
Ausdauernde Nothilfe für die Ukraine
19. Dezember 2022
Kurz nach Beginn des russischen Angriffkrieges gegen die Ukraine wurde in Salez der Verein Humanitäre Nothilfe Ukraine gegründet. Güter des täglichen Bedarfs und medizinisches Material finden so ihren Weg in die Ukraine. In der Methodistenkirche in Sevelen ist ausserdem ein Tageszentrum für Flüchtlinge aus der Ukraine entstanden.
Am 27. Februar 2022, drei Tage nach dem Beginn des Kriegs Russlands gegen die Ukraine, sprach der Deutsche Bundeskanzler im deutschen Bundestag von einer «Zeitenwende». An demselben 27. Februar verfasste Kantonsrat und Methodist Hans Oppliger einen Hilfeaufruf, der am Montag, 28. Februar in der lokalen Presse veröffentlicht wurde. Damit rief er eine gross angelegte Hilfsaktion ins Leben. Bald klingelte das Telefon ununterbrochen. Eine ereignisreiche Woche begann.
Erster Transport Anfang März
Noch am Montag wurde der 🔗Verein Humanitäre Nothilfe Ukraine gegründet und ein Bankkonto eingerichtet. Am Dienstag erschien in der Presse ein zweiter Aufruf mit der Bitte um Geldspenden auf das neueröffnete Bankkonto. Erste Geflüchtete standen vor der Tür und baten um Hilfe. Aus der Rheintaler Bevölkerung kamen zahlreiche Angebote für praktische Hilfestellungen. Am 3. März fuhr bereits ein erster Kleintransporter mit Hilfsgütern Richtung Westukraine.
Grosse Hilfsbereitschaft
Die Spenden- und Hilfsbereitschaft war überwältigend gross. So stapelten sich auch die Hilfsgüter. Kurzerhand wurde eine Lagerhalle angemietet. Dort wurde die Hilfe koordiniert und das Material sortiert. Mittendrin Hans Oppliger, der kaum mehr zum Schlafen kam. Von Beruf Agronom, vom Erfahrungshorizont mit internationalen Projekten vertraut, setzte er sein grosses Beziehungsnetz ein.
Bestehende Beziehungen nutzen
In einem Bildungszentrum im St. Galler Rheintal hatte er während 25 Jahren junge Agronomen ausgebildet – auch aus der Ukraine. Auf diese Weise gab es bereits ein Verständnis für die Lebensbedingungen in der Ukraine. Auch die lokalen Partner in diesem grossen europäischen Land wussten, wie sich die Schweizer organisieren. Dank diesem gegenseitigen Kennen konnten die Hilfeleistungen nicht nur rasch, sondern auch sehr zielgerichtet aufgebaut werden.
Hilfe in der Schweiz
Die Direkthilfe vor Ort ist bis heute das Markenzeichen des Vereins. Doch auch die Geflüchteten in der Schweiz brauchten Unterstützung. Der Verein hat sie mit dem Nötigsten versorgt. Da tauchten neue Fragen auf: Wie kann man sich registrieren? Wie ist das mit dem Schutzstatus S? Weil ohne Sprache wenig geht, hat der Verein als einer der ersten Anbieter spezifische Deutschkurse für die ukrainischen Geflüchteten organisiert.
Deutschkurs in der Methodistenkirche in Sevelen (Foto: zVg)
Kursangebot ausgebaut
Unterdessen konnten bereits sechs Kurse abgeschlossen werden. An zwanzig Kursnachmittagen erwerben die Absolvent:innen an diesen Kursen Grundkenntnisse der deutschen Sprache. In einem weiterführenden Kurs «Deutsch im Dialog» können Alltagssituationen sprachlich gefasst werden. Seit Dezember läuft einmal in der Woche noch der Kurs «Kunterbunt». Hier wird gemalt, werden Kerzen gezogen oder stimmungsvolle ukrainische Lieder gesungen.
Bedarf abklären
Was braucht es jetzt eigentlich in der Ukraine? Um es einfach zu sagen: Alles. Der Verein Humanitäre Nothilfe fragt jeweils vor Ort, was derzeit am dringendsten gefragt ist. Bevor eine Lieferung von Hilfsgütern erfolgt, wird bis in die technischen Details hinein abgeklärt, was tatsächlich passen könnte.
Bereits im Sommer wurden benzingetriebene Generatoren geliefert. Unterdessen wurden etwa 40 Aggregate in die Ukraine gebracht. Diese helfen jetzt, Strom für das Handy – oft das einzige Kommunikationsmittel – oder für Wasserpumpen zu liefern.
Neue Spendenquellen
Nach wie vor wird die ganze Arbeit des Vereins durch Spenden getragen. Die erste Welle der grossen spontanen Spendenbereitschaft ist freilich vorüber. Der Verein fragt darum jetzt vermehrt Institutionen an, die über die entsprechenden Mittel verfügen und gezielt die Arbeit des Vereins unterstützen.
Medizinische Hilfe
Ein befreundeter Arzt klärt ab, wie die medizinische Hilfe aussehen sollte. Über Freunde in Rumänien werden Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs eingekauft. Diese werden in der Ukraine an Orten verteilt, wo die staatlichen Strukturen nicht ausreichen. Diese Winterhilfe wird derzeit stark ausgebaut. Die rumänischen Partner haben dazu geeignete Fahrzeuge erhalten. Dieses Projekt wird seit dem Oktober auch von 🔗Connexio develop – dem Hilfswerk der Methodistenkirche in der Schweiz – gefördert.
Gemeinsam feiern mit Freunden
Bald ist Weihnachten. Im Tageszentrum in Sevelen wurde am 1. Dezember ein erster Gottesdienst in ukrainischer Sprache gefeiert. Der Schulbetrieb läuft über die ganzen Festtage weiter. Vorstand, Helfer:innen und die ukrainischen Besucher:innen des Tageszentrum – rund 50 Personen – werden gemeinsam ein Weihnachtessen geniessen. Aus Helfer:innen und Geflüchteten sind längst Freunde geworden.