Eine Kirche für Nerds, Geeks und Gamer

21. Oktober 2021

Während des Lockdowns haben viele Kirchen und Kirchgemeinden Online-Angebote entwickelt. Ein methodistischer Pfarrer aus den USA geht einen ganz anderen Weg. Seine Gemeinde versammelt sich nur noch im virtuellen Raum.

Methodistenpfarrer Nathan Webb hat in Denver, North Carolina, die 🔗«Checkpoint Church» gegründet. Diese «Kirche für Nerds, Geeks und Gamer» hat kein Gebäude. Webb nutzt Social-Media-Plattformen zum Aufbau einer Gemeinschaft.

Kirche auf Twitch und Discord

«Derzeit findet man uns auf 🔗Twitch für unsere Livestreams, auf 🔗Discord für unsere täglichen Gemeinschaftsanliegen und auf 🔗YouTube für das, was einem ‹Sonntagsgottesdienst› am ehesten entspricht», so Webb gegenüber dem methodistischen Nachrichtenportal UM-News.

Nerd-Pastor auf Streaming-Plattform

Webb, der sich selbst als «Nerd-Pastor» bezeichnet, nutzt die Streaming-Plattform Twitch, um neue Leute zu erreichen und Gespräche über kürzlich veröffentlichte Spiele und andere Nerd-Themen zu führen. Bei diesen Streams können bis zu 450 Personen zuschauen und mitmachen.

Treffen viruell – und physisch

Das Discord der Kirche, eine Community-Plattform und App, hat derzeit etwa 100 aktive Mitglieder. Ähnlich wie Comic- oder Gamer-Conventions plant Webb künftig einmal im Jahr auch ein physisches Treffen anzubieten. Noch ist das Zukunftsmusik.

Die Kluft überbrücken

«Ich war schon immer ein Nerd- Ein Nerd-Dasein und Kirche überschneiden sich nicht oft», sagt Webb. Doch mit diesem Projekt scheint er nun am perfekten Ort zu sein, um diese Kluft zwischen den beiden Welten zu überbrücken. Für ihn ist das die Möglichkeit, neue Menschen ausserhalb der traditionellen Kirchen zu erreichen.

Am Puls der Zeit sein

«Die traditionelle Struktur ist zu gut darin, sich abzuschotten», sagt Webb. «Am Puls der Zeit zu sein und zu wissen, wofür sich die Welt interessiert, ist für den Dienst an den Menschen unerlässlich.» Dass er Plattformen der Gamer-Community nutzt, ermögliche es den Leuten dort zu erfahren, dass die Kirche sich um die Dinge kümmert, die ihnen wichtig sind.

Trolle werden zu Teilnehmern

Webb erzählt, er habe Menschen getroffen, die die Kirche hassen oder denen die Kirche völlig egal ist. Und er habe erlebt, wie sie vom Trolling zur aktiven Teilnahme übergegangen sind.

Innovation gehört zur methodistischen DNA

Diese neue Form der Kirche wird von den Verantwortlichen der Methodistenkirche unterstützt. Luke Edwards, stellvertretender Direktor für Kirchenentwicklung der Western North Carolina Conference (Synode) etwa sagt: «Als Methodisten liegt es in unserer DNA, innovative Formen des öffentlichen Wirkens und des Gottesdienstes zu entwickeln». Er verweist auf die Personen, die in Grossbritannien und den USA am Anfang der methodistischen Bewegung standen: «John Wesley und Francis Asbury gingen auf die Felder, in die Kneipen und in die Gefängnisse, um zu predigen. Nathan Webb und andere gehen auf Twitch.»

Gemeinschaft bauen

Aber, so Edwards, Wesley und Asbury beliessen es nicht dabei zu predigen. Sie luden diejenigen, die ihre Botschaft hörten, ein, sich kleinen Gruppen anzuschliessen, um eine Gemeinschaft aufzubauen, in der eine Begegnung mit Gott stattfinden konnte. Er sieht, dass Webb eine ähnliche Gemeinschaft auf Discord aufbaut. «Es ist die Aufgabe jeder Generation, kreative Wege zu finden, unsere reiche methodistische Tradition weiterzugeben. Das ist es, was Nathan tut», sagt Edwards.

Wichtig für die Zukunft der Kirche

Er ist überzeugt, dass dieser neue Ansatz für die Zukunft der Kirche von entscheidender Bedeutung ist. «Jüngere Generationen lernen Menschen kennen, schliessen Freundschaften und bauen Gemeinschaft online auf. Ich denke, dass wir mit der Generation Z und den nachfolgenden Generationen eine grosse Gruppe von Menschen verlieren werden, wenn wir nicht damit beginnen, digitale Formen der Gemeinschaft aufzubauen.»