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«Bei diesem Projekt muss man nicht fragen, wofür Kirche da ist»

10. Juni 2022

Für die 2. Folge des Videoformats #MethodistInMission war Lukas Wyser in Uster. Der Gottesdienstraum der dortigen Methodistenkirche wird regelmässig zu einer speziellen «Markthalle».

Seit 2012 stellen die Methodist:innen in Uster ihre Räumlichkeiten für die Lebensmittelausgabe der Organisation «Tischlein deck dich» zur Verfügung. Unter anderem die beiden Pfarrer des methodistischen Kirchgemeindebezirks sind dabei mit engagiert. Bei diesem Projekt müsse man nicht fragen, wofür Kirche da sei, sagt Pfarrer Philipp Kohli. Hier sei das offensichtlich.

Kirche als «Markthalle»?

Sein Kollege Markus Bach, der das Projekt 2012 zusammen mit Verantwortlichen der Methodistenkirche in Uster, Personen aus der Ökumene und weiteren Freiwilligen aufgebaut hat, sieht das ähnlich. Dass der Gottesdienstraum in der Methodistenkirche sich unter der Woche zur «Markthalle» wandelt, ermögliche eine andere Form von «Gottesdienst»: Am Sonntag würden Menschen hier «Mittel zum Leben» teilen, unter der Woche «Lebensmittel»


Im Gespräch beleuchtet Pfarrer Markus Bach verschiedene Aspekte des Projekts: Wie ist es entstanden? Warum sprechen die Verantwortlichen von «Kund:innen», die hier Lebensmittel abholen? Welche weiteren Quellen für Lebensmittel nutzen sie? Wollen die Methodist:innen auf diese Weise neue Mitglieder für ihre Kirche werben? Nein? Warum nicht?

Aussergewöhnlich viele Produkte

Die Lebensmittel, die in der Methodistenkirche in Uster abgegeben werden, kommen überwiegend von der Organisation «Tischlein deck dich». Sie werden am Abgabetag mit einem Lastwagen angeliefert. In den ca. 90 Minuten bis zu Öffnung der Abgabestelle für die Kund:innen müssen die Waren dann verteilt, gezählt und und in Portionen aufgeteilt werden. An dem Morgen, an dem Lukas Wyser in Uster zu Besuch war, wurden aussergewöhnlich viele Lebensmittel gebracht.

Um zu zeigen, wie ein «Einkauf» für die Kund:innen der Abgabestelle abläuft, schlüpft Lukas Wyser selbst in diese Rolle. Wie bei allen Kind:innen begleitet ihn eine der freiwilligen Mitarbeiterinnen durch den Raum und sagt ihm, von welchen Lebensmitteln er wieviele erhalten kann. Dass die Tomatensauce in einer Verpackung daherkommt, die eher an Waschmittel denken liesse, ist eine der Überraschungen, die er dabei erlebt.

Mehr als Lebensmittel

Auch einige der Kund:innen sind bereit, mit Lukas Wyser zu sprechen. Dabei trifft er «alte Bekannte» und erfährt, wie die Kund:innen das Angebot erleben. Nicht nur die Lebensmittel, die sie hier erhalten, sind für sie wichtig, sondern auch die Begegnungen mit anderen, die in einer ähnlichen Situation sind.

Wir wird Kirche relevant?

Nicht zuletzt diese Begegnungen haben Lukas Wyser beeindruckt. Und dafür, wie kirchliche Arbeit relevant sein oder werden kann, hat er eine ebenso schlichte wie herausfordernde Formel gefunden: «Nicht zu fragen: Was wollen wir? – sondern: Was haben wir?» Diese Ressourcen, die Kirchen haben, können dann eingesetzt werden in Projekten, die akuten Nöten begegnen.

S.F.
Beitragsbild: Marius Baumann, EMK Schweiz

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