Begegnungstage: Lebensübergänge bewusst gestalten
13. Dezember 2021
Vom 22. bis 24. November fanden in Interlaken die Begegnungstage 55+ statt. Ein persönlicher Rückblick.
Stellen Sie sich vor, Sie würden ins Berner Oberland fähren und es gäbe dort keine Berge! Auf unserem Weg ins Artos sahen wir kein Stockhorn, keinen Niesen, keinen Harder, geschweige denn eine Blüemlisalp oder eine Jungfrau. Wir konnten über den Thunersee blicken, aber es gab dort kein Beatenberg und kein Niederhorn. Alles, was das Berner Oberland so schön macht, war für uns nicht sichtbar, versteckt von tiefhängenden Wolken. Wir wussten, dass diese Schönheiten zwar alle vorhanden sind, aber wir konnten sie nicht sehen. Ist es nicht immer mal so in unserem Leben?
Namen und Gesichter
Wem werden wir an den Begegnungtagen in Interlaken begegnen? Ich habe die Teilnehmerliste zwar durchgeschaut, aber bei vielen Namen kommt mir kein Gesicht in den Sinn. Jetzt, wo wir einander gegenüberstehen, erkenne ich viele Gesichter, weiss aber den Namen nicht mehr. Zum Glück tragen wir alle ein Namensschild, so kann ich nach und nach die Gesichter mit den Namen verbinden. Begegnungen sollen einen ja bereichern, also ja nicht immer am gleichen Tisch sitzen, sondern immer wieder neue Leute kennenlernen.
Lebensübergänge
«Tore zum Leben, Lebensübergänge bewusst gestalten», war das Thema dieses Jahr. In der Generation 55+ steht für viele die Pensionierung als grosser, aber planbarer Lebensübergang an. Der Verlust des Lebenspartners ist auch ein gravierender Lebensübergang, meistens ist dieser aber nicht planbar.
Biblische Geschichten
In der Bibel gibt es viele Personen, die unfreiwillig und überraschend eine grosse Veränderung in ihrem Leben erfahren mussten. Andreas Steiner heftete sich quasi an die Ferse von Jakob. Diesem Burschen, der seinen Bruder Esau betrogen hatte und deshalb fliehen musste. Wie konnte er sich zwanzig Jahre später seinem Bruder wieder nähern, ohne zu wissen, wie dieser wohl reagieren würde? Ein Ringkampf mit Gott stand wohl auch nicht auf seinem Annäherungsprogramm. Hanna Wilhelm brachte uns die junge Maria näher; ein Mädchen, das Josef zwar schon versprochen, aber eigentlich noch zu jung für die Ehe war. Plötzlich schwanger, ohne mit Josef zusammen gewesen zu sein? Und Tante Elisabeth, die uralt auch ein Kind erwartete. Die beiden Frauen machten etwas durch, das sie beide so nicht geplant hatten. Annemarie Roser berichtete von Paulus, der alle seine Energie zuerst dafür einsetzte, die Christen auszurotten und dann plötzlich umkehren musste, um das Evangelium in der ganzen damaligen Welt zu verkünden. Diese drei biblischen Personen begleiteten uns durch die drei Tage. Herbert Huber begleitete uns musikalisch mit Klavier und Orgel. Wir sind dankbar dafür, dass wir trotz der Corona-Massnahmen singen durften.
Überraschende Begegnungen
Dann erlebte ich noch ein paar besondere Begegnungen. Beim Abendmahlsgottesdienst mit viel schöner Musik sang die Sängerin Ye Jin Kim, begleitet von einem Posaunisten. Michael Haslebacher war früher mein Nachbar, aber ich hatte ihn 12 Jahre nicht mehr gesehen. Noch weiter zurück liegt die Begegnung mit einer Tischnachbarin beim Essen: Wir waren vor fast 50 Jahren zusammen in einem Jugendleiterseminar in der Alpina. Die dritte Begegnung, die ich eigentlich erhofft hatte, konnte leider nicht mehr sein: Inge Burkhard war zwei Tage vorher für immer eingeschlafen. In ihrer Familie verbrachte ich grosse Teile meiner Kindheit. Eine weitere Begegnung mit uns allen konnte leider auch nicht stattfinden. Schwester Elsbeth Käser stürzte bei der Anreise und musste ins Spital eingeliefert werden. Wir waren alle sehr betroffen und hoffen, dass es ihr mittlerweile wieder besser geht.
Dank
Ich danke dem Leitungsteam Andreas Steiner, Hanna Wilhelm und Annemarie Roser für diese drei Tage, die uns, trotz der fehlenden Berge, viel gezeigt haben. Vielen Dank auch an Christine Steiner für den schön dekorierten Raum. Wir werden, wenn möglich, wieder kommen!