«4Reasons»: Lebensmittel auf den Tisch statt in den Müll
2. Juni 2022
Was die Teilnehmer:innen des WEF nicht verzehrten, konnten Besucher:innen des «4Reasons» in Davos geniessen. Für Mitinitiant und Methodistenpfarrer Stefan Pfister war die Erfahrung erneut ein Highlight. Behördliche Vorgaben könnten eine weitere Durchführung 2023 in Frage stellen.
«Diese Stimmung, geprägt von Freude und Begeisterung, das war wirklich cool» sagt Methodistenpfarrer Stefan Pfister. Zusammen mit dem Hotelier Cyrill Ackermann 🔗hatte er das Projekt «4Reasons» initiiert. Während des World Economic Forum (WEF) in Davos vom 22.-26. Mai fand es nach 2020 nun zum zweiten Mal statt.
Rund 1500 Essensportionen
Das Temporärrestaurant «4Reasons» ist ein Projekt gegen die Lebensmittelverschwendung. Am Mittag und Abend erhalten Besucher:innen im Davoser Langlaufzentrum «Dario Cologna» Mahlzeiten, die in den Hotels und Restaurants von den Teilnehmer:innen am WEF nicht verzehrt wurden und ansonsten im Abfall gelandet wären. Freiwilliger Helfer:innen holten diese Lebensmittel in Hotels ab.
Im Langlaufzentrum bereiteten die Helfer:innen die Mahlzeiten auf und servierten sie ihren Gästen, die dafür einen freiwilligen Betrag zahlten. Rund 1500 Essensportionen wurden so während der vier Tage ausgegeben. Die Verantwortlichen rechnen mit Einnahmen von knapp 9000 Franken, rund 2000 Franken mehr als 2020. Diese kommen sozialen Kinder- und Jugendprojekten in Davos zugute.
Ein starkes Team
20 Hotels und Restaurants beteiligten sich an der Aktion – fünf mehr als bei der ersten Durchführung. «Es war schwieriger als im Winter, Freiwillige zu finden», sagt Stefan Pfister. Er ist dafür verantwortlich, die freiwilligen Helfer:innen zu gewinnen und ihren Einsatz zu planen. «Kurz vor dem Anlass haben sich zum Glück noch ein paar Leute spontan gemeldet.»
Rund 30 Personen haben geholfen. «Ich war auch dieses Jahr wieder beeindruckt, wie gut die Stimmung und Zusammenarbeit im Team war«, sagt der Methodistenpfarrer. Der Aufwand für die Führung des Restaurants mit seinen täglich neun Stunden Betriebszeiten war beträchtlich und nur mit aussergewöhnlich motivierten Freiwilligen zu stemmen. Neben diesen unterstützten zahlreiche Unternehmen das Projekt mit unentgeltlichen Leistungen.
Gemütliche Abende
Wie bei der ersten Durchführung sei auch dieses Mal der Andrang am Mittag grösser gewesen als am Abend. «Es ist wirklich gelaufen wie verrückt», bringt Stefan Pfister seine Wahrnehmung auf den Punkt. Getränke konnten die Gäste gegen Bezahlung bestellen. In diesem Jahr wurde auch Alkohol ausgeschenkt.
Am Abend sei es dann gemütlicher gewesen. «Die Leute haben dann noch ein Glas Wein getrunken zum Nachtessen», erzählt Pfister. «Oft haben wir vom Team uns nach neun Uhr dann auch noch ein Glas Wein genommen, sind zu den Leuten hingesessen und haben mit ihnen geredet.» Bisweilen habe es dann ein paar sanfte Stupser gebraucht, damit die Gäste nach Hause gingen und die Freiwilligen aufräumen konnten. «Den Tag durch war die Stimmung immer schon sehr gut. Aber am Abend war sie halt richtig gemütlich», schwärmt Stefan Pfister.
Behördlicher Stolperstein
Ein Wermutstropfen waren die Anforderungen der Behörden. Die Dokumentation der Speisen durch die Küchenchefs – Informationen für Allergiker oder zur Herkunft etwa des verwendeten Fleischs – war einer der Knackpunkte dabei. «Wir hatten alles gut vorbereitet und auch entsprechende Listen erstellt», sagt Stefan Pfister. Doch das sei nicht umsetzbar. «Im hektischen Betrieb während des WEF haben die Küchenchefs dafür einfach keine Zeit.»
«Da werden wir nun mit den Behörden das Gespräch suchen müssen», sagt der Methodistenpfarrer. «Wenn das nach wie vor verlangt wird, werden wir das ‹4Reasons› im kommenden Jahr nicht mehr durchführen können.»
Begeisterte Gäste
Das 🔗Medieninteresse war auch in diesem Jahr wieder hoch. In verschiedenen regionalen und nationalen Medien wurde über das Projekt berichtet. Auch bei den Besucher:innen stiess das Angebot des «4Reasons» auf grosse Zustimmung. «Immer wieder haben Leute gesagt: ‹Das ist so ein cooles Projekt, das ihr hier macht. Das ist absolut stark!›», erzählt Stefan Pfister. «Dass das so eine gute Woche für alle zusammen war und wir so grosse Freude bereiten konnten, das ist für mich ein richtiges Highlight dieses Projekts.»
S.F.
Beitragsbild: 4Reasons Eröffnung 2022, Initianten Cyrill Ackermann (vorne) und Stefan Pfister schoepfen den ersten Teller (Foto: zVg)
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Medienberichte zum «4Reasons»
🔗Nau