Bezirk
Bild PFingsten - grafische Darstellung

«Asbury outpouring» – der Anfang einer «Erweckung»?

24. Februar 2023

Der vermutlich längste «Morgengottesdienst» wurde seit dem 8. Februar während 12 Tagen in Wilmore, Kentucky gefeiert. Viele christliche Kreise sehen in dem Geschehen den Beginn einer «Erweckung», etwa auch der für die Methodistenkirche in der Region zuständige Superintendent Iosmar Alvarez.

Alles begann am 8. Februar, als sich in Wilmore, Kentucky (USA) Studierende wie gewöhnlich zu einem Morgengottesdienst im Hughes Auditorium der Asbury University zusammenfanden. Am Ende wurden sie eingeladen noch zu bleiben, wenn sie wollten, dass für sie gebetet werde. Viele blieben. Die Lobpreisband spielte weiter Musik.

«Welle von Gebet»

Was dann geschah, beschreibt ein Teilnehmer 🔗auf twitter so: «In der Asbury-Kapelle kam es gestern zu einer Welle von Gebet, Anbetung und einem bewegenden öffentlichen Bekenntnis. Es war eine bedeutende und spontane Bewegung des Geistes, die stundenlang andauerte. Was für ein Phänomen, das wir miterleben durften. Komm, Heiliger Geist!» –Der Gottesdienst ging immer weiter.

Mehr Leute kommen dazu

Das Ereignis verbreitete sich auf den Social Media schnell. Immer mehr, zunächst vor allem junge Menschen, Studierende anderer Einrichtungen, kamen nach Wilmore. Vor dem Auditorium bildeten sich lange Schlangen. Mehrere Stunden warteten Leute auf Einlass. In Nebengebäuden der Asbury University und in der nahegelegene Wilmore United Methodist Church fanden weitere solche Versammlungen statt, in die der Anlass per Livestream übertragen wurde.

Medien berichten

Fast zwei Wochen später war die Veranstaltung immer noch nicht zu Ende. Christliche Kreise sprachen von der «Asbury Erweckung» oder auch von der «Ausgiessung» («outpouring»). Auch säkulare Medien wie die Washington Post, NBC News und Fox News berichteten. Sie hatten allerdings sichtlich Mühe, das, was sich da ereignet, einzuordnen, zumal diesem Ereignis alle spektakulären Züge fehlen.

«Eine vom Geist geleitete Erweckung»

Der methodistische Pfarrer Dr. Iosmar Alvarez, Superintendent des Distrikts Lexington der Kentucky Annual Conference, 🔗beschreibt, wie er bei einem Besuch in Wilmore das Geschehen wahrnahm: «Ich erlebte eine vom Geist geleitete Erweckung, die mit der Umkehr unter den jungen Erwachsenen und den Jugendlichen begann und sich nun auf alle Generationen ausweitet. … Ich sah Menschen aus allen Generationen, ohne Unterschied der Rasse, die den einen König anbeteten, der seinesgleichen nicht hat, Jesus Christus.»

Unaufdringliche Stimmung

Ähnlich äusserten sich auch andere, die interviewt wurden oder in sozialen Medien ihre Eindrücke schildern, heisst es 🔗in einem Bericht der methodistischen Kentucky Conference (Synode). Sie seien beeindruckt von der unaufdringlichen, aber kraftvollen Stimmung, die hier herrsche: kein Rummel, keine Tagesordnung, einfach nur Menschen aller Altersgruppen, Bevölkerungsgruppen und Lebenslagen, die zusammenkamen, um Christus anzubeten.

Auch andernorts

Inzwischen gibt es 🔗Berichte von ähnlichen Feiern an anderen Universitäten, die von Personen initiiert wurden, die in Wilmore waren. Die «Antioch United Methodist Church» in Missouri listet 🔗in einem Facebook-Post 19 weitere Einrichtungen in den USA auf, in denen inzwischen ähnliche Erfahrungen gemacht werden. Der methodistische Pfarrer Cristian Istrate berichtet ausserdem 🔗in einem Facebook-Post von einem Gottesdienst in seiner Gemeinde in Sibiu, Rumänien, in der die Teilnehmer:innen «über die Asbury-Erweckung nachdachten». Dabei hätten sie «in der Kirche eine göttliche Manifestation des Heiligen Geistes» erlebt. Sie seien «von leidenschaftlichen Gebeten und unbändiger Anbetung überwältigt» worden.

Kritische Stimme

Professor 🔗Matthias Beier vom Christian Theological Seminary in Indianapolis analysiert 🔗in einem Facebook-Post die Dynamik der Ereignisse. Beier, der seine theologische Ausbildung an der Theologischen Hochschule Reutlingen, der Ausbildungsstätte der Methodist:innen im deutschsprachigen Raum absolvierte, wirft dabei einen kritischen Blick auf die Geschehnisse im Kontext des 🔗Morgengottesdienstes am 8. Februar.

«Es gab eine Menge Traumata, die das Gefühl der Nichtigkeit anrührten, während den Menschen in der Predigt gesagt wurde, dass sie ohne Gott nichts sind», schildert er den Kontext der Predigt. Es komme ihm vor, als ob die kleine Zahl von Studierenden, die zurückblieben und inmitten dieser persönlichen und globalen Nichtigkeit ‹standhaft› die Quelle des Haltes (‹Gott›) anbeteten, wie ein Magnet für die Sehnsucht der Menschen nach einem festen Halt geworden seien.

Sorgsamer Umgang gefordert

«Die Dynamik, die ich beschrieben habe, kann für einige eindeutig zu echten Transformationserfahrungen führen – aber sie kann auch zu desillusionierenden Erfahrungen für andere führen, sobald der gruppenpsychologische Effekt nachlässt», schreibt Beier weiter. Darum mahnt er zu einem sorgsamen Umgang und zu einer achtsamen Begleitung derer, die Teil dieser Dynamik werden. «Ob ‹Gott› in diesem Gruppenphänomen spricht oder nicht, wird sich an den Früchten zeigen», ist Beier überzeugt.

Noch nicht zuende

Am 19. Februar 🔗kündigte Kevin Brown, der President der Asbury University, an, dass die Gottesdienste nur noch bis zum 20. Februar fortgeführt würden. Am 21. und 22. Februar waren noch Abendgottesdienste für junge Erwachsene. Inzwischen finden in der Kapelle wieder die regulären Feiern statt.

«Ich wurde gefragt, ob Asbury diese Ausgiessung des Geistes Gottes und das Berührtwerden der menschlichen Herzen ‹beende›», schreibt er 🔗in einer schriftlichen Stellungnahme. «Ich habe darauf geantwortet, dass wir nicht etwas stoppen können, das wir nicht begonnen haben. Dies war nie geplant.» Doch Erneuerungbewegungen müssten immer «nach aussen», also hin zu anderen führen. Berichte aus den USA und der ganzen Welt zeigten, dass das zu geschehen beginne. «Unabhängig davon, wie wir das, was wir in den letzten Wochen gesehen und erlebt haben, beschreiben wollen (‹Aufbruch›, ‹Erneuerung›, ‹Erweckung›, ‹Ausgiessung›) – diese Bewegung ist noch nicht zuende.»

S.F. / Quellen: UMC Kentucky Conference, Institute on Religion and Democracy, Christianity today, Churchleaders, Wikipedia und im Text verlinkte Social-Media-Posts
Bild: Gerd Altmann, Pixabay

Website der Asbury University zum Ereignis

Aufzeichnung des Gottesdienstes vom 8. Februar

Weitere Newsmeldungen

Abonnieren Sie hier unseren Newsletter