Junge Geflüchtete in Athen unterstützen
16. Januar 2023
Weihnachten und Silvester sind in der Schweiz meist Tage voller Licht, Glitzer und feinem Essen. Doch wie sieht es für Menschen aus, die auf der Flucht oder obdachlos sind? Für das Projekt «Grace in Greece» reiste Danka Bogdanovic, Mitarbeiterin von Connexio hope, zusammen mit Anna Shammas, die für das Projekt verantwortlich ist, und Dave Ryser über Weihnachten und Silvester 2022 nach Athen. Ein Reisebericht.
Es riecht anders, die Sprache ist fremd und dann noch so ein Gewusel! Wenn es für uns schon verwirrend ist, wie muss es für jemanden sein, der an einen fremden Ort strandet und nicht weiss, ob dies die neue Heimat wird oder ob es weitergehen muss?
Allein unterwegs
Besonders belastend ist solch eine Lage für unbegleitete Minderjährige. Die Kinder sind oft jahrelang allein unterwegs, erleben Situationen, in die Kinder nicht geraten sollten, und sind viel gefährdeter. Es ist nicht nur das Trauma der Trennung von Familie und Heimat, sie sind auch Übergriffen aller Art ausgesetzt.
Neues Daheim
Eine der Organisationen, die vor Ort Unglaubliches leisten, ist Faros. Das ist eine christliche Non-Profit-Organisation, die unbegleiteten Minderjährigen auf der Flucht humanitäre Hilfe und individuelle Unterstützung bietet. Sie haben Notunterkünfte, ein Drop-in-Center für schnelle Hilfe und Streetworker:innen, die täglich unterwegs sind.
Schutz und Vertrauen
Wir hatten die Ehre, eine der Übergangsunterkünfte besuchen zu dürfen. Ein altes Haus mit engen Treppenhäusern mitten in Athen. Drinnen Jungs zwischen 12 und 18. Wüsste man es nicht besser, würde man denken, es handelt sich um ein Jugendzentrum. Da wird online Fussball gespielt, gelacht und rumgehangen – «normale» Jungs?
Dass dies so wirkt, ist den Betreuungspersonen zu verdanken. Wir spürten stark die emotionale Verbindung zwischen den Betreuer:innen und den Kindern. Es ist eine enorme Leistung, Kinder nach solchen «Reisen» wie Kinder wirken zu lassen.
Ali, der Koch, trägt sicher dazu bei. In einer winzigen Küche zaubert er täglich für mehr als 20 Personen Essen. Es dampft und es ist warm, aber er steht lächelnd da und schöpft gutgelaunt aus. Und wir durften mitessen. Superlecker!
Zimmer mit Aussicht
Die Kinder teilen sich Zimmer. Wichtig ist jedoch, dass es warm und sicher ist. Und dass die Jungs unter Freunden sind. Sie zeigen ihre Zuneigung offen, indem sie sich umarmen und über die Wangen streichen. Vielleicht mindert das auch den Frust, wenn du aus dem Fenster siehst und auf ein Luxushotel schaust…
Und wo passen wir da rein?
Für diese Reise war uns wichtig, Organisationen vor Ort kennenzulernen, die wir unterstützen können. Die Idee hinter «Grace in Greece» ist, Menschen aus der Schweiz zu ermöglichen, für ein bis zwei Wochen in eine andere Kultur einzutauchen, Menschen zu begegnen, die geflüchtet oder obdachlos sind. Sie dürfen die Organisation vor Ort entlasten und im Sinne Jesu dienen.
Was gibt’s zu tun?
Wir haben für die Kinder gekocht, aber auch für die Gemeinde Exarcheia Unterkünfte parat gemacht, indem wir geputzt und Möbel zusammengebaut haben. Wir waren an Silvester und Neujahr mit heissem Tee und Sandwiches auf der Strasse, haben in der Gemeine Glyfada Kleider sortiert und in dieser Woche einigen Personen eine Verschnaufpause gegönnt. Zudem haben wir Nahrungsmittel eingekauft, denn diese sind in Griechenland überproportional teuer.
Zukunftsblick
Connexio hope und die methodistische Kirche in der Schweiz haben mit «Grace in Greece» ein Projekt gestartet, das hoffentlich weiter Früchte trägt. Wer anderen Menschen begegnen möchte, einen Vorplatz kindertauglich machen will und sich auf Neues einlassen kann, ist herzlich willkommen!
Danka Bogdanovic, Connexio hope und Connexio develop
Foto: Anna Shammas (Gesichter aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes verpixelt)
Abonnieren Sie hier unseren Newsletter