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«Wir Christinnen und Christen in Kambodscha wollen gehört werden»

20. Februar 2023

Rund 20 000 Christ:innen haben am 27. Januar 2023 in Kambodscha 100 Jahre Ankunft des Christentums gefeiert. Socheata Chap erzählt, was diese Feier mit Predigten, Gebeten und Tänzen für sie als buddhistisch aufgewachsene Christin bedeutet. Und wie die christlichen Kirchen in der Politik präsenter sein wollen.

«Ich bin glücklich, dass ich noch Eintrittskarten für die Feier bekommen habe. Denn weil der Premierminister dabei war, mussten Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden», erzählt Socheata Chap. Sie koordiniert in Kambodscha die Arbeit von 🔗Connexio hope und 🔗Connexio develop, den Organisationen für kirchliche Zusammenarbeit und Entwicklungszusammenarbeit der Methodistenkirche.

Soziale Werke

Die 100-Jahr-Feier fand in Phnom Penh statt und war von Christ:innen aller Denominationen in Kambodscha organisiert worden. Auch die Teilnehmenden kamen aus verschiedensten Kirchen, Regionen und Ländern. An der Feier sei sichtbar geworden, dass Christ:innen in den letzten 100 Jahren dem Land viel gegeben hätten, berichtet Socheata Chap. Sie hätten sich sozial engagiert und humanitäre Hilfe geleistet. Beides tun sie bis heute.

Dankbarkeit

«Ich war bewegt, tausende von Menschen zu sehen, die teilweise weit gereist sind, um dabei zu sein», meint Socheata Chap. «Ich fühlte mich als Christin immer als eine Minderheit in der Gesellschaft, vor allem auch in meiner buddhistischen Familie.» Sie hätte oft die Erwartung gespürt, als gute Tochter und Kambodschanerin auch Buddhistin sein zu müssen. «Ich strengte mich sehr an, doch dann realisierte ich, dass es möglich ist, auch als Christin eine gute Tochter und eine gute Kambodschanerin zu sein.» Sie ist dankbar, an der Feier Gott zu loben, Schwierigkeiten zu teilen und mit andern zu beten.

Sich politisch einbringen

Es sei wichtig, dass das soziale Engagement der Kirchen wahrgenommen werde und dass Christ:innen wie bisher Liebe übten, findet Socheata Chap. «Doch wir wollen auch gehört werden!» Gerne würden Christ:innen in der Regierung einen oder zwei Sitze haben und damit in der Politik mitgestalten. Der Präsident der Methodistenkirche, Lun Sophy, und Leitungspersonen anderer Kirchen möchten dazu das Gespräch mit Leitungspersonen aus der Politik suchen.

Religionsfreiheit…

Das kambodschanische Volk sei stolz darauf, dass es trotz verschiedener religiöser Ansichten ohne Gewalt zusammenlebe, sagt Socheata Chap. Zur Feier wurden auch führende Personen aus der Politik eingeladen, darunter der Premierminister Hun Sen. In seiner Rede betonte er die Religionsfreiheit in Kambodscha und dass er allen Kirchen erlaube, im Land zu sein. Es seien bald Wahlen, merkt Socheata Chap an, und es gehe auch darum, Stimmen für sich zu gewinnen.

…und Regeln

Es sei richtig, dass in Kambodscha Religionsfreiheit herrsche, so Socheata Chap. Doch die christlichen Kirchen seien vielen Regeln unterworfen, die oft änderten und für sie nicht immer nachvollziehbar seien. Muslime seien von den Gesetzen her bessergestellt. Socheata Chap denkt, dass dies damit zu tun haben könnte, dass die christlichen Kirchen aus dem Westen kommen und die Sorge da sei, dass sie zu viel Einfluss gewinnen könnten.

Sich weiter einsetzen

Mit Hilfe der neuen sozialen Medien habe die 100-Jahr-Feier im ganzen Land ausgestrahlt und gezeigt werden können, berichtet Socheata Chap. Es sei an der Feier nicht alles perfekt gelaufen und hätte auch einige Herausforderungen gegeben. Doch das Wichtigste sei, dass alle zusammen das Evangelium gefeiert hätten und sich weiter dafür engagierten. «Ich bete darum, dass Gott die Menschen in Kambodscha, die Pfarrpersonen und alle, die sich für den Dienst der Kirche einsetzen, weiterhin segnet.»

Socheata Chap/ Nicole Gutknecht
Bild: Lun Sophy (l.) und Socheata Chap neben Bischof Gordon Wong von der Methodist Church in Singapore an der Jährlichen Konferenz der Methodistenkirche (Foto: Thomas Wirth)

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Spenden können einbezahlt werden:
Für kirchliche Projekte: Connexio hope, Zürich, CH09 0900 0000 1574 7657 4, oder 🔗online Vermerk Kambodscha
Für Entwicklungsprojekte und Nothilfe: Connexio develop, Zürich, CH44 0900 0000 1574 7157 9, oder 🔗online Vermerk Kambodscha