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Bild: Ivan Abrahams, Harald Rückert

«Wir sind Botschafter der Versöhnung»

6. September 2022

Methodistische Gäste aus aller Welt besuchten am vergangenen Sonntag die Karlsruher methodistische Kirchgemeinde. Die Mitte der Versammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) dient traditionell den Begegnungen.

Das in der Mitte einer 🔗Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) liegende Wochenende ist bewusst für Exkursionen und Gemeindebegegnungen vorgesehen. Damit wird den aus der ganzen Welt anreisenden Teilnehmer:innen und Mitwirkenden die Möglichkeit gegeben, das jeweilige kirchliche Leben der gastgebenden Stadt und des gatgebenden Landes kennenzulernen.

Für die Kirchgemeinde der methodistischen Erlöserkirche in Karlsruhe stand der 4. September ganz im Zeichen internationaler methodistischer Begegnungen. Sowohl der morgendliche Abendmahlsgottesdienst als auch der abendliche Empfang brachte Methodist:innen aus vier Kontinenten mit deutschen Gottesdienstbesucher:innen und extra für diesen Tag angereisten Gästen aus anderen methodistischen Kirchgemeinden zusammen.

Es geht um die Welt, nicht um die eigene Befindlichkeit

In Verbindung zum Thema der ökumenischen Versammlung («Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt») stellte Ivan Abrahams die «Versöhnung» in den Mittelpunkt seiner Predigt. Der Generalsekretär des 🔗Weltrats methodistischer Kirchen und Bischof der 🔗methodistischen Kirche im südlichen Afrika ermutigte die Gottesdienstbesucher:innen dazu, jede Anstrengung zu unternehmen, um Beziehungen zu heilen, indem sie Vergebung und Verzeihung anböten. Das sei ein biblischer Auftrag, stellte Abrahams klar!

Der südafrikanische Theologe verwies dabei auch auf Karl Barth, der in seinem umfangreichen theologischen Werk, dem Thema Versöhnung eine zentrale Bedeutung beigemessen hatte. Versöhnung, so Barth, sei nichts Verhandelbares, sondern stehe als Auftrag an erster Stelle. «Wir sind Botschafter der Versöhnung», fasste Abrahams diesen Auftrag in einem Satz zusammen. Dabei gehe es um mehr als nur um eine persönliche Wohlbefindlichkeit. Ziel der Versöhnung sei, die Gesellschaft und die Welt zu erneuern und zu verwandeln.

Auch bei Hoffnungslosigkeit noch ein Lied anstimmen können

Jedoch dürften Christ:innen nicht passiv auf bessere Zeiten warten. Vielmehr müssten sie sich an dem fast humorvoll klingenden Satz orientieren, den die US-amerikanische Schriftstellerin und Aktivistin June Jordaan (1936-2002) formulierte: «Wir selbst sind diejenigen, auf die wir gewartet haben.» Abrahams betonte das noch einmal ausdrücklich: «Wir sind es, die Veränderung herbeiführen.»,

Diese Haltung habe Methodist:innen immer ausgezeichnet, so Abrahams. Sie hätten einen unzähmbaren Geist und würden auch angesichts aussichtsloser Situationen jederzeit noch ein Lied anstimmen können. «Die Zukunft gehört uns; lasst uns ihr bereitwillig dienen!», forderte der Generalsekretär der methodistischen Weltgemeinschaft seine methodistischen Geschwister aus aller Welt auf.

Zwei Erzfeinde als Beispiel für gelebte Versöhnung

Beim abendlichen Empfang, zu dem sich noch einmal viele der internationalen methodistischen Gäste in der Erlöserkirche einfanden, nahm Harald Rückert den Gedanken aus der vormittäglichen Predigt auf. Der für Deutschland zuständige methodistische Bischof verband sein Grusswort und einen kleinen Bericht über die Situation kirchlicher und methodistischer Arbeit in Deutschland mit der besonderen geografischen Lage der Stadt Karlsruhe. Über die Nähe zu Frankreich, das unweit von Karlsruhe jenseits des Rheins liege, machten sich heute die Menschen kaum mehr Gedanken. Dass sich Deutsche und Franzosen einmal als Feinde gegenüberstanden, sogar als «Erzfeinde», sei fast nicht mehr wahrzunehmen.

Dass in dieser ursprünglich verfeindeten Beziehung zweier Völker nach dem zweiten Weltkrieg Versöhnung geschehen sei, gleiche einem Wunder. Diese geschehene Veränderung könne als eindrückliches Beispiel dafür dienen, was Versöhnung bewirken könne. Rückert verband das ausdrücklich mit der Situation, in der sich die weltweite methodistische Kirche befindet. Die Diskussion über sexualethische Fragen zerreisse die Kirche geradezu. Manche könnten sich gar nicht vorstellen, dass noch ein versöhnliches Miteinander möglich sein könnte. Das Beispiel der Region Karlsruhe, in der einmal zwei zutiefst verfeindete Nationen einander gegenüberstanden, könne Mut machen, so Rückert. Heute gebe es nicht einmal mehr eine sichtbare Grenze zwischen den ehemaligen verfeindeten Ländern. Das Beispiel unterstreiche die biblische Wahrheit: «Versöhnung ist möglich!»

Mit diesen inhaltlichen Impulsen begegneten sich die methodistischen Gäste am Vormittag und Nachmittag und knüpften neue oder vertieften bestehende Kontakte. Die Vollversammlung der Ökumene als Impulsgeber für die «weltweite methodistische Ökumene».

Klaus Ulrich Ruof, emk.de
Beitragsbild: Zwei Bischöfe, ein Thema: Über Versöhnung sprachen Ivan Abrahams (links), Generalsekretär des Weltrats methodistischer Kirchen, und Harald Rückert, für Deutschland zuständiger Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche.(Bilder: Klaus Ulrich Ruof, emk.de

Angebote der Methodistenkirche in Deutschland rund um die Vollversammlung

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Mit Sarah Bach die Vollversammlung erleben

Sarah Bach, methodistische Pfarrerin aus der Schweiz, nimmt als Delegierte an der Vollversammlung in Karlsruhe teil. Impressionen von und Gedanken zur dem, was sie an der Vollversammlung erlebt, teilt sie auf ihrem 🔗Instagram-Account.

Ein Video mit grundsätzlichen Gedanken zur Ökumene und mit Beispielen aus der Vollversammlung hat sie am 4. September auf den 🔗YouTube-Kanal der Methodistenkirche in Schwarzenburg laden.

Auf ihrem 🔗Blog hat sie bereits einen Beitrag zur Vollversammlung vorab veröffentlicht. Während oder nach der Tagung werden dort weitere Beiträge erscheinen.

In einem kurzen Video der 🔗EKS auf twitter sagt Sarah Bach, was sie aus der Versammlung mitnimmt.

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