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Perspektiven für die Zukunft der United Methodist Church

11. November 2021

Vom 2. bis 5. November tagte der Bischofsrat der weltweiten Methodistenkirche (United Methodist Church). Unter anderem verabschiedete er «Perspektiven für die Zukunft der United Methodist Church». Das Papier entwirft angesichts einer sich abzeichnenden Spaltung das Bild einer Kirche, die der Mission Christi verpflichtet ist und in der alle ein Zuhause haben.

«Wir können keine Kirche sein, die ihre Identität und ihr Bekenntnis zu Christus untergräbt, indem sie sich an politischen Parteien orientiert. Wir können keine traditionelle Kirche oder eine progressive Kirche oder eine Kirche der Mitte sein», schreiben die Bischöfinnen und Bischöfe 🔗in ihrem Dokument und spitzen zu auf die aktuellen Diskussionen: «Wir können keine schwule oder heterosexuelle Kirche sein. Unsere Kirchen müssen mehr sein als Echokammern, die nach unserem eigenen Bilde geschaffen wurden und die miteinander streiten, während wir unsere zentrale Aufgabe vernachlässigen.»

Harte Arbeit

Die Kirche, von der die Bischöfinnen und Bischöfe «erzählen», ist vielmehr «verwurzelt in der Heiligen Schrift, zentriert in Christus, dienend in Liebe und vereint im Wesentlichen.» Das sei harte Arbeit, sind sie überzeugt. Doch dies sei «der Dienst der Versöhnung, den Christus einem jeden von uns übertragen hat». In dieser Kirche sollen auch in Zukunft alle, Pfarrpersonen und Kirchenangehörige, eine Heimat finden, «unabhängig davon, ob sie sich selbst als liberal, evangelikal, progressiv, traditionalistisch, in der Mitte stehend, konservativ, zentristisch oder etwas anderes betrachten».

Struktureller Wandel

Notwendig sind nach Einschätzung der Bischöfinnen und Bischöfe dazu offenbar auch strukturelle Reformen, denn sie schreiben: «Wir sehnen uns nach einer United Methodist Church, die sich auf neue Formen einer verbindenden Kirche zubewegt, nach einer Generalkonferenz, die sich auf das Wesentliche in der Welt konzentriert, und nach einer Befähigung der Regionen zu kontextuell relevanten Formen, unseren gemeinsamen Missionsauftrag zu leben.»

Mit grosser Mehrheit

Die Bischöfe verabschiedeten den zweiseitigen Bericht in einer geschlossenen Sitzung während ihrer Herbsttagung vom 2. bis 5. November. Obwohl die Bischöfe die Ergebnisse der Abstimmungen in geschlossener Sitzung nicht veröffentlichen, sagte die Präsidentin des Bischofsrates, Cynthia Fierro Harvey, gegenüber dem methodistischen Nachrichtenportal UM-News, dass das Dokument eine überwältigende Zustimmung erhalten habe.

Überraschend deutlich

Nur aktive Bischöfe können bei Ratssitzungen abstimmen. Dennoch ist es nicht selbstverständlich, dass eine theologische Erklärung eine so breite Zustimmung erhält. Die Bischöfe bilden ein multiethnisches internationales Exekutivorgan, das in vielerlei Hinsicht so vielfältig ist wie weltweite Methodistenkirche selbst.

Gespräche anregen

Die «Beschreibung» der Bischöfinnen und Bischöfe kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die United Methodist Church 🔗ihre Einheit zu verlieren droht. Nach jahrzehntelangen, sich verschärfenden Streitigkeiten über den Status von LGBTQ-Personen bewegt sich die weltweite Kirche auf Trennung entlang theologischer Linien zu. Die Bischöfinnen und Bischöfe hoffen, dass ihre «Beschreibung» ein Ausgangspunkt für einen vertieften Austausch in ihren Gebieten über die Zukunft der Kirche bildet.

Zusammenarbeiten

Ihr Text schliesst mit dem Versprechen, mit möglichst vielen Laien und Geistlichen, die bei der Methodistenkirche bleiben, zusammenzuarbeiten, um Menschen in die Nachfolge Jesu zu führen und die Welt zu verändern. «Wir verpflichten uns, jede Ortsgemeinde zu stärken, in der das Wort gepredigt und Christus angeboten wird, und in der der Tisch für alle gedeckt ist, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten», heisst es in der Erklärung.

Berichte und Wahlen

Die Bischöfinnen und Bischöfe nahmen an ihrer Tagung ausserdem Berichte unterschiedlicher Arbeitsgruppen entgegen. Eine intensive Diskussion gab es über die Planung von Szenarien für den Fall, dass die 🔗Generalkonferenz erneut verschoben oder gar abgesagt werden müsste. Eine kleine Arbeitsgruppe, die Anfang dieses Jahres von der Präsidentin, Bischöfin Harvey, eingesetzt wurde, setzt die Sondierungen fort. Ausserdem wählte der Bischofsrat Bischof Thomas Bickerton aus den USA zum neuen Präsidenten. Als seine Stellvertreterin und designierte Nachfolgerin wurde Bischöfin Tracy Smith Malone, ebenfalls aus den USA, gewählt.

Selbstverpflichtung

Die amtierende Präsidentin, Bischöfin Cynthia Fierro Harvey, wandte sich am Ende der Tagung an die Methodist:innen, die weltweit zur United Methodist Church gehören: «Wir werden weiterhin zuhören und von Ihnen, der Kirche, lernen. Das Gespräch ist die Währung des Wandels. Wir verpflichten uns, auf die Stimmen der Menschen zu hören, während wir mit Gnade und Liebe als unserem Zeugnis vorangehen, und laden Sie ein, dasselbe zu tun.»

S.F. / Quellen: UMNews, Medienmitteilung des Bischofsrats
Beitragsbild: Screenshot YouTube

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Beitrag geändert: Im ursprünglichen Beitrag war zunächst auf die 🔗provisorische deutsche Übersetzung des Dokuments durch Bischof i.R. Heinrich Bolleter verwiesen worden. Am 15. November wurde der Link zur offiziellen Übersetzung eingefügt und der Titel der Meldung entsprechend angepasst. Die Zitate im Beitrag folgen weiter einer ursprünglichen Rohübersetzung des Dokuments.


Das Dokument des Bischofsrats

Englische Originalfassung

Deutsche Übersetzung

Begleitendes Video mit Statements einzelner Bischöfinnen und Bischöfe (engl.)

Generalkonferenz

Die Generalkonferenz ist das oberste Leitungsgremium der weltweiten Methodistenkirche (🔗United Methodist Church). Die Konferenz kann das Kirchenrecht revidieren und Resolutionen zu aktuellen moralischen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Fragen verabschieden. Sie genehmigt auch Programme und Budgets für kirchenweite Aktivitäten. Die für 2020 vorgesehene 🔗Tagung in Minneapolis (USA) ist inzwischen auf den 29. August bis 6. September 2022 verschoben worden.

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