unterschiedliche Menschen guten Willens, die hoffnungsvolle Ideen haben und an einem vertrauensvollen Miteinander im Blick auf deren Verwirklichung interessiert sind. Der Aufbau sozialer Programme sowie die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen führten dazu, dass, nach entsprechenden Umbau- und Renovationsarbeiten, sehr funktionelle Räume für soziale, kulturelle und katechetische Aktivitäten entstanden.

Durchhaltewillen war nötig

So ermutigend diese Entwicklungen auch sein mögen – Dariusz Zuber weiss auch um Dürrezeiten, die ihm und seiner Frau viel Durchhaltewillen abverlangten. Doch er ist überzeugt: «Am Beispiel von Jesus wird deutlich, dass unsere Verantwortung darin besteht, die Werte von Gottes neuer Welt in den sozialen Kontext der Menschen einzuführen, ohne auf unmittelbare Ergebnisse zu warten – egal, ob damit eine bewusste Hinwendung von Menschen zu Gott, neue Mitglieder der Kirche, die Bildung neuer Gemeinden oder Veränderungen innerhalb von Beziehungen gemeint sind.» Während der letzten Jahre seines Dienstes habe er gelernt, geduldig zu sein und auf die Früchte der Bemühungen zu warten. «Oft zeigten sie sich erst Jahre später.»

Kooperative Kirche

Ohne Hilfe hätten er und seine Frau es nicht geschafft, ist Dariusz Zuber überzeugt. «In den Jahren meines Dienstes in Ełk hat Gott mich die Bedeutung der Zusammenarbeit gelehrt. Unsere Arbeit, verbunden mit der Offenheit für neue Menschen, hat unsere Kirche zu einem guten Ort gemacht, der den Dialog lehrt und die Vielfalt verbindet, wo Tradition mit Modernität und Jugend mit Reife zusammenwachsen. Unsere Gemeinde hat sich einen guten Ruf als offene und kooperative Kirche erworben, die nicht nur ihre Mitglieder, sondern alle Bedürftigen unterstützt.» Dabei denkt er an die Beratungsstelle für Menschen, die in Gewalt verwickelt sind. An die therapeutischen Angebote für Suchtkranke, die seit einigen Jahren regelmässig stattfinden. An den seit drei Jahren existierenden Kindergarten, der von Mitgliedern der Gemeinde betrieben wird. Und an viele weitere Dinge, die gewachsen sind.

Die Gemeinde blühte auf

Als sie nach Ełk gekommen sind, habe es nur zwei Kinder und einen jungen Menschen in der Gemeinde gegeben. Alle anderen seien im Ruhestandsalter gewesen, oft enttäuscht oder gar verbittert aufgrund schwieriger Erfahrungen der Vergangenheit. «Jetzt besteht unsere Gemeinde hauptsächlich aus neuen Leuten», sagt Dariusz Zuber. «Wir haben ein gutes Dutzend Kinder, Jugendliche, ein Lobpreisteam und vor allem engagierte, offene Gemeindemitglieder, die unsere Gemeinschaft mitgestalten.»

Ein Herz voller Träume, übrigens, hat Dariusz Zuber noch immer.

Urs Schweizer, Assistent von Bischof Patrick Streiff
Beitragsbild: Dariusz Zuber, im Hintergrund seine Frau Monika. (Foto: zVg)

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