
Partnerschaft auf Augenhöhe
14. Oktober 2022
Anfang Oktober war eine kleine Gruppe von Methodist:innen aus Thun in Kisač in Serbien. Der Besuch war Teil einer Partnerschaft zwischen der Methodistenkirche in Serbien und der methodistischen Kirchgemeinde in Thun.
«Ich finde es super, wenn man auf der Welt Leute kennenlernen kann, die ebenfalls an Jesus Christus glauben», sagt Reto Guntelach. Der Methodist gehört in Thun zu einer Arbeitsgruppe der Kirchgemeinde, die für die Gemeindepartnerschaft mit der Methodistenkirche in Serbien verantwortlich ist.
Teil einer weltweiten Kirche
«Andere Länder zu besuchen und dort einen kulturellen Einblick zu erhalten, den man als Tourist nicht bekommt, finde ich mega spannend», sagt er von sich selbst. Als weltweite Kirche biete die Methodistenkirche dafür sehr gute Voraussetzungen. «Wir können dort in einen Gottesdienst gehen – und gehören dazu. Das gibt einen anderen Einblick. Man kann mehr mitnehmen und kommt mit den Leuten ins Gespräch darüber, was ihnen wichtig ist.»
Reise mit zahlreichen Begegnungen
Vom 30. September bis zum 3. Oktober war Reto Guntelach mit vier anderen Methodist:innen aus Thun, die ebenfalls zur Arbeitsgruppe gehören, und mit seiner Frau in Kisač in Serbien. Während des Aufenthalts hat die Gruppe die methodistischen Pfarrer:innen in Serbien an einer Tagung und verschiedene methodistische Gemeinden in der Umgebung besucht. Da einige Personen in Serbien gut deutsch sprechen, waren Austausch und Übersetzung ohne grosse Schwierigkeiten möglich.
Regelmässige Auswertung
Ausserdem sass die Arbeitsgruppe an einem Nachmittag mit Leuten der Arbeitsgruppe in Kisač zusammen. Solche gemeinsamen Sitzungen, in denen alle drei Jahre evaluiert wird, wie beide Seiten die Partnerschaft erleben, habe man von Anfang an miteinander vereinbart, berichtet Reto Guntelach. «Dann fragen wir: Was gefällt uns noch an der Partnerschaft? Was gefällt uns nicht mehr? Wollen wir sie weiterführen?»
Nach Serbien reisen?
Neben dem Rückblick, der dieses Jahr die ganzen fast acht Jahre umfasste, seit die Partnerschaft besteht, schaute die Gruppe nach vorn, stellte Überlegungen dazu an, wo im kommenden Jahr Treffen oder gemeinsame Aktivitäten möglich sein könnten. «Wir haben uns erste Gedanken gemacht und nehmen die nun wieder in die jeweilige Arbeitsgruppe mit, damit wir das weiter ausarbeiten können», sagt Reto Guntelach. Für Thun etwa sei für Ende Jahr geplant, Leute einzuladen, die vielleicht Interesse haben, einmal nach Serbien zu fahren. «Mit denen schauen wir: Was ist möglich? Was kann man dort machen? Woran sind sie interessiert?»
Facetten einer Partnerschaft
Die Partnerschaft kennt auch andere Formen. «Wir hatten schon Live-Schaltungen von Gottesdiensten, bei denen wir einander gesehen und miteinander ausgetauscht haben», erzählt Reto Guntelach. Während des Lockdowns hatten die Thuner Methodist:innen jeden Tag einen kurzen geistlichen Input erhalten. Einige dieser Andachtszettel hatten Leute aus Serbien geschrieben. Immer wieder gab es Besuche – von Leuten aus der Schweiz in Serbien und umgekehrt. Manches Mal, um Land und Leute ein wenig kennenzulernen. Andere Male, 🔗um bei Gemeindeprojekten mit anzupacken. «Ausserdem haben wir jeweils im November einen Marktstand in der Stadt. Der Erlös fliesst als finanzielle Unterstützung an unsere Geschwister in Serbien.»
Begegnungen auf Augenhöhe
Doch bei den Gesprächen in Serbien seien sich beide Seiten einig gewesen: Die Partnerschaft lebe vor allem dann, wenn man Beziehungen lebt. «Beziehungen leben nicht nur per E-Mail. Es braucht die reellen Beziehungen: einander treffen, Besuche machen – sowohl in Serbien, als auch in der Schweiz.» Beide Seiten haben diese Partnerschaft ganz bewusst gewählt und leben sie auch so. «Wir wollten eine Partnerschaft auf Augenhöhe», betont Reto Guntelach. «Einander helfen, voneinander lernen, miteinander feiern» sei darum das Leitmotiv, unter dem sie diese Partnerschaft leben.
Einander helfen
Klar, die finanzielle Unterstützung fliesse von der Schweiz nach Serbien, sagt er. Doch einander helfen könne man sich auch auf andere Weise. Nicht nur die tatkräftige Unterstützung, die die Thuner Methodist:innen bei einem Bauprojekt aus Serbien erhalten hatten, ist ein Beispiel dafür.
Erfahrungen teilen
«Voneinander lernen» bringe sehr schön zum Ausdruck, dass beide Seiten auf Augenhöhe miteinander unterwegs sein wollen. «Es ist nicht so, dass die einen die Weisheit mit Löffeln gefressen haben – und die anderen nichts wissen», bringt Reto Guntelach das auf den Punkt. «Wir alle verfügen über Erfahrungen und Wissen – und können voneinander profitieren.»
Gemeinsam feiern
Besonders wichtig ist für ihn, auch miteinander zu feiern. Bei ihrem Besuch Anfang Oktober zum Beispiel beim gemeinsamen Gottesdienst. Brigitte Moser, Pfarrerin in Thun, hatte die Predigt gehalten. Ana Palik-Kuncak Pfarrerin in Kisač übersetzte. «Der Chor hat ein Lied gesungen. Und wir haben gemeinsam mit den Anderen Lieder gesungen. Auf Slowakisch. So gut wir eben Slowakisch konnten – und die Töne getroffen haben…», sagt Reto Guntelach und lacht. – Gerade so könne die Partnerschaft wachsen, ist er überzeugt: «Wenn wir zusammen unterwegs sind und miteinander Gottesdienst feiern.»
Beeindruckende Herzlichkeit
Was ihn und seine Reisegefährt:innen beeindruckt habe, sei die Gastfreundlichkeit und die Herzlichkeit, mit der sie empfangen wurden. «Da waren Leute dabei, die sich noch nie gesehen haben. Dennoch war das von Anfang an eine herzliche Begegnung!» Das beeindrucke ihn immer wieder schwer, sagt er. «Da kann ich mir schon noch eine Scheibe abschneiden!»
Tiefe Freundschaften
Besonders wertvoll sind für ihn darüber hinaus Freundschaften und Begegnungen mit Leuten, die er nun bereits länger kennt. «Da kann man vertieft unterwegs sein. Wir kennen uns schon etwas besser und reden miteinander auch über schwierigere Themen – und versuchen, einander dabei ein wenig besser zu verstehen.»
Auch nach diesem Besuch ist sein Fazit darum klar: «Das sind reichhaltige Begegnungen mit den Leuten – von denen die, die dabei sind, wirklich sehr profitieren.»