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Bild: Mitgliedschaft auf Zeit? Stefan Moll am Rednerpult.

Doch (noch) keine Mitgliedschaft auf Zeit

20. Juni 2022

Am Freitagnachmittag lag der Tagung der Jährlichen Konferenz (Synode) der Methodist:innen in Schaffhausen ein Zusatzbericht der Kommission für theologische und kirchliche Fragen vor. Der Bericht stellte eine neues Verständnis von Mitgliedschaft zu Diskussion und zur Entscheidung.

Pfarrer Stefan Moll führte in den Bericht ein und erklärte, dass die Kommission mit ihren Überlegungen und Anträgen neue Impulse in dieser Frage in die Kirche hineingeben wolle.

Freie Fahrt statt sicherer Hafen

Zum einen sollte die Zugehörigkeit zur Kirche dynamisch gedacht werden. «Bis jetzt überwiegt das Verständnis: ‹Ich bin drin›» führte Moll aus. «Das gibt mir Sicherheit und Geborgenheit.» Doch Kirche sei eine Such- und Lerngemeinschaft, nicht der sichere Hafen. «Wir lassen uns als Kirche von Gott herauslocken aufs Meer.»

Zeitlich befristete Mitgliedschaft

Um die Hürden, Mitglied zu werden, abzubauen, schlug die Kommission vor, dass die Zugehörigkeit zur Kirche zeitlich befristet möglich sein solle. Heute dominiere das Verständnis einer lebenslangen Kirchengliedschaft, sagte Moll. Die Kommission schlug mit ihrem Bericht vor, zusätzlich eine befristete Kirchengliedschaft zu ermöglichen. Diese könnte dann – wenn sie zum Beispiel auf ein Jahr befristet wäre – nach Ablauf dieses Zeitraumes erneuert werden.

Leichter verstehbare Fragen

Hürden wollte die Kommission mit ihrem Bericht auch bei den Fragen abbauen, die in der methodistischen Liturgie bei der Aufnahme in die Kirchengliedschaft verwandt werden. Die Kommission schlug vor, die bestehenden Fragen neu anzuordnen. Zudem wurde eine neue Variante vorgeschlagen mit Fragen in einer einfacheren Sprache.

Befristete Mitglieder statt Freunde

Aktuell unterscheidet die Methodistenkirche in der Schweiz, Frankreich und Nordafrika zwischen «Gliedern» und »Freunden». Die Kommission schlug vor, die Kategorie der «Freunde» aus der Kirchenstatistik zu entfernen. Die Kirchengliedschaft auf Zeit erübrige diese Kategorie, die in der Kirchenordnung ohnehin nicht vorgesehen sei.

Der richtige Ansatz?

Nach Gesprächen an den Tischen gab es eine intensive Plenumsdiskussion. In manchen Voten wurde deutlich, dass das Grundanliegen, den Bereich der Kirchengliedschaft neu zu durchdenken, anerkannt wird. Doch seien die vorgeschlagenen Änderungen noch nicht ausgereift. «Braucht es wirklich eine zeitlich befristete Kirchengliedschaft», fragten verschiedene Votan:innen. Sie sahen eine Lösung eher darin, das Gespräch mit Personen, die zur Gemeinde gehören, intensiver zu führen, um ihnen deutlich zu machen, dass die bestehenden Fragen keine lebenslange Verpflichtung bedeuten.

Eine Frage der Kultur in der Kirche

In einem anderen Votum verwandte der Redner das Bild einer Tür einer Kirche oder Kapelle. Wichtig sei, dass auf beiden Seiten der Tür je eine Klinke sein müsse. Damit klar bleibe, dass Kirche kein geschlossener Raum sei, wenn jemand einmal eintrete. «Es besteht immer die Möglichkeit, wieder herauszugehen.» Letztlich gehe es um diese Haltung, die in der Kirche gelebt werden müssen.

Stefan Moll und andere Personen aus der Kommission betonten, dass sie mit dem neuen Verständnis der Kirchengliedschaft solche Menschen in den Blick nehmen, die keine methodistische Sozialisation kennen, sondern neu in eine methodistische Gemeinde kommen und sich ihr anschliessen wollen.

Ja, schon – aber: nein

Die Einführung einer Variante zu den bestehenden Fragen stiess grundsätzlich auf Zustimmung. Doch wurde der Wille zum Ausdruck gebracht, die theologische Tiefe dieser Fragen nicht zu stark aufzugeben.

Die Jährliche Konferenz zeigte sich in allen Voten grundsätzlich bereit, an dieser Thematik weiterzuarbeiten. Aber der vorliegende Vorschlag wurde als nicht ausgereift betrachtet. Gemäss einem eingebrachten Antrag überwiesen die Delegierten den gesamten Zusatzbericht mit allen Anträgen an die Kommission zurück.

Gunnar Wichers / S.F.
Beitragsbild: S.F. / EMK Schweiz

Infoseite «Jährliche Konferenz»

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