Ein Bischof für Menschen aus 36 Kulturen
19. Januar 2023
Mitte Dezember 2022 wurde Medardo Vedia Gutierrez als neuer Bischof der Methodistenkirche in Bolivien gewählt. Warum er ein Bischof für alle sein möchte, wofür er sich einsetzen will und wo für ihn die Erneuerung der Kirche beginnt.
Vom 15. bis 17. Dezember 2022 fand die Synode der Methodistenkirche in Bolivien statt. 718 Stimmberechtige wählten eine neue Kirchenleitung und den Pfarrer Medardo Vedia Gutierrez als neuen Bischof. Dieser hat sich Zeit genommen, um Monika Brenner einige Fragen zu seiner Person und seinen Schwerpunkten zu beantworten. Sie koordiniert zusammen mit ihrem Mann in Bolivien die Arbeit von 🔗Connexio hope und Connexio develop, den Organisationen für Entwicklungszusammenarbeit und kirchliche Zusammenarbeit der Methodistenkirche.
Theologe und Buchhalter
Medardo Vedia Gutierrez ist verheiratet mit Eva, die beiden haben einen Sohn und eine Tochter im Jugendalter. Seine Eltern waren Bauern. Er hat Theologie studiert und als Pfarrer ein Abendstudium in Buchhaltung absolviert. Schon vor seiner Wahl war Medardo Vedia Teil der Kirchenleitung und war Verantwortlicher für die Finanzen. Er kommt aus dem Distrikt Oriente, der im Tiefland liegt, und spricht Spanisch und Quechua. Seine Frau kommt aus La Paz und spricht neben Spanisch auch Aymara.
Zu einer Minderheit gehörend
Medardo Vedia ist der erste Bischof, der nicht vom Hochland kommt. Die überwiegende Mehrheit der Methodist:innen gehört zum Volk der Aymara. Die Wiege des bolivianischen Methodismus ist am Titicacasee, der auf der Altiplano-Hochebene liegt.
Gefragt nach den Schwerpunkten für seine Amtszeit für die nächsten vier Jahre nennt er als erstes die Grundhaltung für seine Arbeit: «Vor Gott sind wir alle gleich.» So wolle er mit allen arbeiten, ob sie Aymara, Quechua, Guaranís, Chimanes oder Angehörige einer andern der 36 Kulturen Boliviens seien.
Gleichwertige Kulturen
Da die meisten Mitglieder der Kirche Aymara seien, würden oft ihre Anliegen im Vordergrund stehen und ihre Sprache gesprochen. Im jetzigen Wahlsystem der Kirche stellen sie auch mehr Delegierte und haben mehr Einfluss auf Entscheidungen als Angehörige anderer Kulturen. Dieses Ungleichgewicht wurde an der Synode engagiert diskutiert und soll verringert werden. Bischof Medardo betont: «Mir ist es wichtig zu sagen und zu zeigen, dass alle Kulturen gleichwertig sind, weil wir als Menschen vor Gott auch gleichwertig sind.»
Kirche erneuern
Der Bischof möchte die Kirche restaurieren, erneuern und aufbauen und wünscht sich, dass sie wachsen könne. Es gäbe zum Beispiel an der Grenze zu Brasilien Orte, wo die Chimanes leben, die noch nicht von der evangelischen Kirche erreicht worden seien. «Warum nicht gerade da mit dem Wort Gottes präsent sein? Das möchte ich fördern. Ich fände es schön, zwei weitere Kulturen Boliviens zu erreichen, diese kennenzulernen und mit ihnen zusammen am Reich Gottes zu arbeiten.» Er möchte auch die Lokalpfarrer:innen, die an vielen Orten die Verantwortung für die Gemeinden haben, besser ausbilden und stärken.
Herausfordernde Finanzfragen
Und Medardo Vedia will an einer Erneuerung im Umgang mit den Finanzen arbeiten. Denn die Kirche wird grösstenteils von den Einnahmen der methodistischen Schulen finanziert. In der Zeit der Pandemie, als eineinhalb Jahre nur virtueller Unterricht stattfand, gingen diese Einnahmen drastisch zurück. «Mir ist es wichtig, dass die Kirche unabhängig von den Schulen sein kann», meint der neue Bischof. Auch darum sei der Wunsch da, dass die Kirche an Mitgliedern zunimmt und somit die Einnahmen durch Kollekten möglichst steigen.
Veränderte Herzen
Bischof Medardo Vedia möchte die Zusammenarbeit von methodistischen Gesundheitszentren mit den Dörfern verbessern und die Zusammenarbeit mit der Regierung suchen und fördern, wo immer es möglich ist. Denn die Methodistenkirche sehe sich als Teil des Staates und wolle mithelfen, die Situation im Land zu verbessern. Medardo Vedia ist froh um Gebete für sich und alle, die lokal oder national Verantwortung tragen: «Mögen sich die Herzen der leitenden Personen verändern, damit wir die Methodistenkirche in Bolivien erneuern können.»
Monika Brenner/ Nicole Gutknecht
Foto: Monika Brenner
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Die Methodistenkirche in Bolivien wurde 1906 gegründet und ist sowohl evangelistisch wie sozialdiakonisch tätig. Der Bischof wird alle vier Jahre und die Kirchenleitung alle zwei Jahre neu gewählt.
Kirchliche Projekte: Ausbildung von Laien, Jugendarbeit, Pfarrerweiterbildung
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Entwicklungsprojekte: Ausbildung von Frauen, ländliche Entwicklung
Senden an Connexio develop, Zürich, CH44 0900 0000 1574 7157 9 mit Vermerk «Bolivien»