Bezirk
Teilnehmer:innen am Workshop erarbeiten Radiobotschaften

Gemeinsam gegen Hassreden

22. November 2021

25 Männer und Frauen trafen sich am 4. November in Uvira, im Osten der Demokratischen Republik Kongo, zu einem Workshop. Die Teilnehmenden kamen aus fünf verschiedenen Ethnien der Provinz Süd-Kivu, die schwerste Konflikte untereinander haben. Gemeinsam entwickelten sie Radiobotschaften gegen Hassreden.

Im Osten der DR Kongo ist die Bevölkerung seit Jahrzehnten Gewalt und dem Terror bewaffneter Gruppen ausgesetzt. Hassbotschaften im Internet werden bewusst initiiert und schüren das Misstrauen und die Konflikte. Doch in allen fünf betroffenen Ethnien in der Provinz Süd-Kivu gibt es Menschen, die sich für den Frieden einsetzen. Einige davon haben sich mit der Vereinigung «Journalisten für Frieden und Entwicklung» zu einem Workshop getroffen, der von der Methodistenkirche initiiert wurde. Dort erarbeiteten sie Radiobotschaften, die einen neuen Ton des Friedens und der Versöhnung anschlagen.

Wenn Elefanten kämpfen

Diese Botschaften werden aufgenommen und sollen im November und Dezember von sieben Radiostationen in der Provinz Süd-Kivu in den Sprachen aller Ethnien ausgestrahlt werden. Die Teilnehmer:innen des Workshops, deren Ethnien sich gegenseitig beschuldigen, die Autor:innen der Hassbotschaften und Verursacher:innen des Leides zu sein, werden unter anderem diese Botschaft ausstrahlen: «Sagt man nicht: Wenn zwei Elefanten sich bekämpfen, dann ist es das Gras, das leidet? Und wenn zwei Armeen sich bekämpfen, dann ist es die Bevölkerung, die dafür zahlt. Wir sind also die ersten Opfer.»

Nicht schweigen

Die Bevölkerung wird aufgerufen, sich von der Verbreitung von Hassbotschaften in den sozialen Medien zu distanzieren. Meistens seien diese anonym oder mit einem Pseudonym veröffentlicht. Die Bevölkerung solle nicht schweigen, wenn sie Hassbotschaften höre. Zum Übel schweigen, heisse, sich damit zu verbünden und Teil davon zu werden, ohne es zu wissen. «Ihr alle von Uvira, von Fizi und von Mwenga und Itombwe, es ist Zeit, nicht mehr zu schweigen. Man muss anprangern: Diejenigen, die die Fäden ziehen, und diejenigen, die zu den bewaffneten Milizen gehören und so tun, als würden sie uns schützen, indem sie Hass- und Misstrauensbotschaften verbreiten.» Die Botschaft ist hoch aktuell und mutig. Mitte Oktober eskalierte die Situation in dieser Region. Mehr als 7000 Personen mussten fliehen.

Analphabet:innen erreichen

Michel Kizibisha ist Initiator und verantwortlich für die Radio-Workshops. Er ist auch Projektverantwortlicher für die Methodistenkirche das Bischofsgebiet Ost-Kongo. Was verspricht er sich von den Radiobotschaften? «Diese Form der Sensibilisierung erreicht viele Menschen, auch solche, die nie Lesen und Schreiben lernten», stellt er fest. Die Botschaften würden helfen, innere Verletzungen zu heilen in einer Gemeinschaft, die nicht geschützt und ihrem Schicksal überlassen werde. Sie sensibilisierten für die Menschenrechte und für die Haltung, andern keinen Schaden zuzufügen.

Seminare für den Frieden

Die Ursachen der Konflikte sind komplex und reichen weit zurück. Sie haben unter anderem mit dem Genozid in Ruanda, den Fluchtbewegungen und der Situation in Burundi zu tun. Auch der begrenzte Zugang zu Ressourcen spielt eine Rolle, ebenso eine Politik, die die Bevölkerung zugunsten der Machthaber instrumentalisiert. Die 25 Radionachrichten, die aktuell in vier dezentralen Workshops entwickelt werden, sind eine Handlungsmöglichkeit für den Frieden. Die meisten Teilnehmer:innen haben seit November 2020 bereits an zwei anderen Friedensseminaren teilgenommen. Dabei ging es um Methoden von Transformation von Konflikten und um das Friedensverständnis der Bibel. Ziel aller Friedensinitiativen ist es, neu Vertrauen zueinander aufzubauen.

Nicole Gutknecht, Quelle: Michel Kizibisha, Ulrich Bachmann
Bild: Fabrice Mbonankira (via Connexio)

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🔗Connexio develop, Entwicklungszusammenarbeit der Methodist:innen, unterstützt die Friedensinitiativen im Osten der DR Kongo mit einem finanziellen Beitrag und der Beratung durch den Koordinator Jean-Paul Dietrich. Connexio develop finanziert auch die Entwicklung und Verbreitung der Radiobotschaften.

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