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Eric Zink und MArc Nussbaumer im Gespräch

«Wir wurden im Kern gestärkt und an den Rändern bunter»

26. Oktober 2021

Die Corona-Pandemie hat die kirchliche Arbeit verändert. Nachhaltig oder nur vorübergehend? Einige Beobachtungen in der methodistischen 3×3-Gemeinde in Hunzenschwil.

Die Methodist:innen der 🔗3×3-Gemeinde in der Region Lenzburg haben, wie viele andere Kirchgemeinden, zu Beginn des ersten Lockdowns für ihre Anlässe neue Formen und Gefässe entwickelt. «Alles in allem haben wir versucht, die Verbindung und die Beziehungen untereinander aufrecht zu erhalten und dafür zu sorgen, dass die Inhalte zu den unterschiedlichen Leuten kommen», erklärt Pfarrer Marc Nussbaumer.

Vielfältige Formen

In den einzelnen Bereichen der Gemeindearbeit sah das unterschiedlich aus. Ein Zoom-Treffen ersetzte den Gottesdienst. Die Eltern, die mit ihren Kleinkindern am Freitagmorgen zum Singen gekommen waren, erhielten regelmässig ein Video. Die Teenies wurden zu online Game-Treffen eingeladen. Auf der Website wurden jeden Tag Andachten aufgeschaltet, die auch per WhatsApp versandt wurden. Senior:innen erhielten in der Vorweihnachtszeit einen selbstgebastelten Adventskalender.

Zurück – und doch weiter

Nach dem Lockdown findet vieles wieder in einem normalen Rahmen statt. Dennoch hat die Zeit die Gemeindearbeit verändert.

Die Kerngemeinde trifft sich inzwischen wieder vor Ort. «Praktisch alle sind nach dem Lockdown wieder gekommen», sagt Marc Nussbaumer. Die Gottesdienste werden jedoch weiterhin live übertragen, inzwischen allerdings nicht mehr via Zoom, sondern im 🔗YouTube-Kanal der Gemeinde. Bis Mittwoch bleibt ein Zusammenschnitt dann auch jeweils im YouTube-Kanal aufgeschaltet.

Online-Bibliothek

Mit diesem YouTube-Kanal ist zugleich ein Archiv mit Themenreihen entstanden. Wenn Leute sich für bestimmte Fragen interessieren, könne man ihnen jetzt sagen: ‹Schau dir doch diese Predigt einmal an…!› «Das hatten wir vorher nicht.»

Neue Zaungäste

«Vier bis sechs Personen verfolgen in der Regel den Gottesdienst online», sagt Nussbaumer. «Die Clips werden im Laufe der Woche etwa 20 bis 25 Mal aufgerufen.» Er weiss von wenigen Personen, die gelegentlich den Stream oder die Clips aufrufen. «Das sind neue Kontakte. Zwischen fünf bis acht Personen, die zum lockeren Freundeskreis der Leute in der Gemeinde gehören.»

Unverbindlich hereinschauen

Die Online-Angenbote vergleicht Marc Nussbaumer mit der Empore, die es früher in grösseren methodistischen Kirchengebäuden gab. «Du kannst dort einmal von aussen drauf schauen.» Manchmal würden ihm Leute, die er kontaktiert, sagen: «Ich habe Deine Predigt angehört.» Das seien jedoch wenige. 

Clips für die Kleinsten

Markanter waren die Auswirkungen bei 🔗«Singsalabim», einem Angebot, bei dem Erwachsene mit kleinen Kindern kommen können: gemeinsam singen, ein Znüni essen, die Kinder spielen, die Erwachsenen plaudern. «Vor Corona kamen da etwa 15 Erwachsene mit Kindern am Freitagmorgen.» Dann kam der Lockdown.

Die drei verantwortlichen Personen haben daraufhin begonnen, Videoclips zu produzieren. Es brauchte eine Abklärung zu den Rechten bei den verwendeten Liedern. In den dann produzierten, zwischen 20 und 30 Minuten langen 🔗Clips gibt es Szenen mit Handpuppen. Und es wird gesungen.

Überraschende Reichweite

«Die Leute, die zu diesen Treffen kamen, gehen vielfach nicht in unsere Gemeinde» sagt Nussbaumer. «Denen haben sie dann die Clips geschickt.» Mit einem überraschenden Effekt! Die Clips wurden weiter geteilt. «Einzelne Clips erreichten so Klickzahlen von bis zu 150 Klicks. Die meisten Clips wurden mindestens 80-100 Mal aufgerufen.»

Dreimal so viele Personen

Nach dem Lockdown zeigte sich, wie nachhaltig die Veränderung ist. «Als sich die Gruppe wieder treffen konnte, kamen dreimal so viele Leute wie vor Corona.» Rund 40 Erwachsene seien mit Kindern an das erste Treffen nach dem Lockdown gekommen. Zwischen 70 und 80 Leute gehören inzwischen zum Kreis der Personen, die immer mal wieder kommen. Meist sind rund 40 Erwachsene mit Kindern da.

Neue Angebote entwickeln

Einige der Eltern seien in anderen Kirchen beheimatet, erklärt Nussbaumer. Andere wohnten einfach in der Nachbarschaft. «Es hat auch Leute darunter, die gar nicht in die Kirche gehen ausser jetzt am Freitagmorgen.» – Inzwischen stelle sich hier die Frage, wie ein Nachfolgeangebot aussehen könnte. «Wie machen wir das, wenn die Kinder jetzt grösser werden? Wie bauen wir da weiter?»

Innovativer Groove

Bei all den veränderten Anlässen habe es einen «Grundgroove» gegeben, sagt Nussbaumer. «Wir haben uns gefragt: Wie machen wir das, was wir bisher gemacht haben, unter den anderen Bedingungen?» Dinge nicht mehr zu tun nur deshalb, weil sie nicht mehr wie bisher gemacht werden konnten, das sei nie ein Thema gewesen.

Nicht alles sei bei diesen Veränderungen genau geplant gewesen. «Wir haben vor allem darauf geachtet, wie die Leute reagieren. Das, was ihnen gefallen hat, worauf sie positiv reagiert haben, das haben wir verstärkt.» Das scheint gelungen. «Wir wurden im Kern gestärkt und an den Rändern bunter», fasst Nussbaumer die Entwicklung in der 3×3-Gemeinde zusammen.

S.F.
Beitragsbild: Screenshot YouTube/3x3emk

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