«Der Frieden muss siegen»
28. Februar 2022
Über die Situation in der Ukraine und in den angrenzenden Ländern Europas gibt es zahlreiche Berichte auch aus dem kirchlichen Umfeld, die über die sozialen Netzwerke verbreitet werden. Dort findet auch eine kontroverse Diskussion über die Ereignisse statt. Kirchen weltweit rufen für Aschermittwoch zu gemeinsamem Gebet auf.
«Viele haben uns angesprochen, dass wir auch fliehen sollten, und uns in einem anderen Land eine neue Existenz angeboten», schreibt die reformierte Pfarrerin Pocsainé Tövissi Timea in einem 🔗Facebook-Beitrag. Die Pfarrerin leitet eine Missionsarbeit in Chomonyn in der Ukraine, nahe der ungarischen Grenze. «Wir bedanken uns für diese Angebote, aber wir möchten uns um diejenigen kümmern und die unterstützen, die hier bleiben» schreibt sie weiter.
Im Westen der Urkaine herrsche noch Frieden, schildert die Pfarrerin die Lage. Doch zahlreiche Einwohner:innen seien auf der Flucht. Teils seien zunächst nur die Männer geflohen, schreibt sie 🔗in einem anderen Post. Das habe «viele Familien in Panik versetzt», so dass diese ebenfalls geflohen seien. Doch es sei eine Flucht in die Unsicherheit hinein. «Auch die Daheimgebliebenen sind voller Angst und Sorge» schreibt die Pfarrerin weiter. «Sie wollen aber weder Familienmitglieder noch alte Menschen im Stich lassen. Also halten sie durch.»
Auf dem Weg nach Westen
Der heranrückende Krieg spiegelt sich vor allem in den Menschen, die auf der Flucht sind: «Viele Familien kommen aus Kriegsgebieten zu uns. Sie wollen in den Westen fliehen und suchen hier nach einer Unterkunft als Zwischenstopp für ein paar Tage.» Diese Familien würden bei Gemeindemitgliedern untergebracht, berichtet Pocsainé Tövissi Timea. «Wir stellen ihnen ein warmes Zimmer und Essen zur Verfügung.»
Beten und helfen
«Die Krise in der Ukraine lässt unser Herz schwer werden, und wir denken in diesen Tagen besonders an unsere Glaubensgeschwister in der Ukraine, aber natürlich auch in Russland», schreibt Stefan Zürcher, Distriktsvorsteher der Methodistenkirche der Schweiz, in einem Mail an die methodistischen Pfarrpersonen. Er stellt diesen verschiedene Materialien für das Gebet zur Verfügung. Connexio develop, die Organisation für Entwicklungszusammenarbeit der Methodistenkirche, 🔗sammelt weiter Spenden für die Nothilfe für Flüchtlinge aus der und in der Ukraine.
Kirchgemeinden helfen
Der Polnische Ökumenische Rat, zu dessen Präsidium der Superintendent der polnischen Methodistenkirche, Andrzej Malicki, gehört, verurteilte die bewaffnete Aggression Russlands gegen die Ukraine, appellierte an die Bruderkirchen in Russland, Massnahmen zur Beendigung des Krieges zu ergreifen, und rief die internationale Gemeinschaft auf, eine Lösung für die Einstellung der Feindseligkeiten zu finden. «Wir appellieren an alle Menschen guten Willens, sich aktiv an Hilfsprojekten zu beteiligen. Wir öffnen auch unsere Kirchengemeinden, um Flüchtlingen aus der Ukraine zu helfen», heisst es in der 🔗Erklärung.
Online beten
Der Lutherische Weltbund (LWB), die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK), die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und der Weltrat der Methodisten (WMC) 🔗verurteilen ebenfalls den Angriff der russischen Armee auf die Ukraine aufs Schärfste. Sie fordern den Rückzug der russischen Truppen nach Russland und eine sofortige Beendigung des Konflikts. «Der Frieden muss siegen», betonen sie. Sie laden ausserdem zu einem 🔗Online-Gebetsgottesdienst am Aschermittwoch, dem 2. März um 17.00 Uhr, ein. Der Gottesdienst wird Christen:innen aus der Ukraine und anderen Teilen der Welt zusammenbringen, die sich für Frieden und ein Ende des anhaltenden Konflikts einsetzen.
Diskussion lanciert
Der für das Gebiet von Eurasien zuständige methodistische Bischof Eguard Khegay hat unterdessen mit seinem «Die Schande des Krieges» überschriebenen 🔗Facebook-Post vom vergangenen Donnerstag eine – teils hitzige – Diskussion ausgelöst. Sie spiegelt auch etwas von den Bruchlinien dieses Konfliktes.
Mangelnder Patriotismus?
Eine Nutzerin kommentiert «Ich bin schockiert über die Meinung und Haltung unseres Bischofs. Leute, ihr seid überhaupt nicht informiert, ihr habt kein Wissen, kein Verständnis, keinen Patriotismus!!!» Eine andere Nutzerin kontert, dass «alle Russen» für den Krieg in der Ukraine verantwortlich seien und dafür bezahlen müssten.
Untätiger Bischof?
Die Angriffe richten sich öfters direkt gegen den Bischof :«Vielleicht schämt sich unser Bischof für sein achtjähriges Schweigen», mutmasst ein Nutzer. «Ich habe grossen Respekt vor Ihnen, aber wenn Sie und die ROMC* sich dafür schämen, dass Russland den Faschismus in einem brüderlichen Land zerstört, dann werde ich nicht mit Ihnen mitgehen!» – Ein anderer Nutzer widerspricht. Der Bischof habe nicht geschwiegen. «Warum scrollen Sie nicht durch seinen Feed und sehen sich vielleicht all die Schritte an, die er unternommen hat, um die Brüder und Schwestern zu versöhnen? Die Aussagen sind alles andere als fundiert.»
*Russische Methodistenkirche
Hoffnung auf Frieden
Unter den zahlreichen Kommentaren finden sich auch Stimmen, die auf einen baldigen Frieden hoffen. Ein Mann erzählt: «Als ich vom Gottesdienst nach Hause kam, machte meine Tochter etwas mit den Magneten am Kühlschrank. … Dann sagte sie: ‹Papa, schau mal!› – und machte mit Pfeilen ein Herz zwischen Russland und der Ukraine. Meine Tochter ist 11 und wir reden nicht über Politik, aber wir beten für die Ereinisse, die jetzt passieren.»
S.F.
Beitragsbild: José Pablo Domínguez, Unsplash
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Gemeinsam beten am Aschermittwoch
Am 2. März um 17.00 Uhr findet ein online abgehaltener Gebetsgottesdienst statt. Für die Teilnahme ist vorab eine Registrierung erforderlich.
Flyer mit Informationen (engl.)