Bischof Alsted besuchte erstmals die Ukraine
5. Juli 2022
Ende Mai reiste der methodistische Bischof Christian Alsted in die Ukraine, die neu zu seinem Bischofsgebiet gehört. Er begegnete Flüchtlingen und hörte ihre bewegenden Geschichten. Und er war beeindruckt davon, wie Methodist:innen in der Ukraine sich für die Flüchtlinge einsetzen.
Ein Geschirrspüler, fünf Tische, Essensvorräte, Druckerpapier, Kaffeemaschinen, Toaster, Andachtsbücher und sieben erwachsene Methodisten zusammen mit dem Fahrer und Kaffeeexperten Istvan Pasztor – soviel passt in einen vollgepackten Minivan.
Im Westen der Ukraine
Bischof Christian Alsted, methodistischer Bischof von Nordeuropa und den baltischen Staaten, besuchte zum ersten Mal die methodistischen Gemeinden in der Ukraine, 🔗die neu zu seinem Bischofsgebiet gehören. Die Begegnungen und die Einblicke in die Arbeit der Methodist:innen vor allem in Trankarpatien haben ihn tief beeindruckt. In einem persönlich gehaltenen Bericht schildert er einige wichtige Stationen und Erfahrungen.
Zahlenmässig klein
Erste Station der bischöflichen Reise war 🔗Uschhorod in der Region Transkapartien im südwestlichen Teil der Urkaine. Dort wurden sie von Helfer:innen und Verantwortlichen sowie dem Superintendenten Oleg Starodubets begrüsst. Die Methodistenkirche in der Ukraine besteht aus nur zehn Kirchen und 350 aktiven Mitgliedern. «Dennoch vollbringt die Kirche durch die Gnade Gottes erstaunliche Dinge», schreibt Bischof Alsted.
Unterkünfte für Flüchtlinge
In der Ukraine haben die Methodist:innen mehrere Flüchtlingsunterkünfte eingerichtet – in der methodistischen Kirche in 🔗Lwiw nahe der polnischen Grenze, in einer Sekundarschule im Dorf 🔗Onokivci und im 9. Stock eines ehemaligen Zeitungs- und Verlagshauses in Uschhorod. Ausserdem leben und schlafen in mehreren Kirchen Flüchtlinge im Gottesdienstraum. Ihre Matratzen würden nur dann beiseite geräumt, wenn Gottesdienste oder andere Versammlungen abgehalten werden, berichtet der Bischof.
Leid und Hoffnung
Bischof Alsted konnte mit einigen Flüchtlingen in den Unterkünften sprechen. Sie erzählten, was sie erlebt haben. «Es sind herzzerreissende Geschichten von Verlust, Leid, Trennung, Angst und Verzweiflung – und auch einige ermutigende Geschichten von Überleben, Hoffnung, Freude und Träumen von einer friedlichen Zukunft.»
Ein Geschenk Gottes
Geschichten wie die von Olena. Sie «war im siebten Monat schwanger, als sie mit ihrem Mann Andrej und ihren zwei und sieben Jahre alten Kindern aus Charkiw aufbrach. Den Bahnhof von Kramatorsk passierten sie nur wenige Tage, bevor dieser 🔗von russischen Raketen angegriffen wurde und 59 Menschen getötet und 110 verwundet wurden. Nach ihrer Ankunft in Uschhorod brachte Elena einen kleinen Jungen zur Welt, den sie ‹Bogdan› nannten, was ‹Geschenk Gottes› bedeutet.»
Seine Reise führte den Bischof auch in eine methodistische Roma-Gemeinde im Dorf 🔗Serednje und zu Methodist:innen nach 🔗Kamjanka. «Wir feierten Gottesdienst und Abendmahl in einer überfüllten Kirche in Kamjanka, nachdem die Matratzen der dort untergebrachten Flüchtlinge in einem anderen Raum gestapelt worden waren.»
Sorge und Zuversicht
«Die Berichte über zivile Opfer, Zerstörung und Gewalt sowie die ständigen Informationen über die Zahl der gefallenen und verwundeten Soldaten machen die Menschen tief betroffen», schreibt Bischof Alsted. Viele Flüchtlinge hätten traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Sie machten sich Sorgen um Angehörige, die sich noch in den Kriegsgebieten aufhalten, und um Angehörige, die in der Armee sind. «Dennoch hörte ich viele über den Sieg und die Vertreibung des Feindes sprechen, und ich hörte viele über den Wiederaufbau des Landes reden.»
Das Möglichste tun
Es werde Jahre dauern, bis diese Monate der sinnlosen Gewalt, der Zerstörung, des Todes und des Hasses verheilt seien, meint Bischof Alsted. «Jetzt müssen wir für den Frieden beten, für den Schutz der vielen unschuldigen Opfer dieses schrecklichen Krieges und für die Kraft derer, die ihr Möglichstes tun, um zu trösten und zu helfen.»
Bischof ist dankbar
«Ich bin dankbar für die Methodistinnen und Methodisten in der Ukraine, für ihre Liebe, ihre Hingabe und ihr dienendes Herz» schliesst der Bischof seinen Bericht. «Ich bin voller Demut angesichts ihres Mutes und ihrer unermüdlichen Bemühungen, den Bedürftigen Schutz und Hilfe zu bieten.» Die ukrainischen Methodist:innen seien der Berufung Christi unter extrem schwierigen Umständen wirklich treu. «Ich freue mich darauf, bald wieder zu kommen.»
S.F. / Christian Alsted
Beitragsbild: Bischof Christian Alsted betet mit Olena und ihrem Sohn Bogdan. Die Familie floh aus Charkiw im Nordosten der Ukraine. Bogdan wurde nach ihrer Ankunft in Uschhorod geboren. Sein Name bedeutet ‹Geschenk Gottes›. (Foto: Mike DuBose, UMNS)
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Bilder und Berichte
Bericht von Bischof Alsted (engl.)
Den Anfang der Reise machte Bischof Alsted zusammen mit Mitarbeiter:innen methidtischer Hilfsorganisationen aus den USA und Europa. Begleitet wurden sie unter anderem von dem Fotografen Mike DuBose, der für UM-News, das Nachrichtenportal der weltweiten Methodistenkirche arbeitet. Die Reise der amerikanischen und europäischen Vertreter:innen führte dann auch noch in Länder nahe der Ukraine. Bilder und einige Berichte sind in einer (englischsprachigen) Präsentation zusammengestellt.