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Rolf Wüthrich und Andrea Wälti und die «Rini 5»

«Da kann sehr viel entstehen»

15. November 2021

Ein nicht mehr für kirchliche Gemeindearbeit genutztes Kirchengebäude wird wieder zu einem kirchlichen Ort. Doch die «Kirche», die hier entsteht, ist ziemlich «anders».

Bouldern, eine Meditation am Mittag, ein Kletter-Kindergarten, Yoga-Kurse, Kraft- und Koordinationstraining: «Die Idee ist, dass wir in diesem Haus ganz unterschiedliche Menschen zusammenbringen» sagt 🔗Andrea Wälti. Zusammen mit ihrem Partner, dem methodistischen Pfarrer Rolf Wüthrich, ist sie daran, die «Rini 5» zu starten. In der ehemaligen Methodistenkirche an der 🔗Rinistrasse 5 in Stäfa soll kirchliche Gemeinschaft 🔗in neuer Form experimentell gelebt werden.

Bei den Leuten beginnen

In den bestehenden Kirchgemeinden sei es oft so, dass von Leuten, die dazu kommen, erwartet werde, dass sie wichtig finden, was man in der Kirche wichtig findet, sagt Andrea Wälti. «Das wollen wir umkehren. Wir wollen zuerst die Leute kennenlernen!»

Lebenswelten zusammenbringen

Genau genommen ist bereits die Idee zu diesem Projekt so entstanden. «Rolf und ich haben schon länger gemerkt, dass wir mit sehr vielen Leuten im Kontakt sind und in sehr unterschiedlichen Welten verkehren: in der Kirche, im Sport, in der Kunst, ich sehr viel unter Psychologen.» Obwohl für sie selbst diese Lebensbereiche miteinander verbunden sind, hätten sie doch erlebt, dass die Lebenswelten wie voneinander abgetrennt seien.

Der etwas andere Pfarrer

Wenn die beiden etwa gemeinsam Ferien verbrachten und klettern gingen, wurde früher oder später gefragt: «Was bist du denn von Beruf?» Wenn Rolf Wüthrich dann sagte: «Ich bin Pfarrer», habe das meist grosses Erstaunen ausgelöst: «Was? Also so haben wir einen Pfarrer ja noch nie kennengelernt!»

Erzählen und zuhören

Die Körpererfahrungen, die sie am Klettern sehr schätzen, würden in der Kirche oft ausgeklammert. «Und in der Kletterszene fehlt eine gewisse Spiritualität.» Immer wieder aber hätten Leute sie gefragt: Wie lebt ihr das? «Oft haben sie selbst dann auch zu erzählen angefangen», sagt Wälti. Zunächst hätten die Leute oft das Negative erzählt, das sie mit Pfarrerpersonen oder Kirche erlebt haben. «Doch irgendwann haben sie dann angefangen, von ihren eigenen spirituellen Erfahrungen zu erzählen. Davon, was das für sie bedeutet, ohne dass wir gross nachgefragt haben.»

Gott stückweise begegnen

Immer schon habe sie interessiert, was andere Leute glauben. Zugleich hatte sie nie den Eindruck, jemanden von einem Glauben oder einem Gott überzeugen zu müssen. «Mir war immer irgendwie klar: Wenn schon, dann zeigt sich Gott.» Auch für das Projekt «Rini 5» sei das ihre Hoffnung. «Bei mir sehen die Leute eine ganz kleine Seite von Gott, bei Rolf eine andere – und bei den Leuten, mit denen wir zusammen sind, noch einmal andere Seiten.»

Vorarbeiten

Das Projekt selbst ist in mehreren Phasen entstanden: erste Ideen, dann Gespräche mit den Verantwortlichen der Methodistenkirche in der Schweiz, ein Projektbeschrieb, die Suche nach einem geeigneten Gebäude. Mit dem Gebäude konnten dann auch die nächsten konkreteren Schritte unternommen werden. Flyer sind am Entstehen, ebenso eine Website. Über die Social Media sollen die Anlässe verbreitet werden. In der Nachbarschaft haben Andrea Wälti und Rolf Wüthrich Kontakte geknüpft. Am Herbstmarkt in Stäfa werden sie mit einem Stand präsent sein.

Projektstart

Die ersten Angebote sollen ab Anfang Dezember beginnen. Für andere sind die baulichen Veränderungen im Gebäude noch nicht abgeschlossen. Neben dem, was jetzt schon geplant ist, sind noch eine Reihe weiterer möglicher Angebote bereits angedacht. «Also da kann sehr viel entstehen», ist Andrea Wälti überzeugt. «Wir sind einfach offen für das, was sich entwickelt – also, was die Leute dann auch wollen. Leute, die vielleicht nie in eine Kirche gehen würden.»

S.F.
Beitragsbild: Rolf Wüthrich und Andrea Wälti starten das Projekt «Rini 5» in der ehemaligen Methodistenkirche in Stäfa. (Bilder: zVg)

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Andrea Wälti

… ist Kindergärtnerin und Kunsttherapeutin. Über sich selbst sagt sie: «Das Leben mit allem, was dazu gehört, mit anderen Menschen zu teilen, bedeutet mir viel. Gemeinsam etwas zu tun, was ich liebe, oder mich inspirieren zu lassen von dem, was andere leidenschaftlich interessiert – vieles begeistert mich! Ich freue mich, in der ‹Rini5› viele verschiedene Menschen kennenzulernen!»

«Kirche anders»

Die «Rini 5» ist Teil des Arbeitsbereichs 🔗«Kirche anders» der Methodistenkirche in der Schweiz. Hier werden Projekte begleitet und gefördert, die mit neuen Formen von kirchlieher Gemeinschaft experimentieren. Pioniere und Pionierinnen sind 🔗herzlich willkommen.