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Dorothea Hüsson bei der Antrittsvorlesung

Traumatisierte Menschen begleiten

1. November 2021

Am 28. Oktober hat Dorothea Hüsson, Professorin für Soziale Arbeit und Diakonie an der Theologischen Hochschule Reutlingen, ihre Antrittsvorlesung gehalten. Vor Ort und im Livestream verfolgten Zuhörer:innen ihre Ausführungen über die therapeutische Arbeit mit Traumaopfern.

Dorothea Hüsson ist 🔗seit September 2020 Professorin der Theologischen Hochschule Reutlingen. Sie hat den Studiengang Soziale Arbeit und Diakonie mitentwickelt, der im aktuellen Wintersemester erstmals durchgeführt wird. 🔗Elf Studierende haben den neuen Studiengang begonnen.

Reflektierte Erfahrungen

Ihre Antrittsvorlessung stellte Dorothea Hüsson unter den Titel «Beziehung als Ressource für Entwicklung – Chance für Soziale Arbeit und Diakonie». Sie referierte über die Bedeutung der Beziehung in der Arbeit mit traumatisierten Menschen. Eindrücklich flossen dabei Erfahrungen ein aus der Begleitung, Beratung und Therapie von Patient:innen, die Opfer vor allem sexualisierter Gewalt geworden sind. Mit Verweis auf Carl Rogers, Begründer der personzentrierten Psychotherapie, führte sie aus, inwiefern Empathie, Wertschätzung und Authentizität die wesentlichen Merkmale therapeutischen Arbeitens mit Traumaopfern sind.

Aspekte therapeutischen Arbeitens

Nur wenn es gelinge, bei den Opfern Erfahrungen neuer, gelungener Beziehungen hervorzurufen, könne das Trauma überwunden werden. Solche Erfahrungen seien in der therapeutischen Beziehung dann möglich, wenn der:die Therapeut:in bereit ist, in das Leben des Gegenübers zu schlüpfen und es sozusagen selbst zu leben (Empathie). Was Therapeut:innen dabei an Gefühlen, Erfahrungen und Reaktionen des Gegenübers wahrnehmen, dürften sie nicht beurteilen oder verurteilen, sondern als Ist-Zustand akzeptieren, der die Arbeitsgrundlage der therapeutischen Beziehung bilde (Wertschätzung). Dazu sei Authentizität von Nöten, um die aufkommenden Gefühle, Ahnungen und Interpretationen nicht zu unterdrücken, sondern – empathisch und wertschätzend – in die therapeutische Beziehung einfliessen zu lassen.

Este Ansprechpersonen

Mit Verweis auf den Studiengang «Soziale Arbeit und Diakonie» machte Hüsson klar, dass Traumatherapie nicht die Aufgabe künftiger Sozialarbeiter:innen sei, dass sie aber in verschiedensten Arbeitsfeldern erste Ansprechpersonen sein werden, an die sich Opfer in ihrer Not wenden. Ein Verständnis davon, wie heilsame Beziehung geschehen kann, sei für diese praktische Arbeit unabdingbar. Aus diesem Grund wird Prof. Hüsson diesen Aspekt schwerpunktmässig in ihre Lehrtätigkeit einfliessen lassen.

Der Abend klang aus mit einem Stehapéro und interessanten Gesprächen über dieses wichtige, wenn auch schwierige und oft frustrierenden Thema.

Christoph Schluep
Beitragsbild: Screenshot YouTube

Video der Antrittsvorlesung

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