
Licht hilft – und auch die Methodisten helfen
23. Juni 2022
Wenn die Dauer der natürlichen Beleuchtung durch direktes Sonnenlicht zunimmt, hat dies oft eine positive Wirkung auf die Menschen – eine Tatsache, auf die auch Männer und Frauen der Methodistenkirche verweisen, die in der Ukraine selber oder in angrenzenden Ländern mit ukrainischen Binnenvertriebenen und Flüchtlingen arbeiten. Doch für viele Nöte braucht es weiterhin täglich praktische Hilfe.
In einem Online-Treffen beschrieb Denis Kim, der sich aus Kyiv zugeschaltet hatte, die Situation in der ukrainischen Hauptstadt kürzlich als «ein bisschen besser» als noch vor einem Monat. Zwar seien in Kyiv regelmässig Sirenen zu hören, doch, so Kim, «scheinen die Menschen nicht mehr so deprimiert zu sein». Er vermutet, dass sich die Wärme und das Sonnenlicht positiv auswirkten. Auch Jana Křížova, Pfarrerin und Koordinatorin der Arbeit mit Flüchtlingen in Tschechien, schloss sie sich dieser Vermutung an: «Die Helligkeit der langen Tage und der Sonnenschein helfen den Menschen in ihrer Situation.»
Kein Salz, kein Benzin
Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass der grausame Krieg und das Leid in der Ukraine weitergehen. Dass es in der Ukraine zum Beispiel an Salz mangelt und die Preise in die Höhe schiessen. Dass auch die Situation im Blick auf die Verfügbarkeit und die Bezahlbarkeit von Benzin äusserst herausfordernd ist. Dieser Umstand macht es schwierig, an die Grenze zu fahren, um dort humanitäre Hilfe aus dem Ausland abzuholen, oder die Verteilung humanitärer Hilfe im Lande zu organisieren.
Arm oder reich?
Die Helligkeit ändert auch nichts an der Tatsache, dass die Frage, ob man die Ukraine verlässt oder nicht, zunehmend auch eine Frage von arm oder reich ist, wie Denis Kim sagte. Es seien oft eher ärmere Menschen, die keine andere Wahl haben, als zu bleiben und sich der aktuellen Situation zu stellen.
Ungewissheit bleibt
Auch an der Tatsache ändert die Helligkeit nichts, dass in den Nachbarländern der Ukraine vor allem diejenigen, die sich (noch) nicht für einen dauerhaften Verbleib in ihrem Gastland entschieden haben, sondern noch immer hoffen, eines Tages in die Ukraine zurückkehren zu können, in einer sehr belastenden Situation der Unsicherheit und des spannungsvollen Wartens leben.
Nein, an all diesen Umständen ändert das Sonnenlicht nichts. Ein wenig Licht der Liebe und Hoffnung in das Leben dieser Menschen hinein bringen die vielfältigen Hilfsaktionen, in denen Methodist:innen in der Ukraine und den angrenzenden Ländern weiterhin engagiert sind. Einige Beispiele:
Integration gelingt
Mitglieder der methodistischen Gemeinde in 🔗Třeboň (Tschechien) haben in ihren Räumlichkeiten eine Integrationsgruppe für ukrainische Familien eingerichtet, die jeweils werktags geöffnet ist. Ziel dieses in Zusammenarbeit mit der Stadt Třeboň durchgeführten Projekts ist, Müttern mit kleinen Kindern bei der Kinderbetreuung zu helfen, da die Kindergärten in Třeboň keine freien Kapazitäten haben. Inzwischen treffen sich tschechische und ukrainische Mütter mit ihren Kindern regelmässig in den Räumlichkeiten der Kirche. Die Integrationsgruppe macht ihrem Namen alle Ehre.
Kleidung und Gemüsegarten
In 🔗Tachov (Tschechien) wird in der methodistischen Kirche wieder Kleidung verteilt. Mehrere Wochen bestand daran kein Interesse. Doch inzwischen gehen die Vorräte des Roten Kreuzes zur Neige. Ein Mitglied der methodistischen Gemeinde in 🔗Jablonné (Tschechien) hilft einer Gruppe von 12 ukrainischen Gästen dabei, einen Gemüsegarten rund um das Kirchengebäude anzulegen und sich auf diese Weise teilweise selbst zu versorgen.
Weitere Hilfsgüter bringen
Die Methodistenkirche in Ungarn setzt ihre humanitäre Hilfe (Lebensmittelspenden) fort – sowohl für die Methodistenkirche in der Ukraine als auch für ein Flüchtlingslager in der Nähe von 🔗Debrecen, in dem mehr als 170 Menschen leben. Die methodistischen Gemeinden in 🔗Kielce und 🔗Puławy (Polen) haben schon mehrere Transporte von Lebensmitteln, Kleidung und medizinischen Hilfsgütern in die Ukraine organisiert. Ausserdem bereiten sie eine Sendung für ein Waisenhaus in Polen mit Kindern aus der Ukraine vor.
Medizinische und psychologische Hilfe
Laut Aussagen von Pfarrer Rares Calugar in 🔗Cluj-Napoca (Rumänien) sind die Vorbereitungen für einen weiteren Transport von Medikamenten und medizinischer Ausrüstung in ein Krankenhaus im Süden der Ukraine angelaufen – trotz anderslautender Ankündigungen scheint die Tür für solche Sendungen weiterhin offen zu stehen.
Eine ukrainische Psychologin bietet in Cluj-Napoca weiterhin Hilfe und Beratung in Form einer Gruppentherapie an. Zusätzlich zur bestehenden Gruppe soll bald eine zweite hinzukommen.
Gemeinsames Sommerlager
Das rumänische Sommerlager 2022 der dortigen Methodistenkirche wird mehrsprachig sein: 30 Menschen aus der Ukraine, die regelmässig die Gottesdienste methodistischer Gemeinden in Rumänien besuchen oder Teil der Verbindungsgruppe sind, haben sich angemeldet. Das ist ein eindrucksvoller Zeugnis für die gelungene Integration der ukrainischen Gäste in die regulären Gemeindeaktivitäten.
Binnenvertriebenen helfen
Die Methodistenkirche in der Slowakei bringt weiterhin humanitäre Hilfe (hauptsächlich Lebensmittel, aber auch andere Dinge) nach 🔗Uschhorod und 🔗Kamjanyzja in der Karpatho-Ukraine, wo sich zwei methodistische Gemeinden befinden, die sich um Binnenvertriebene kümmern. Ausserdem werden Sendungen in ein Kinderkrankenhaus in Mukachevo gebracht.
Obwohl diese Aktivitäten oft nur ein Tropfen auf den heissen Stein zu sein scheinen, bedeuten sie den Menschen, denen geholfen wird, sehr viel – und sie bringen weiterhin Licht in ihr Leben. Auch wenn die Dauer der natürlichen Beleuchtung durch direktes Sonnenlicht ab heute wieder abnimmt.