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Bild: Hauspflege in Nord_Mazedonien

In Nord-Maze­do­nien trotzt Nächs­ten­liebe den Wel­len der Ge­gen­wart

17. August 2022

In der süd­ost­maze­do­ni­schen Stadt Stru­mica gibt es zwar weit und breit kein Meer. Trotz­dem ist das Miss-Stone-Zen­trum, eine sozial­dia­konische Ein­richtung mit enger Ver­bin­dung zur Metho­disten­kirche, mit gros­sen Wel­len kon­fron­tiert.

Wie in vielen anderen Gegenden Europas, so leiden auch die Menschen in Nord-Mazedonien in diesen Sommermonaten unter einer Hitzewelle. Abkühlung und Regen sind selten – ausser gelegentlichen Gewittern mit Starkregen, die immer wieder zu Überschwemmungen führen. Dies ist aber nichts Neues. «Daran sind wir gewöhnt», schreibt Christina Cekov in einem Newsletter des 🔗Miss-Stone-Zentrum.

Bis zu 250% Preiserhöhung

Ungewöhnlich ist aber die Teuerungswelle, die in den letzten Wochen und Monaten über die Menschen in diesem ohnehin mit grossen Herausforderungen konfrontierten Land hereingebrochen ist. Diese Teuerungswelle ist kein regionales Problem. Sie trifft freilich gerade die Menschen äusserst heftig, mit denen die Mitarbeiter:innen des Miss-Stone-Zentrums täglich in Kontakt sind. Wer schon vorher nahe an oder sogar unter der Armutsgrenze lebte und nun im Blick auf Grundnahrungsmittel und Energie mit starken Preiserhöhungen bis zu 250% konfrontiert ist, dem stellen sich existenzielle Fragen.

Noch mehr Mahlzeiten verteilen

Als unmittelbare Folge der Tatsache, dass immer mehr Menschen Hilfe benötigen, wurde die Zahl der täglichen Essensempfänger:innen im Rahmen des Projekts «Essen auf Rädern» von 170 auf 180 erhöht. Die Kapazität der Küche im Miss-Stone-Zentrum war schon vorher überschritten. Das Team musste täglich omprovisieren, um die zusätzlichen Mahlzeiten kochen zu können. Trotz allem werden nun täglich noch 50 weitere Mahlzeiten für arme und bedürftige Menschen in Radovis gekocht. Die Not ist zu gross, als dass dieser Dienst eingestellt werden könnte.

Miss-Stone-Zentrum vor grossen Herausforderungen

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(Vermerk: «Dia­konie­zen­trum ‹Miss Stone›»)

Doch auch das Miss-Stone-Zentrum selber kämpft gegen die Wellen an: Die massiven Preiserhöhungen waren weder budgetiert noch können sie an die Empfänger:innen der Mahlzeiten oder der anderen Dienstleistungen weitergegeben werden. Zudem kommt es vor allem im Projekt der Hauskrankenpflege immer wieder zu Personal-Abgängen. Grösste Anstrengungen sind notwendig, um geeignetes Pflegepersonal einstellen und ein voll einsatzfähiges Team aufbauen zu können. Gut ausgebildetes Pflegepersonal wird eben auch in Westeuropa benötigt – und immer wieder gezielt abgeworben. Und weil dort deutlich höhere Gehälter bezahlt werden, haben die Menschen in Nord-Mazedonien allzu oft das Nachsehen.

Immerhin, so schreibt Christina Cekov, ist das Miss-Stone-Zentrum seit Beginn der Pandemie vor Corona-Erkrankungen verschont geblieben. Dies hat auch damit zu tun, dass die Mitarbeiter:innen im Kontakt mit den bedürftigen und kranken Menschen eine grosse Vorsicht walten lassen und sich und andere verantwortungsbewusst schützen.

Sommerschule für Roma-Kinder

Ein weiterer Zweig der diakonischen Arbeit des Miss-Stone-Zentrums sind die Sommerschule für Roma-Kinder und die Beratungsstelle für Roma-Mädchen im rund 250 km entfernten Ohrid. In der Sommerschule werden Kinder ab fünf Jahren, die aus Kostengründen keine Möglichkeit haben, den Kindergarten oder die Vorschule zu besuchen, während der langen Sommerferien auf die Regelschule vorbereitet oder im Blick auf diese gefördert. Zudem können sich Kinder ab neun Jahren dank der Zusammenarbeit mit dem Pfadfinder-Club in Ohrid zu Pfadfindern ausbilden lassen. Vor allem das Unterwegssein in der Natur mit Spielen und praktischem Unterricht begeistert die Roma-Kinder.

Ferienjobs vermittelt

Für die älteren Mädchen der Beratungsstelle in Ohrid haben die Verantwortlichen gute Arbeitsstellen in Hotels gesucht. Sie können dort während der Sommerferien als Zimmermädchen oder Kellnerinnen ein wenig Geld verdienen, ohne Gefahr zu laufen, ausgenutzt zu werden. Die jüngeren Mädchen zwischen 11 und 15 Jahren haben die Möglichkeit, Bastelarbeiten über eine nationale Plattform von Unternehmerinnen zu verkaufen.

Ausbildung ermöglichen

Weit wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass diese Unternehmerinnen einigen der Roma-Mädchen einen Ausbildungsplatz als Kosmetikerinnen in Aussicht gestellt und zudem versprochen haben, in der Beratungsstelle kostenlose Vorträge zu wichtigen Themen für die Mädchen und jungen Frauen zu halten.

Allen Wellen zum Trotz: Die Verantwortlichen der verschiedenen Arbeitszweige des Miss-Stone-Zentrums setzen mit grossem Einsatz Zeichen bedingungsloser Nächstenliebe und eröffnen dadurch Perspektiven der Hoffnung in stürmischen Zeiten.

Urs Schweizer, Zürich / Quelle: Christina Cekov, Strumica
Beitragsbild: zVg

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