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Bild: Oleg und Yulia Starodubets (l.) und die rumänischen Methodist:innen.

Geschichten von Hilfe und von Leid und Schmerz

15. März 2022

Methodist:innen aus Rumänien haben Hilfsgüter in den Westen der Ukraine gebracht. Dort verteilen ukrainische Methodist:innen sie unter den Flüchtlingen. Doch nun rückt auch hier der Krieg näher.

Drei Fahrzeuge hatten die rumänischen Methodist:innen 🔗am vergangenen Donnerstag mit Hilfsgütern beladen und über die ukrainische Grenze in die Stadt 🔗Chust, ganz im Westen der Ukraine gebracht. Matratzen, Decken, Kissen, Medikamente, Hygieneartikel und Lebensmittel hatten die Methodist:innen in Rumänien in die Fahrzeuge geladen. In Transkarpatien wurden die Hilfsgüter dann an die verschiedenen methodistischen Kirchgemeinden verteilt, die Notunterkünfte für Flüchtlinge eingerichtet und organisiert hatten.

Dankbar für die Hilfe

«Wir sind unseren Brüdern und Schwestern, die die humanitäre Hilfe vorbereitet haben, und dem Superintendenten der Methodisten-Kirche in Rumänien, Calugar Rares, sehr dankbar», schreibt Oleg Starodubets, methodistischer Pfarrer in der Ukraine, 🔗auf Facebook.

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Freilich wird es bald weitere Lieferungen brauchen, denn «das Essen, das wir ihnen geschickt haben, reicht nur für zweieinhalb Wochen», berichtet der methodistische Pfarrer Cristian Istrate aus Rumänien. Er hatte die Hilfslieferung mit organisiert.

Teure Medikamente

Dringend benötigt werden auch verschiedene Medikamente. Die rumänischen Methodist:innen brachten zum Beispiel Insulin mit. «Es hat uns über 5 000 Euro gekostet und reicht für 30 Personen einen Monat lang», berichtet Istrate.

Wertvolle Ladung

Mit in der Ladung war auch  «Diesel… nicht sehr viel… 80 Liter», schreibt der rumänische Pfarrer, «aber so selten und wertvoll in einem Kriegsgebiet. Jetzt können sie umherfahren, um Hilfsgüter zu verteilen und weitere Kriegsflüchtlinge einzusammeln.»

Fliegeralarm in Uschorod

Auch die ersten Angriffe russischer Einheiten auf Ziele im Westen der Ukraine schlagen sich in den Postings der Methodist:innen nieder. «Die letzte Nacht war für meine Familie schlaflos», schreibt 🔗Yulia Starodubets, die Frau von Pfarrer Oleg Starodubets, am vergangenen Samstag. Dreimal habe ihre Familie wegen eines Fliegeralarms den Keller des Hauses aufsuchen müssen. «Das Traurige ist, dass dies in dem bis heute sichersten Ort der Ukraine passiert ist – Transkarpatien, Uschhorod.»

Online weiter verbunden

In Zeiten, in denen die Leute aus den methodistischen Kirchgemeinden durch den Krieg in alle Richtungen auseinandergetrieben werden, haben Möglichkeiten, sich online zu vernetzen, eine grosse Bedeutung erhalten. «Unsere Kirche Lighthouse UMC hatte diesen Sonntag ein Online-Treffen», erzählt Oleg Starodubets 🔗in einem anderen Post auf Facebook. «Mitglieder unserer Kirche befinden sich in neun Ländern der Welt auf der Flucht: Polen, Türkei, Deutschland, Slowakei, Kasachstan und andere.»

Unter Beschuss

Texte und Berichte von flüchtenden Methodist:innen in der Ukraine oder aus angrenzenden Ländern in Europa spiegeln etwas vom Schrecken, den dieser Krieg für die Flüchtenden gebracht hat. Yulia Starodubets etwa teilt einen kurzen Text von Margarita Rossol, «meiner Schwester in Christus», wie sie schreibt. Diese erlebte «viele Tage unter Beschuss in 🔗Butscha, in der Nähe von Kiew, ohne Strom, Lebensmittel». Margarita Rossol schreibt, nachdem sie evakuiert werden konnte:

Wir wissen nicht mehr, welcher Tag in der Woche ist!
Wir wissen nicht, dass es Frühling ist!
Es sind schwarze Tage, und es ist Krieg,
Abreise heute ohne Schlaf!!!!
Sie lassen uns ohne Leben und ohne Brot zurück
Ohne Hoffnung, ohne Heimat, ohne Himmel!!!!
Wir warten alle darauf, dass die Welt wieder zur Vernunft kommt!!!
Auch wenn nicht mehr viel Kraft übrig ist…

Aufgewachsen bei Tschernobyl

Die Methodistenkirche in Sibiu in Rumänien 🔗teilt einen längeren Text einer ukrainischen Frau, die inzwischen in der methodistischen Kirchgemeinde in Sibiu ist und dort mitarbeitet. Alyona Ladyzheva skizziert wichtige Stationen ihrer Lebensgeschichte und ihres Engagements. Aufgewachsen ist sie in der Nähe von Tschernobyl. «20 Jahre lang habe ich an Projekten gearbeitet, um das grösste bewegliche Bauwerk zu schaffen – einen Bogen über dem zerstörten Kernkraftwerksblock von Tschernobyl, um die Welt vor der atomaren Gefahr zu schützen.» Dann engagierte sie sich für eine Wende hin zu «grüner» Energie. Zuletzt arbeitete sie «an einem Projekt zum Bau des grössten Windparks der Ukraine ganz im Süden meines Landes».

Alles verloren

Mit dem Angriff Angriff Russlands auf die Ukraine wurde in wenigen Tagen alles vernichtet, wofür sie sich engagiert hatte.. «Am 24. Februar 2022 habe ich alles verloren», schreibt sie. «Und das ist nur meine kleine wahre Geschichte über den Krieg. Aber wir sind 40 Millionen Menschen. Jeder von uns hat seine eigene Geschichte von Leid und Schmerz.»

Sie schliesst eine Reihe von «konkreten Gebetsanliegen» an, in denen sich ebenso ihre eigene Situation und die ihrer Familie wie die ihres Heimatlandes und der Menschen dort spiegelt. «Wir sind aufrichtig dankbar für alle Hilfe, die Sie uns gewährt haben und weiterhin gewähren sowie für Ihre Gebete für uns und unser Land – sie können wahre Wunder bewirken und Frieden bringen!»

S.F.
Beitragsbild: Oleg und Yulia Starodubets (l.) und die rumänischen Methodist:innen. (Bild: Oleg Starodubets)

Der Text von Alyona Ladyzheva (Übersetzung und Original)

Übersichtsseite zur Ukraine

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