In Syrien braucht es dringend Zelte und Medikamente
16. Februar 2023
Die Hoffnung, unter den Trümmern der durch die schweren Erdbeben zerstörten Gebäude in der Türkei und in Syrien noch Überlebende zu finden, ist gegen Null gesunken. In vielen Regionen in Syrien ist bislang noch nicht einmal internationale Hilfe angekommen.
Anna Shammas ist in Kontakt mit Personen in Aleppo. Die methodistische Pfarrerin wohnt in der Schweiz, kommt aber ursprünglich aus Syrien. Jetzt organisiert sie von hier aus zusammen mit 🔗Connexio develop, der Organisation für Entwicklungszusammenarbeit der Methodist:innen in der Schweiz, Hilfe für die Menschen in der Erdbebenregion.
Hilfe kommt nicht an
In Aleppo sei nach wie vor keine Hilfe von der UNO angekommen, berichten die Leute, mit denen Anna Shammas im Kontakt ist. Flugzeuge mit Hilfsgütern aus anderen arabischen Ländern landeten. Doch diese Hilfsgüter würden nicht bei den Betroffenen ankommen.
Hilfsgüter kaufen?
Es ist Anna Shammas gelungen, einen grösseren Betrag der von Connexio develop für die Erdbebenoper gesammelten Spenden nach Aleppo zu übermitteln. Der ist dringend nötig, um Hilfsgüter zu kaufen. Hilfsgüter kaufen? – «Ja», erklärt Anna, «zum Beispiel Büchsenfleisch aus Ägypten.» Eigentlich sei das Fleisch als Spende nach Syrien geliefert worden. Doch nun werde es dort auf dem Markt verkauft. «Das ist so unmenschlich», bricht es aus Anna heraus.
Keine Medikamente
Ein weiteres Problem sei, dass die Preise sich von Tag zu Tag ändern, berichtet eine Kontaktperson von Anna Shammas aus Aleppo. Lebensmittel könne man kaufen. Auch Decken. Diese Dinge seien zwar teuer, aber erhältlich. Anders sehe es bei Babynahrung aus. Die sei fast nicht zu bekommen. Und Medikamente seien gar nicht erhältlich.
Essenspakete verteilen
«Auf der anderen Seite gibt es viele Leute, die sich voller Hingabe engagieren», erzählt Anna weiter. Im Umfeld der presbyterianischen Kirche in Aleppo, zu der sie Kontakt hat, gebe es Frauen, die den ganzen Tag Essenspakete zubereiten. Eine andere Gruppe verteilt diese dann. «Rund 2000 Portionen verteilen sie pro Tag», sagt Anna. «Das muss alles gekauft, vorbereitet und dann verteilt werden.»
In der Schule und der Moschee
Ihre Kontaktperson und der Pfarrer der presbyterianische Kirche verteilen mit anderen Freiwilligen zusammen jeden Tag in zwei Unterkünften diese Essensportionen. Die eine ist in der zur Kirche gehörenden Schule. Die andere in einer Moschee.
Weil grosse Not herrscht, sind selbst solche Verteilaktionen komplex. «Der Pfarrer steht am Eingang und markiert die Hände mit einem kleinen Kreuz.» So soll erkennbar sein, wer schon etwas erhalten hat. «Sonst herrscht Chaos.»
Obdachlos
Doch viele Menschen haben nicht einmal eine Unterkunft. Zahlreiche Häuser sind zerstört. Noch mehr sind so stark beschädigt, dass sie ebenfalls einsturzgefährdet sind. Viele Menschen würden darum auf der Strasse leben, erzählt die Kontaktperson von Anna Shammas. Die Temperaturen in der Nacht lägen bei etwa -5 Grad Celsius. Es brauche dringend Zelte und Notunterkünfte.
Gelder überwiesen
Connexio develop konnte bis zum 15. Februar rund 36 000 Franken an Spendengeldern sammeln. Für die Nothilfe arbeitet das Hilfswerk mit Partnerorganisationen zusammen. «Am Montag haben wir einen Betrag von 20 000 Euro an ‹All We Can› zweckbestimmt für Nordsyrien überwiesen», sagt Ulrich Bachmann, Leiter von Connexio develop.
Rasch helfen
🔗«All We Can» ist die Hilfsorganisation der britischen Methodistenkirche. Diese arbeitet mit verschiedenen Organisationen zusammen, die bereits seit längerem in Nordsyrien aktiv sind und über die notwendigen Kontakte vor Ort verfügen, damit gezielte Hilfe möglich ist. Und das möglichst rasch.